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Rennanalyse GP England 2024
Wie trickste Mercedes die Gegner aus?

GP Großbritannien 2024

Wie gelang Lewis Hamilton der erste Triumph seit fast drei Jahren? Warum verspielte McLaren den Sieg? Und ist Haas nach Platz sechs von Nico Hülkenberg nun die fünfte Kraft? Die Rennanalyse zum GP England gibt die wichtigsten Antworten.

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
Foto: Motorsport Images

Wie kam Hamilton an Norris vorbei?

Der Grand Prix von England war ein echtes Spektakel. Lewis Hamilton siegte zum ersten Mal seit dem GP Saudi-Arabien 2021 und feierte den 104. Erfolg seiner Formel-1-Karriere. Der zukünftige Ferrari-Pilot musste 945 Tage auf diesen Moment warten. Zunächst sortierte sich der Engländer hinter Pole-Setter und Teamkollege George Russell nach dem Start ein. Als der erste Regen über der Strecke fiel, schlug Hamiltons Stunde: Der 39-Jährige schnappte sich in Runde 18 Russell. Doch kurz darauf musste er die McLaren von Lando Norris und Oscar Piastri ziehen lassen.

Unsere Highlights

Auch als der Regen kurz darauf stärker wurde und alle Piloten auf Intermediates wechselten, blieb der Abstand zum McLaren von Norris konstant bei zwei bis drei Sekunden. Norris kontrollierte den Druck, doch Mercedes traf den perfekten Zeitpunkt, um Hamilton auf der abtrocknenden Strecke an die Box zu holen. Hamilton wählte für den Schlussspurt die Soft-Reifen und schaffte es dank des Undercuts, an Norris vorbeizukommen. Teamchef Toto Wolff lobte die Entscheidung der Strategen. "Der Cross-Over-Point beim Wechsel auf die Trockenreifen war perfekt."

Sein Fahrer ließ sich im Anschluss nicht mehr vom Platz an der Sonne verdrängen und dankte seinem Team. "Ich habe nie aufgehört zu kämpfen. Es war mein letztes Rennen für Mercedes hier in Silverstone. Ich liebe dieses Team und bin jedem dankbar."

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
xpb

Lewis Hamilton kam dank Undercut in Runde 38 an Lando Norris vorbei und gewann zum neunten Mal in Silverstone.

Warum machte McLaren keinen Doppelstopp?

McLaren ging nach den Trainings am Freitag als Favorit ins Rennen, auch wenn Mercedes die erste Startreihe besetzte. Die Truppe um Teamchef Andrea Stella schlug sich am Sonntag jedoch selbst. Von Runde 20 bis 26 fuhren Norris und Piastri auf den Plätzen eins und zwei. Dann unterlief den Strategen der erste Fehler. Anstelle beide Piloten gleichzeitig zum Reifenwechsel auf Intermediates an die Box zu holen, fertigte McLaren nur Norris in Runde 27 ab. Piastri musste noch einen weiteren Umlauf auf der nassen Strecke mit Slicks überstehen.

Der Doppelstopp hätte den Australier fünf Sekunden gekostet. Stella ärgerte sich über die Entscheidung nach dem Grand Prix. "Wir waren zu gierig und wollten die Führung nicht hergeben. Ich wünschte, Oscar hätte uns mehr gedrängt, einen Doppelstopp zu wagen." Piastri fiel auf Rang sechs zurück, und am Ende war der Abstand zur Spitze zu groß. Er wurde nur Vierter.

Lando Norris - Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
xpb

McLaren schlug sich am Sonntag selbst. Dem Team unterliefen zwei schwerwiegende Strategiefehler.

Wieso wechselte Norris auf Soft?

Der zweite Patzer betraf dann Lando Norris – und der war rennentscheidend. Zwar schrubbte Hamilton gegen Ende des zweiten Stints auf der abtrocknenden Bahn ein paar Sekunden weg, angreifen konnte er Norris jedoch nicht. Mercedes wagte deshalb den Undercut in Runde 38, den McLaren nicht verteidigte. Hamilton kam vorbei. Auch, weil der Stopp bei Norris mit 4,5 Sekunden zu lange dauerte.

Doch der Schaden kumulierte sich. McLaren hatte seinem Piloten Soft-Reifen aufgezogen, genauso wie bei Hamilton. Und das, obwohl McLaren noch einen frischen Medium-Reifen im Regal hatte. Oscar Piastri hatte die mittlere Mischung zwei Runden zuvor erhalten, und die Out-Lap von ihm im Vergleich zu Hamilton und Verstappen hätten die Strategen in ihre Berechnungen einbeziehen müssen. Piastri war mehr als drei Sekunden schneller als der soft-bereifte Hamilton und der mit den harten Reifen fahrende Verstappen.

Stella ärgerte sich über die Entscheidung und gab Norris eine Teilschuld. "Lando hätte uns stärker in Richtung Medium-Reifen drängen sollen. Er war mit dem geringsten Risiko behaftet." Zudem ließ sich McLaren von der Entscheidung bei Hamilton von Mercedes in die Enge treiben. "Das hat uns verwirrt. Wir hatten durch Landos späten Boxenstopp den Luxus, unsere Gegner zu beobachten." Dennoch entschied sich McLaren anders. Der Reifen knickte ein, und Verstappen hatte keine Probleme, Norris den zweiten Platz abzuluchsen.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
Motorsport Images

Max Verstappen konnte zu Beginn des Rennens die Pace der Mercedes und McLaren nicht mitgehen.

Warum war Verstappen am Anfang so langsam?

Max Verstappen konnte in seinem Red Bull im ersten Teil des Rennens nicht mit den Mercedes und McLaren mithalten. Durch ein cleveres Manöver schnappte er sich zwar am Start Lando Norris, doch sein Rivale überholte ihn in der 15. Runde. Zwei Runden später musste er auch noch den zweiten McLaren von Oscar Piastri passieren lassen.

Technikdirektor Pierre Waché erklärte den Grund für die schwächelnde Leistung zu Beginn des Grand Prix. "Wir hatten im ersten Stint zu wenig Abtrieb auf der Vorderachse. Deshalb gab es Graining bei Max und er konnte das Tempo an der Spitze nicht halten. Beim ersten Stopp haben wir das korrigiert und den Frontflügel angepasst. Dann hatten wir wieder genügend Abtrieb."

Die Geschwindigkeit stimmte ab diesem Zeitpunkt, Verstappen konnte dank des Undercuts und des Doppelstopps bei Mercedes George Russell überholen und hinter sich halten, bevor dieser mit einem Wasserdruckproblem ausrollte. Gegen Ende des Rennens sah es sogar so aus, als könnte Verstappen noch den Sieg einfahren. Der Weltmeister erhielt bei seinem Boxenstopp in Runde 38 die harten Reifen. Nachdem der Red-Bull-Fahrer die Reifen ins richtige Temperatur-Fenster gebracht hatte, machte er Jagd auf Norris und Hamilton. Er überholte Ersteren in der 47. Runde. Für seinen WM-Rivalen aus 2021 reichte es nicht mehr. Teamchef Christian Horner trauerte dem Sieg kurz nach. "Noch ein oder zwei Runden mehr und er hätte Lewis noch überholt."

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
xpb

Ferrari war in England zu langsam. Carlos Sainz wurde Fünfter, Charles Leclerc blieb nach einem Reifen-Poker ohne Zähler.

Wieso fehlte Ferrari die Pace?

Ferrari spielte im Kampf um das Podium, geschweige den Sieg, keine Rolle. Die Roten hatten in Silverstone ab dem ersten Training Probleme. Carlos Sainz betrieb Schadensbegrenzung mit Rang fünf. Charles Leclerc verpasste die Punkteränge. Der Monegasse wurde durch den Wechsel auf Intermediates in Runde 12 aussichtslos zurückgeworfen. Die Strecke war zu trocken. Der Sieger von Monaco kam nur auf dem 14. Platz ins Ziel. Teamchef Frédéric Vasseur war entsprechend enttäuscht. "Nach einem solchen Wochenende kann man nicht behaupten, dass wir einen Schritt nach vorne gemacht haben. Aber Carlos konnte im ersten Stint mit Max Verstappen mithalten."

Nachdem der Weltmeister genügend Abtrieb hatte, öffnete sich die Lücke wieder. Auch Oscar Piastri war auf Medium-Reifen nicht zu halten. Ferrari befindet sich seit einigen Rennen in einer schwierigen Situation. Seit dem zweiten großen Update-Paket aus Barcelona ist das Bouncing bei Ferrari zurückgekehrt. Für Silverstone griffen die Ingenieure wieder auf den Unterboden vor den Upgrades in Spanien zurück. Die Wirkung war überschaubar. Vasseur zeigte sich dennoch optimistisch. "Auf technischer Seite haben wir am Sonntagabend ein besseres Verständnis unserer Situation, als es noch am Freitagmorgen der Fall war. Das ist ermutigend für den Rest der Saison."

Nico Hülkenberg - Haas - Formel 1 - Silverstone - GP England - 7. Juli 2024
xpb

Nico Hülkenberg schaffte zum zweiten Mal in Folge Platz sechs und holte für Haas acht Punkte.

Ist Haas nun die fünfte Kraft?

Die Sensation des Wochenendes war wie in Spielberg Haas. Oder besser gesagt Nico Hülkenberg. Der Deutsche beendete wie in Österreich das Rennen auf dem sechsten Rang. Den Grundstein für das starke Ergebnis hatte der 36-Jährige im Qualifying am Samstag gelegt, als er den Haas VF-24 auf P6 platzierte. Das neue Paket war nur auf Hülkenbergs Auto. Teamkollege Kevin Magnussen verzichtete darauf.

Hülkenberg verlor zwar am Start drei Positionen, konnte sie jedoch bis zum Ziel wieder zurückgewinnen. Hülkenberg kommentierte: "Es war stressig. Es war ein Thriller und ein Ritt auf der Rasierklinge, mit den Slicks zu fahren, Regentropfen auf dem Visier zu haben und dann bei 300 km/h in Copse einzulenken, vor allem, wenn man nicht weiß, wo der Grip ist. Es war wirklich anstrengend und es war großartig, am Ende mit acht Punkten nach Hause zu fahren."

Der nächstjährige Sauber-Pilot konnte die Aston Martin von Lance Stroll und Fernando Alonso hinter sich lassen, die ihm lange Zeit dicht auf den Fersen waren. Haas hat im Mittelfeldrennen einen großen Sprung gemacht. Teamchef Ayao Komatsu zog nach dem Silverstone-Paket Bilanz. "Die Updates haben wieder funktioniert, und Nico hat es am Freitag sofort gespürt. Das Qualifying am Samstag hat das gezeigt und seine Rennpace heute hat es bestätigt."

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