GP England 2023 (Qualifikation): Verstappen-Pole

Egal, wie die Verhältnisse in dieser Saison sind, was das Wetter macht und auf welcher Rennstrecke die Formel 1 unterwegs ist: In den meisten Fällen ist Max Verstappen im Red Bull der schnellste Mann. So war es auch in der Qualifikation zum GP England. Auf der 5,891 Kilometer langen Highspeed-Rennstrecke von Silverstone angelte sich der Weltmeister die Pole Position.

In seiner letzten Runde des Tages flog Verstappen in 1:26.720 Minuten um den Kurs. Diese Zeit konnte kein Konkurrent erreichen. Für den Champion ist es die siebte Pole der Saison und die 27. der Karriere. Verstappen ist auf dem besten Weg, den sechsten Grand Prix in Serie zu gewinnen. In Silverstone siegte er in seiner Laufbahn bisher erst einmal. Ein kleines Missgeschick unterlief ihm am Ende von Q1. Dort traf er aus der Garage herausfahrend die Boxenmauer und beschädigte den Frontflügel.

McLaren erster Verfolger

In den Trainings war Williams die große Überraschung. In der Qualifikation nahm diese Position ein anderer Traditionsrennstall aus England ein. McLaren sorgte für eine kleine Sensation. Lando Norris überzeugte auf dem zweiten Platz. Dem Lokalmatador fehlten nur 0,241 Sekunden auf die Pole Position. Direkt dahinter sortierte sich ein nicht minder brillanter Oscar Piastri ein.

McLaren jubelte geschlossen: "Das war eine ziemlich geile Runde", sagte ein strahlender Norris, der danach witzelte. "Leider hat uns Max die Pole ruiniert. Das macht er immer." Der australische Teamkollege strahlte über beide Ohren. "Das Auto war ab dem zweiten Quali-Durchgang eine Rakete." Die kühleren Verhältnisse bekamen dem Papaya-Rennwagen.

Die üblichen Verfolger von Red Bull wurden zu Nebendarstellern. Ferrari verbuchte immerhin die Plätze vier und fünf. Die Bestzeit lag außer Reichweite. Charles Leclerc verlor über vier Zehntelsekunden auf den Pole Setter. Ein Fehler in Kurve 15 kostete ihn. Die schnellen Kurven scheinen weiter etwas die Achillesferse des roten Autos zu sein. Auch wenn Ferrari eine Besserung verzeichnet. Vorjahressieger Carlos Sainz reihte sich auf dem fünften Rang ein.

Mercedes besser, aber nicht gut

Mercedes zeigte im Vergleich zum Vortag eine Steigerung. Es reichte dennoch nur, um die vierte Kraft im Feld zu sein. George Russell und Lewis Hamilton kämpfen mit einem schwer zu fahrenden Auto. An die Pole war nicht zu denken. Die Hoffnungen von Mercedes ruhen auf starken Longruns am Freitag. Russell startet von Platz sechs, der achtmalige Silverstone-Sieger Hamilton von Position sieben. Die englischen Fans werden sie genauso anfeuern wie Norris.

Alexander Albon rutschte im Vergleich zum starken Training erwartungsgemäß etwas ab. Das Ergebnis ist mit Platz acht für Williams trotzdem zufriedenstellend. Einen schweren Stand hat Aston Martin. Die Fabrik liegt nur wenige hundert Meter von der Rennstrecke entfernt. Auf ihrer Heimbahn haben die grünen Autos allerdings keine vielversprechende Pace. Fernando Alonso wurde Neunter vor Pierre Gasly im Alpine.

Hülkenberg-Ende in Q2

Der zweite Aston Martin scheiterte an der letzten Hürde. Lance Stroll stritt sich mit Alpine-Pilot Esteban Ocon in den letzten Kurven der Outlap um die Vorfahrt. Beide ruinierten sich damit eine optimale Reifenvorbereitung. Die Quittung folgte mit dem Ausscheiden. Stroll reihte sich an zwölfter Stelle an. Ocon steuerte seinen Alpine auf die 13. Position.

Dieses Mal war für Nico Hülkenberg kein Platz im dritten Abschnitt reserviert. Der lange Rheinländer kämpfte sich aber immerhin auf den elften Rang. Für das Q3 hätte er mehr als eine Zehntel flotter sein müssen. An diesem Wochenende scheint es seinem Haas etwas an Performance zu mangeln. Dabei hatte der US-Rennstall so große Hoffnungen in das Strecken-Layout gesetzt. Für gewöhnlich harmoniert der VF-23 mit flüssigen Kurven. Harte Bremszonen sind dagegen nicht seine Vorliebe. Die gibt es in Silverstone kaum.

Für Alfa Romeo endete die Qualifikation wie so oft in diesem Jahr enttäuschend. Das Auto zündet die Reifen nicht schnell genug an. Und es fehlt Abtrieb. Valtteri Bottas schaffte es wenigstens in den zweiten Durchgang, zählte dort aber trotzdem nicht zu den Teilnehmern. Der Finne tauchte nicht mehr auf der Strecke auf. Das bedeutet für den Routinier Platz 15. Vor ihm landete Logan Sargeant im zweiten Williams. Nach der Quali wurde Bottas disqualifiziert. Im Tank des Alfa-Sauber war nicht genug Sprit für die obligatorische Probe gewesen.

Perez-Aus im ersten Teil

Schon der erste Qualifikationsteil stellte die 20 Fahrer vor eine große Herausforderung. Es herrschten zunächst Mischverhältnisse. Die Piste war an vielen Stellen noch feucht, aber noch gut genug für die Slick-Reifen. Zwischendurch nieselte es, was die Angelegenheit noch rutschiger machte.

Drei Minuten vor Schluss löste Kevin Magnussen eine rote Flagge aus – und sorgte damit für ein spannendes Finale im Q1. Der Däne war in seinem Haas ausgangs der Stowe-Kurve plötzlich liegengeblieben. Die Wiederholung zeigte, dass sein Haas einfach langsam wurde. Das riecht nach einem elektrischen Blackout.

3:11 Minuten vor Ende gab die Rennleitung den Kurs wieder frei. Jeder Pilot hatte noch eine schnelle Runde auf einer immer schneller werdenden Strecke. Einen der Top-Fahrer erwischte es: Sergio Perez verpasste den Aufstieg ins Q2 um 19 Tausendstel. Er schluckte damit die nächste äußerst bittere Pille in einer Qualifikation. Das Zeitfahren ist aktuell sein großes Problem. Auf das Hoch von Österreich mit einem dritten Platz im Rennen folgte für Perez direkt wieder der tiefe Fall ins Niemandsland. Und das in einem Red Bull.

Zusammen mit dem Mexikaner und Magnussen strichen außerdem die beiden Alpha Tauri und Guanyu Zhou früh die Segel. Trotz eines umfangreichen Upgrades kommt Red Bulls Schwesterteam nicht in Schwung. Zhou kassierte gegen den erfahrenen Bottas eine Trainingsniederlage. Bei Mischverhältnissen tut sich Alfa-Sauber schwer, die Reifen zuverlässig aufzuwärmen.