Wie schon im Qualifying nahm der Regen auch am Sprint-Samstag eine Hauptrolle ein. Eine halbe Stunde vor dem geplanten Start der Shootout-Session, mit der die Startreihenfolge für das Mini-Rennen ermittelt wird, öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Rennleitung blieb nichts anderes übrig, als den Anpfiff zu verschieben.
Erst mit 35 Minuten Verspätung hatten die Kehrmaschinen das stehende Wasser von der Piste geschoben, so dass die Strecke endlich freigegeben werden konnte. In den ersten beiden K.O.-Runden waren aber noch Intermediates gefragt. Die Slicks brachten erst im Q3 einen Zeitgewinn.
Lance Stroll pokerte schon am Ende der Q2-Session mit Trockenreifen und wurde dafür bestraft. Auf seiner schnellen Runde rutschte der Kanadier in Kurve 9 in die Bande, womit der Mittelabschnitt vorzeitig beendet wurde. Weil der Abbruch keine Verbesserungen mehr zuließ, riss Stroll auch noch Teamkollege Fernando Alonso, die beiden Williams und Daniel Ricciardo mit sich ins Aus.
Verstappen mit Glück und Können
In der Finalrunde war die Ideallinie dann weit genug abgetrocknet, dass es alle Piloten mit Slicks probieren konnten. Weil in der Session nur acht Minuten zur Verfügung standen, blieb keine Zeit zum Nachtanken oder Reifenwechseln. In den einzigen Run mussten die Piloten mehrere schnelle Runden einbauen. Wie erwartet, wurden die besten Zeiten ganz am Ende der Session gesetzt.
Max Verstappen schaffte es vor seinem letzten Schuss gerade noch rechtzeitig über die Linie. Dann zeigte sich der Weltmeister wieder einmal nervenstark und fuhr wie schon am Vortag die schnellste Runde. Allerdings blieben dieses Mal nur 11 Tausendstel Vorsprung auf Überraschungsmann Oscar Piastri. Gestern hatte der Lokalmatador noch um 8 Zehntel deklassiert.
"Die Bedingungen waren ähnlich wie gestern", erklärte der Pole-Setter. "Es hat heute aber etwas länger gedauert, bis man auf Slicks wechseln konnte. Der Vorsprung ist am Ende etwas kleiner ausgefallen. Aber es war leicht, heute einen Fehler zu machen. Es gab noch viele feuchte Stellen, zum Beispiel in Kurve 8 und 9. Da habe ich etwas Zeit liegen lassen. Es macht aber keinen Sinn, alles zu riskieren."
Piastri-Attacke am Start
Piastri wusste nicht, ob er sich über das gute Ergebnis freuen oder ärgern sollte: "Das ist natürlich etwas frustrierend, wenn man sich den Rückstand anschaut. Ich habe eine gute Runde erwischt. Da war nicht mehr viel drin. Natürlich bin ich stolz auf meine Leistung. Wenn man sich den Vorsprung von Max gestern anschaut, dann ist es schon toll, so nah dran zu sein."
Für das Rennen plant der Australier schon die Attacke auf den Red Bull. Mit dem Windschatten auf der langen Geraden besteht eine gute Chance, sich direkt in der ersten Runde die Führung zu schnappen: "Ich würde ja gerne behaupten, dass ich es absichtlich gemacht habe. Wenn es eine Strecke gibt, auf der man nicht auf Pole stehen will, dann ist das diese hier."
Direkt hinter Piastri lauern die beiden Ferrari in der zweiten Reihe. Im Gegensatz zum Vortag hatte dieses Mal Carlos Sainz die Nase im teaminternen Duell gegen Charles Leclerc vorne. In der dritten Reihe stehen Lando Norris im zweiten McLaren und Pierre Gasly, der endlich mal positive Schlagzeilen für das gebeutelte Alpine-Team schreiben konnte.
Ärger im Mercedes-Lager
Für Mercedes endete die Session dagegen mit einer Enttäuschung. George Russell verbremste sich im entscheidenden Run am Ende der Zielgeraden. Dadurch wurde auch noch Lewis Hamilton direkt dahinter aufgehalten. So blieben am Ende nur die Plätze sieben und zehn für das Silberpfeil-Duo. Nach Ansicht von Hamilton war viel mehr drin.
"Ich bin natürlich nicht happy. Ich denke, dass ich in der letzten Runde auf P1 oder P2 fahren kann, wenn nichts dazwischenkommt. Die Kommunikation war schlecht. Wir dachten, dass wir keine Zeit mehr haben. Deshalb haben wir auf der Outlap gepusht. Aber es war mehr Zeit, als wir dachten. Und dann kam es mit der Situation mit George", schüttelte der siebenfache Champion mit dem Kopf.
Auch Sergio Perez zeigte mal wieder, dass er bei schwierigen Bedingungen mehr zu kämpfen hat, als sein Red-Bull-Teamkollege. Er wurde außerdem vom Verkehr aufgehalten und bekam keine saubere Runde hin. Vor Esteban Ocon im zweiten Alpine blieb nur der achte Platz. Das riecht nach einer Aufholjagd im Sprint.
Bei Haas lief am Samstag ebenfalls nicht viel zusammen. Weil der Kommandostand beim Timing verpatzte, konnte sich Nico Hülkenberg gar keine gezeitete Runde notieren lassen. Teamkollege Kevin Magnussen kam gerade noch rechtzeitig über die Linie, schaffte am Ende aber auch nur Platz 18. Auch die beiden Alfa Romeo flogen schon in der ersten Runde raus und müssen die Hoffnung auf Sprint-Punkte damit wohl begraben.
Fahrer | Team | Q1 | Q2 | Q3 |
1. Max Verstappen | Red Bull | 1:58.135 | 1:55.200 | 1:49.056 |
2. Oscar Piastri | McLaren | 2:00.056 | 1:56.392 | 1:49.067 |
3. Carlos Sainz | Ferrari | 1:59.414 | 1:56.557 | 1:49.081 |
4. Charles Leclerc | Ferrari | 1:59.575 | 1:56.265 | 1:49.251 |
5. Lando Norris | McLaren | 2:00.436 | 1:56.828 | 1:49.389 |
6. Pierre Gasly | Alpine | 2:00.032 | 1:56.137 | 1:49.700 |
7. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:58.939 | 1:55.823 | 1:49.900 |
8. Sergio Perez | Red Bull | 1:59.362 | 1:55.878 | 1:49.961 |
9. Esteban Ocon | Alpine | 1:59.884 | 1:57.051 | 1:50.494 |
10. George Russell | Mercedes | 2:00.475 | 1:57.393 | 1:55.742 |
11. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | 2:00.177 | 1:57.687 | |
12. Alexander Albon | Williams | 1:59.198 | keine Zeit | |
13. Logan Sargeant | Williams | 2:00.031 | keine Zeit | |
14. Lance Stroll | Aston Martin | 2:00.460 | keine Zeit | |
15. Fernando Alonso | Aston Martin | 1:59.038 | keine Zeit | |
16. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | 2:00.568 | ||
17. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | 2:00.951 | ||
18. Kevin Magnussen | Haas | 2:01.079 | ||
19. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | 2:01.430 | ||
20. Nico Hülkenberg | Haas | keine Zeit |