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Rennanalyse GP England 2023
Die Gründe für das McLaren-Wunder

GP Großbritannien 2023

Max Verstappen siegt einfach weiter, auch wenn es ihm in Silverstone nicht so leicht fiel wie noch in Österreich. Vier Gründe brachten McLaren ein Wunder und 30 WM-Punkte. Ferrari verließ England mit nur drei Zählern.

Hamilton - Norris - Formel 1 - GP England 2023 - Silverstone - Rennen
Foto: Wilhelm

In Spanien war Mercedes die zweite Kraft. In Kanada dann Aston Martin. In Österreich schwang sich Ferrari zum ersten Jäger auf, eine Woche später in England trumpfte McLaren auf. Red Bull kann es nur recht sein. Die Gegner nehmen einander die Punkte weg. Max Verstappen behält sein Abonnement auf Siege. Inzwischen hat er in diesem Jahr deren acht erzielt. In der WM liegt er fast 100 Punkte voraus.

Warum entschied sich McLaren für harte Reifen?

Der Ausfall von Kevin Magnussen und das fällige Safety Car stauchten das Feld nach Halbzeit zusammen. Lando Norris bog wie Max Verstappen sowie Lewis Hamilton und Fernando Alonso zum Gratis-Stopp ab. Zur Verwunderung der Beobachter wählte McLaren die harten Reifen. Obwohl Norris die Softs wollte.

Unsere Highlights

McLaren-Rennleiter Andrea Stella erklärte: "Wir hatten die harten Reifen schon während der VSC-Phase parat. Dann wurde ein echtes Safety Car daraus. Ein spätes Umdenken hätte nur für Hektik gesorgt. Operativ birgt es zu viel Risiko, in letzter Sekunde umzudisponieren." Also blieb McLaren seinem Plan treu. Zumal der MCL60 dafür bekannt ist, die Reifen schnell anzuzünden. "Lando musste nur vier Kurven überleben." Norris teilte sich die Motorleistung clever ein und wehrte die Angriffe von Hamilton nach dem Restart ab. Der Lohn war der zweite Platz.

Lando Norris - McLaren - GP England 2023 - Silverstone
Wilhelm
McLaren geigte in Silverstone groß auf. Die Strecke schmeckte dem MCL60 ganz besonders.

Die optimale Nutzung der Reifen war eines der Erfolgsgeheimnisse. Die McLaren brachten sie schnell auf Temperatur. Auch Rookie Oscar Piastri meisterte die Aufgabe. Die McLaren nutzten die Reifen nicht zu sehr ab, weil der Abbau allgemein in Silverstone gering ausfiel. Die weiteren drei Gründe für die Gala-Vorstellung betrafen das Wetter, das Streckenlayout und die neuen Teile.

Lufttemperaturen von um die 20 Grad Celsius sind Balsam für die Papaya-Autos. In schnellen Kurven glänzt der McLaren. Mit volleren Tanks spielte man die Vorteile dort noch stärker aus als in der Qualifikation. "Mit wenig Sprit werden in Silverstone viele Kurven mit Vollgas durchfahren. Im Rennen geht das nicht. Da werden diese Passagen zu echten Kurven. Das war ein Bonus für uns."

An mittelschnellen Ecken, in die hereingerollt wird, mangelt es in Silverstone. Das war bis jetzt die große Achillesferse. In langsamen Kurven hat der MCL60 mehr Abtrieb gewonnen. "Das stellen wir in den Daten fest. Allgemein haben wir uns in jedem Speed-Bereich verbessert und unsere aerodynamische Effizienz ist besser geworden", schildert Teamchef Stella.

Der Umbau der letzten Wochen hat also angeschlagen. Silverstone ist wie Spielberg die Woche zuvor eine Piste, auf der die Vorderachse mehr gefordert wird als das Heck. Auch das schmeckt McLaren. Die größere Herausforderung wartet beim nächsten Rennen in Ungarn. Der Hungaroring mixt langsame und mittelschnelle Kurven. Und es ist dort meistens heiß. "Danach können wir ein besseres Urteil fällen."

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP England 2023 - Silverstone - Rennen
Motorsport Images
Dieses Mal gewann Max Verstappen nicht mit der linken Hand.

Wieso haderte Verstappen mit seinem Red Bull?

Die Groundeffect-Autos reagieren sensibel auf kleinste Veränderungen. Je nach Typ der Strecke, Asphaltbeschaffenheit, Temperaturen, Wind, Reifen und der gewählten Bodenfreiheit schwanken die Ergebnisse. An jedem Auto funktioniert die Aerodynamik bei einem bestimmten Abstand zur Oberfläche am besten. Manches Aerodynamik-Profil bevorzugt tief, manches hoch.

In England war plötzlich McLaren die zweite Kraft. Nur eines ist in diesem Feld sicher: Der Red Bull ist selbst am schnellsten, wenn er nicht in der absoluten Komfortzone ist. Weil der RB19 das größte Arbeitsfenster hat. In Silverstone hatte Red Bull nicht den besten Tag im Rennen. Dennoch gewann Max Verstappen zum achten Mal in dieser Saison.

Bei kühleren Temperaturen und stärkerem Wind wirkte der Red Bull verwundbarer als sonst. Der Sieger versemmelte den Start mit durchdrehenden Rädern. "Ich habe mich an den Donnerstag erinnert gefühlt. Da hatte ich für Marketing-Zwecke driften müssen." In Runde fünf holte sich Verstappen den Spitzenplatz zurück. "Lando hat sich dankenswerterweise nicht groß gewehrt." Weil der Engländer die Ferrari und Mercedes als die großen Gegner ansah, und nicht den Red Bull. Norris wollte sich im Zweikampf nicht aufreiben.

Immer wenn die Pirellis gut halten, schrumpft der Vorteil des besten Autos im Feld. Die Abstände bleiben gering. Bis zum Safety Car baute sich Verstappen mühsam einen Vorsprung von 9,7 Sekunden auf. "Der war mit einem Schlag weg", bedauerte Sportchef Helmut Marko. Red Bull wählte die weichen Reifen für den Schluss-Stint. Verstappen haderte mit ihnen. "Die Reifen haben überhitzt. Nicht so schlimm wie bei Hamilton. Aber wenn das Rennen fünf Runden länger dauert, holt uns der Norris noch ein", meinte Marko.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP England 2023 - Silverstone
xpb
Mercedes war in Silverstone langsamer als man es im Vorfeld angenommen hatte.

Warum schwächelte Mercedes ausgerechnet in schnellen Kurven?

Lewis Hamilton hatte das Glück auf seiner Seite. Nur durch das Safety Car gelang der Sprung auf das Podest. Der Stopp in Runde 33 spülte ihn vorbei am Teamkollegen und an Oscar Piastri. George Russell hatte den Australier kurz vor dem Safety Car in die Box gezogen. McLaren fürchtete einen Undercut, weil die Reifen am Auto mit der Startnummer 81 nachließen.

Nach dem Neustart rieb sich Hamilton an Norris auf und Russell an Piastri. "Wir waren uns sicher, dass wir die McLaren dank der weichen Reifen auffressen werden. Ich hatte mit Platz zwei für Lewis und Platz drei für George gerechnet", erzählte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Daraus wurde nichts, weil Norris und Piastri sogar auf der harten Mischung zu stark waren.

Der Mercedes war auf seiner einstigen Paradestrecke kein Auto, um aus eigenen Stücken unter die Top 3 zu fahren. Ausgerechnet in den Highspeed-Kurven zwickte es. "Da haben wir gestrauchelt und am Kurvenausgang mit schlechter Traktion bezahlt." Umgedrehte Verhältnisse: Bis jetzt hatte der W14 eine Schwäche in langsamen Kurven und nicht in den schnellen.

Die Ursache mag in der Abstimmung liegen. Vielleicht bekam Mercedes das Auto wegen des neuen Frontflügels nicht passend ausbalanciert. Es könnte auch an den neuen Pirelli-Reifen gelegen haben, welche die Vorderachse im Verhältnis stärken. Das bezahlen Autos, denen im Heck Abtrieb fehlt.

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - GP England 2023 - Silverstone - Rennen
Wilhelm
Ferrari stolperte über zu hohen Reifenverschleiß und zu frühe Boxenstopps.

Wie ruinierte sich Ferrari ein besseres Ergebnis?

Ferrari hat sich verbessert, ist aber noch lange nicht gut genug. Der SF-23 hat an Beständigkeit gewonnen. Die Schwäche in den schnellen Kurven ist noch nicht kuriert. Silverstone legte sie im Rennen offen. Charles Leclerc bog in Runde 18 viel zu früh zum Wechsel auf harte Reifen ab. Ein Undercut hatte null Erfolgsaussichten. Und dass Russell dahinter zuerst hereinkommt, schien sehr unwahrscheinlich. Carlos Sainz kam acht Runden später. "Wir waren über den Reifenabbau am Ende des Stints besorgt. Deshalb kamen wir früher rein. Im Nachhinein hätten wir anders entschieden", gab Teamchef Frédéric Vasseur zu.

Von den weichen Reifen ließ Ferrari die Finger. Aus Sorge vor möglichem Körnen der Oberfläche. Leclerc nutzte das Safety Car, zu einem weiteren Reifentausch. Auf den harten Reifen fühlte er sich sonst zu verwundbar. Sainz wollte auch rein, Ferrari hielt ihn draußen. "Als Perez ihn überholte, geriet Carlos auf die Gummischnipsel. Das hat ihn weitere Plätze gekostet."

Die Ferrari steckten danach hinter Alexander Albon im DRS-Zug. Sie verbuchten mickrige drei Punkte. Sorgen machen müssen die vielen Motorschäden bei Kunde Haas. In Montreal schoss in Nico Hülkenbergs Auto ein Pleuel durch den Motorblock. In Österreich hatte er den nächsten Schaden an der Power Unit. In Silverstone erwischte es Kevin Magnussen im anderen Haas mit Motorschaden.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP England 2023 - Silverstone - Rennen
xpb
Fernando Alonso strich bei Aston Martins Heimspiel nur sechs Punkte ein.

Was war nur mit Aston Martin los?

Silverstone verlangt Performance in langsamen und schnellen Kurven plus ein schnelles Auto geradeaus. Ein unbekömmlicher Cocktail für den Aston Martin, der Stop-and-Go und mittelschnelle Kurven liebt, und bei der aerodynamischen Effizienz sowie dem DRS-Mechanismus noch Defizite hat. Das schränkt den Spielraum ein.

Die Ingenieure bestückten das Auto mit einem kleineren Flügel. Das half auf den Geraden, schädigte allerdings in den langsamen Passagen. Aston Martin glaubt, dass es in Ungarn wieder aufwärts geht. Der Hungaroring sollte ins Profil passen. "Heute haben wir dank der Strategie das Maximum herausgeholt. Wir müssen das Wochenende analysieren. Besorgt bin ich allerdings nicht", sprach Fernando Alonso nach seinem siebten Platz.

GP England 2023 - Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Max Verstappen

Red Bull

1:25:16.938 h

2. Lando Norris

McLaren

+ 3.798 s

3. Lewis Hamilton

Mercedes

+ 6.783 s

4. Oscar Piastri

McLaren

+ 7.776 s

5. George Russell

Mercedes

+ 11.206 s

6. Sergio Perez

Red Bull

+ 12.882 s

7. Fernando Alonso

Aston Martin

+ 17.193 s

8. Alexander Albon

Williams

+ 17.878 s

9. Charles Leclerc

Ferrari

+ 18.689 s

10. Carlos Sainz

Ferrari

+ 19.448 s

11. Logan Sargeant

Williams

+ 23.632 s

12. Valtteri Bottas

Alfa Romeo

+ 25.830 s

13. Nico Hülkenberg

Haas

+ 26.663 s

14. Lance Stroll

Aston Martin

+ 27.483 s

15. Zhou Guanyu

Alfa Romeo

+ 29.820 s

16. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

+ 31.225 s

17. Nyck De Vries

Alpha Tauri

+ 33.128 s

18. Pierre Gasly

Alpine

Ausfall

19. Kevin Magnussen

Haas

Ausfall

20. Esteban Ocon

Alpine

Ausfall

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