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Trainingsanalyse GP England 2023
Ferrari ein Gegner für Red Bull?

GP Großbritannien 2023

Ferrari sieht auf dem Papier wie ein Gegner für Red Bull aus, doch über Distanz verlieren die roten Auto zu viel Zeit. Die Sensation des ersten Trainingstages war die Auferstehung von Williams.

Carlos Sainz - Ferrari - GP England 2023 - Silverstone
Foto: Wilhelm

Red Bull, Ferrari, Williams. Red Bull auf Platz 1 ist der Normalfall. Ferrari als bester Verfolger war nicht ganz erwartet. Silverstone galt in der Theorie als Problemstrecke für die roten Autos. Doch der Freitag deutete an, dass die Herrlichkeit für Ferrari eine kurze Halbwertzeit haben könnte. Auf eine Runde verlor Carlos Sainz nur 22 Tausendstel auf Max Verstappen. Über neun Runden auf Soft-Reifen waren es im Schnitt sieben Zehntel. Sainz ging seine Rennsimulation zu forsch an und bezahlte dafür. Außerdem ist noch gar nicht sicher, ob der Soft-Reifen eine gute Wahl für das Rennen ist.

Unsere Highlights

Die große Überraschung folgte auf Platz 3. Williams ist ein Team, das man eher am Tabellenende erwartet. Doch am ersten Trainingstag stellte Alexander Albon den FW45 zwei Mal auf den dritten Platz. In der zweiten Sitzung kam der Thailänder Verstappen bis auf zwei Zehntel nahe. Und Logan Sargeant bestätigte als Fünfter die starke Form der Autos des britischen Traditionsteams.

Trotzdem ist der Williams kein Auto für das Podest beim Heimspiel. Das Team ging bewusst auf schnelle Runden, um mehr Daten über die jüngsten Upgrades zu sammeln. Im Longrun schaffte es Albon aber immer noch in die Top Ten. Mercedes und Aston Martin knabberten an ihren altbekannten Problemen. Es hakt auf der ersten Runde, ist aber vielversprechend im Dauerlauf. Die vielen Upgrades bei diversen Teams haben noch keine Bäume ausgerissen. Die Ingenieure brauchen mehr Zeit sie zu verstehen.

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen

Charles Leclerc - Ferrari - GP England 2023 - Silverstone
Wilhelm
Charles Leclerc verpasste nach einem Schaden das komplette zweite Training in Silverstone.

1) Ist Ferrari für Verstappen ein Gegner?

Silverstone ist eigentlich keine Ferrari-Strecke. Trotzdem fehlten Carlos Sainz nur 0,022 Sekunden auf Max Verstappen. Teil eins der Zielvorgabe von Teamchef Frédéric Vasseur ist erfüllt: "Wir wollen uns unter schwierigen Bedingungen so teuer wie möglich verkaufen." Charles Leclerc konnte nichts dazu beitragen. Der Ferrari mit der Startnummer 16 stand die komplette zweite Sitzung mit einem Elektrik-Defekt in der Garage. Da sich der Fehler nicht sofort finden ließ, entschloss sich Ferrari dazu, den ganzen Kabelbaum zu tauschen. So ist das in modernen Zeiten. Kleine Defekte verlangen viel Arbeit.

Für das Rennen muss Ferrari noch arbeiten. Als Verstappen und Sainz gleichzeitig auf Soft-Reifen einen Longrun abspulten, ging die Schere ziemlich schnell zugunsten von Red Bull auf. Verstappen begann seinen Sieben-Runden-Stint mit einer Zeit von 1.33,003 Minuten, Sainz mit 1.33,579 Minuten. Während Verstappen noch in seiner vierten Runde eine 1.33er Zeit fuhr, driftete Sainz oft in die 1.34er Zeiten ab. Doch gegen Ende des Stints erholten sich die Reifen am Ferrari wieder und das Delta schrumpfte auf drei bis vier Zehntel.

Vasseur ist nicht einmal sicher, ob der Soft-Reifen eine gute Option für das Rennen ist. "Er zeigte heute trotz hoher Temperaturen schon Tendenzen zum Körnen. Ab morgen soll es kühler werden. Das könnte auch das Körnen verschärfen." Christian Horner resümierte nach dem ersten Tag: "Ferrari scheint unser erster Verfolger zu sein. Perez hat sich wieder gefangen. Seit die WM für ihn gelaufen ist, fährt er entspannter."

Alexander Albon - Williams - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Williams lieferte am Freitag eine Glanzvorstellung ab.

2) Wie ist das Williams-Wunder zu erklären?

Alle rieben ich die Augen. Alexander Albon beendete beide Trainingssitzungen auf Platz 3. Im ersten Training fehlten 0,489 Sekunden auf Verstappen, im zweiten nur noch 0,218 Sekunden. Logan Sargeant zeigte mit dem 5. Platz in der zweiten Trainingssitzung, dass da kein Glück im Spiel war. Williams ist bei seinem 799. GP-Start ein Gegner, der zumindest über eine Runde auf Augenhöhe mit Ferrari, Mercedes und Aston Martin kämpft.

Teamchef James Vowles bremst jedoch die Euphorie, dass Williams mit einem Mal durchgestartet ist. "Wir sind immer noch dabei, unsere jüngsten Upgrades besser zu verstehen. Sie sind ein Fortschritte, aber uns fehlen noch Daten. Deshalb versuchen wir in den freien Trainings, möglichst realitätsnahe Verhältnisse zu simulieren. Wir sind heute Qualifikations-Runden gefahren. Ich möchte wetten, dass andere Teams mehr Sprit an Bord hatten." Die gute Nachricht. Williams simulierte auch das Rennen. Im Dauerlauf schaffte es Albon in die Top Ten.

Das große Upgrade, das in Montreal debütierte, beginnt jetzt Früchte abzuwerfen. Es wurde inzwischen zwei Mal verfeinert, in Silverstone mit einem neuen Frontflügel, der mangels Ersatzteilen exklusiv an Albon ging.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Mercedes hat ein schlechtes Auto für die Qualifikation und ein gutes für das Rennen.

3) Was ist nur mit Mercedes los?

Auf eine Runde sind die Mercedes bei ihrem Heimspiel enttäuschend. George Russell und Lewis Hamilton landeten abgeschlagen auf den Plätzen 12 und 15. Da tröstet es auch nicht, dass Hamilton seinen ersten Versuch auf Soft-Reifen abbrechen musste. Beide Fahrer klagten über fehlenden Grip.

Besser sieht es bei den Longruns aus. Hamilton und Russell waren auf den Soft-Reifen über die Distanz nicht viel langsamer als die Red Bull, aber deutlich schneller als Ferrari. Zum Vergleich. Verstappen schaffte über sieben Runden auf dem Soft-Gummi einen Schnitt von 1.33,804 Minuten. Hamiltons Durchschnittswert über neun Runden lag bei 1.33,997 Minuten. "Es sieht danach aus, dass wir für das Rennen ein Auto haben, mit dem wir um das Podium kämpfen können", meint Chefingenieur Andrew Shovlin. "Für das Qualifiying haben wir ein Auto, mit dem wir uns schwer tun, die Top 10 zu erreichen."

Über die Gründe für die Probleme in der ersten Runde trotz Asphalttemperaturen von 42 Grad und vielen Highspeed-Kurven gibt es im Moment nur Vermutungen. Möglicherweise haben die Fahrer im ersten Sektor zu hart ran genommen, so dass sie im zweiten und dritten Streckenabschnitt schon zu heiß waren.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP England 2023 - Silverstone
Wilhelm
Aston Martin nutzte die Trainings als eine Art Test-Session.

4) Warum schwächelt Aston Martin?

Die Plätze 6 und 10 sind keine Offenbarung für ein Team, das Mercedes wieder den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM abjagen will. Auf eine Runde fehlte den grünen Autos der Speed. Selbst wenn man mit einrechnet, dass Fernando Alonso normalerweise drei Zehntel schneller ist als Lance Stroll, läge der Abstand zu Red Bull immer noch bei vier Zehntel. Ein loser Spiegel bei Stroll und Wrackteile, die sich links vorne bei Alonso AMR23 verfangen hatten, störten das Programm nur kurz.

Für Aston Martin gilt das gleiche wie für Mercedes: Unauffällig auf eine Runde, stark im Longrun. Stroll fühlte sich in der zweiten Sitzung nach einer Setup-Änderung deutlich wohler in seinem AMR23. Alonso ist nicht allzu besorgt über das Ergebnis: "Wir haben viele Dinge getestet. Der Wind hat uns die Arbeit nicht leicht gemacht, doch das Auto fühlte sich im Großen und Ganzen gut an." Sein Longrun auf Medium-Reifen bewies es. Der Spanier war mit einem Mittelwert von 1.34,416 Minuten über neun Runden ein Muster an Beständigkeit. Er begann den Stint mit 1.34,163 Minuten und beendete ihn mit 1.34,196 Minuten.

Aston Martin nutzte den ersten Trainingstag als Test der Upgrades der letzten Rennen. In Montreal und Spielberg war wegen des Wetters und des Sprintwochenendes nicht genug Zeit. Deshalb werden die beiden AMR23 erst am Samstag in der vollen Konfiguration antreten. Man einigte sich unter Fahrern und Ingenieuren auf etwas weniger Heckflügelanstellung. Das half auf den Geraden, schadete aber in den schnellen Kurven nicht.

Lando Norris - McLaren - GP England 2023 - Silverstone
Motorsport Images
McLaren führt in England den zweiten Teil der B-Version ein.

5) Wie funktionieren die Upgrades?

McLaren sucht noch nach Erklärungen. Lando Norris war mit Teil 2 des Upgrades drei Zehntel langsamer als Oscar Piastri mit Stufe 1. Der Engländer hatte keine saubere Runde. Und er klagte über Balance-Probleme: "Mir fehlte das letzte Vertrauen ins Auto." Alfa-Sauber rückte im hinteren Mittelfeld ein paar Positionen auf, schafft es aber nicht in die Top Ten. Valtteri Bottas urteilte: "Die Upgrades bringen uns ein bisschen mehr Abtrieb, aber wir waren hier in Silverstone nicht die einzigen mit neuen Teilen. Um mehr davon zu profitieren, müssen wir über Nacht noch Arbeit in die Optimierung des Setups stecken." Die Alpha-Tauri-Piloten Yuki Tsunoda und Nyck de Vries bleiben im Tabellenkeller. Dabei sollte das Upgrade auf dem Papier 0,25 Sekunden bringen.

Für Haas begann der Tag mit einer bösen Überraschung. Auf den harten Reifen lagen die US-Renner auf den letzten beiden Plätzen. Um einen Vergleichstest abzuspulen, hatte nur Kevin Magnussen die neue Querlenker-Verkleidungen, Bremsbelüftungen und den modifizierten Beam wing am Auto. Für den Nachmittag wurden beide Autos massiv umgebaut, "auf ein traditionelleres Setup", wie sich Nico Hülkenberg ausdrückte.

Der Deutsche bestätigte als Siebter, dass er in der Qualifikation wieder ein Q3-Kandidat ist. Diesmal war er auch mit dem Longrun zufrieden. "Im Vergleich zu anderen Freitagstrainings war das Gefühl ein besseres. Aber am Freitag fährst du natürlich viel allein auf der Strecke. Eines unserer Probleme ist das Fahren im Verkehr. Und das kannst du nicht simulieren." Die Haas-Techniker glauben, dass die Reifenprobleme hauptsächlich auf Strecken auftreten, auf den viel gebremst wird. Auf flüssigen Streckenlayouts war bis jetzt die Abnutzung immer geringer. Silverstone würde dazu zählen.

6) Welche Rolle spielen die neuen Pirelli-Reifen?

In den Schlussminuten hatte Nyck de Vries einen Reifenschaden rechts vorne. Da werden böse Silverstone-Erinnerungen für Pirelli wach. Sportchef Mario Isola führte den Schaden auf die Folge eines Bremsplatten zurück. Trotzdem ist es gut möglich, dass am Samstag die Reifendrücke angehoben werden.

Die Startdrücke liegen derzeit mit 26.5 vorne und 23,0 PI hinten bereits sehr hoch. Max Verstappen gibt das als Grund dafür an, warum sich viele Fahrer im ersten Training über fehlenden Grip beschwerten. "Speziell in langsamen Passagen sind wir viel herumgerutscht." Der erste Einsatz der neuen Reifenkonstruktion lieferte laut Isola das erwartete Ergebnis. Verstappen Bestzeit von 1.329,078 Minuten lag nur eine Zehntel über der FP3-Zeit im letzten Jahr.

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