Der Regen hat Spa-Francorchamps fest im Griff. Nachdem schon das Shootout wegen eines Schauers zum falschen Zeitpunkt um 35 Minuten verschoben werden musste, öffnete der Himmel auch kurz vor dem Sprint-Rennen die Schleusen und brachte den Zeitplan ordentlich durcheinander. Wieder mussten die Piloten eine halbe Stunde warten, bis die Rennleitung endlich den Startschuss gab.
Doch auf der komplett feuchten Piste wurden erst einmal fünf Einführungsrunden hinter dem Safety-Car gedreht, um auf Nummer sicher zu gehen. Die Regeln schreiben in solchen Fällen zwingend das Aufschnallen der Heavy-Wet-Regenreifen vor. Der Start in das nun nur noch 11 Runden lange Mini-Rennen erfolgte anschließend fliegend. Auch hier wollte die Rennleitung nichts riskieren.
Doch nach dem langen Kreiseln unter dem mittlerweile sonnigen Himmel hatte sich die Strecke so stark abgetrocknet, dass die Hälfte des Feldes noch vor dem Start an die Boxen abbog, um sich Intermediates abzuholen. Jedes der zehn Teams holte einen seiner Fahrer rein, damit sich niemand anstellen musste.
Piastri sammelt Führungsrunden
Pole-Setter Max Verstappen ließ seinem Teamkollegen den Vortritt. Verfolger Oscar Piastri nutzte dagegen die erste Gelegenheit zum Boxenstopp. Am Ende gewannen alle Piloten Plätze, die so früh wie möglich auf den Intermediate-Reifen gingen. Piastri konnte mit der Strategie an Verstappen vorbeiziehen und seine ersten Führungsrunden drehen.
In Runde 3 rutschte dann Fernando Alonso am Ausgang der Pouhon-Kurve neben die Piste und buddelte sich ins Kies ein. Das Safety-Car musste rauskommen, damit der Aston Martin gefahrlos geborgen werden konnte. Beim Restart in Runde 6 machte Verstappen dann kurzen Prozess mit Piastri. Aus dem Windschatten heraus schnappte sich der Weltmeister den McLaren und stellte die alte Reihenfolge wieder her.
Am Ende rollte Verstappen mit 6,6 Sekunden Vorsprung über den Zielstrich. Nach dem Rennen erklärte der Sieger, warum er sich mit dem späten Stopp das Leben selbst schwer gemacht hatte: "Für mich war das die sicherere Variante. Wenn man zu früh reinkommt, droht die Gefahr, dass man in der Boxengasse von anderen Autos blockiert wird und viele Plätze verliert. So haben wir nur eine Position verloren."
Gasly sorgt für Alpine-Lebenszeichen
Piastri war etwas verärgert, dass er die erste Führung seiner F1-Karriere nicht auch in den ersten Sieg ummünzen konnte: "Wir haben unser Bestes probiert. Aber wir hatten heute keine Chance gegen Max. Außer im Vergleich mit dem Red Bull war unsere Pace aber sehr gut. Ich dachte zwischendurch, dass mir das Safety-Car vielleicht helfen würde, weil es die Rundenzahl reduziert. Aber dann war Max nach dem Restart nach der Eau Rouge direkt an mir dran."
Auch Pierre Gasly hatte von einem frühen Stopp auf Intermediates profitiert und sich von Startplatz 6 auf Rang 3 vorgekämpft. Mit Verstappen und Piastri konnte der Alpine aber nicht mithalten. Stattdessen musste er in den Rückspiegel schauen. Hinte ihm hatte sich zunächst Sergio Perez im zweiten Red Bull breit gemacht. Doch Lewis Hamilton startete zur Rennmitte eine Attacke auf den Mexikaner, bei der es zur Kollision kam.
Das linke Vorderrad des Mercedes touchierte den Unterboden des Red Bull, wodurch ein paar Carbon-Teile wegflogen. Perez verlor plötzlich Grip im Heck und musste mehrere Autos gleich passieren lassen. Nach einem Ausflug ins Kiesbett entschied sich die Red-Bull-Führung, Perez zur Aufgabe an die Box zu holen. Die FIA-Kommissare sahen Hamilton als Schuldigen für die Kollision und brummten dem Mercedes-Piloten eine Fünf-Sekunden-Strafe auf.
Hamilton nach Strafe nur auf P7
Gasly konnte den Rekordsieger aber auch ohne die Strafe bis ins Ziel hinter sich halten und Rang drei nach Hause fahren. "Das fühlt sich toll an. Ohne den Frankreich-Grand-Prix ist das hier in Spa für uns so etwas wie ein Heimrennen. Ich habe schnell ein paar Plätze gewonnen und konnte Lewis dann bis ins Ziel hinter mir halten. Ich freue mich für das Team. Das war ja nicht gerade der beste Start in die Saison."
Hamilton warf die Strafe noch hinter Carlos Sainz, Charles Leclerc und Lando Norris auf Rang sieben zurück. Am Ende reichte es gerade so, Teamkollege George Russell hinter sich zu halten, der auf Platz acht den letzten WM-Punkt sammelte. Nico Hülkenberg ging wie erwartet leer aus. Ein guter Start hatte den Rheinländer schon auf Rang 14 nach vorne gespült. Mit abbauenden Reifen rutschte der Haas am Ende noch bis auf Platz 17 zurück.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand |
1. Max Verstappen | Red Bull | 24:58.433 h |
2. Oscar Piastri | McLaren | + 6.677 s |
3. Pierre Gasly | Alpine | + 10.733 s |
4. Carlos Sainz | Ferrari | + 12.648 s |
5. Charles Leclerc | Ferrari | + 15.016 s |
6. Lando Norris | McLaren | + 16.052 s |
7. Lewis Hamilton | Mercedes | + 16.757 s |
8. George Russell | Mercedes | + 16.822 s |
9. Esteban Ocon | Alpine | + 22.410 s |
10. Daniel Ricciardo | Alpha Tauri | + 22.806 s |
11. Lance Stroll | Aston Martin | + 25.007 s |
12. Alexander Albon | Williams | + 26.303 s |
13. Valtteri Bottas | Alfa Romeo | + 27.006 s |
14. Kevin Magnussen | Haas | + 32.986 s |
15. Zhou Guanyu | Alfa Romeo | + 36.342 s |
16. Logan Sargeant | Williams | + 37.571 s |
17. Nico Hülkenberg | Haas | + 37.827 s |
18. Yuki Tsunoda | Alpha Tauri | + 39.267 s |
19. Sergio Perez | Red Bull | Ausfall |
20. Fernando Alonso | Aston Martin | Ausfall |