F1 vor GP Bahrain: Überraschungssieger möglich

F1-Teams sorgen sich um Zuverlässigkeit
Überraschungssieger möglich

Zuletzt aktualisiert am 13.03.2022

Da sind sich die meisten Experten im Fahrerlager einig: "Der erste Grand Prix wird möglicherweise nicht über den Speed, sondern die Zuverlässigkeit entschieden." Der Grund für diese Prognose liegt nicht nur in den vielen Defekten, die querbeet immer wieder aufgetreten sind. Oft waren es nur Kleinigkeiten, aber auch die reichen aus, das Rennen vorzeitig zu beenden. Dazu kommt, dass Ersatzteile knapp sind. Es darf aber auch während der Trainingssitzungen nächste Woche zu viel kaputtgehen.

Zwei Gründe sind für die Sorgen der Teams verantwortlich. Die Autos sind noch so neu, dass die Ingenieure noch Erfahrungen auch in Bezug auf die Standfestigkeit sammeln müssen. Die Innereien sind in den 2022er Autos ganz anders verpackt als in der Vergangenheit. In vielen Fällen noch extremer. Dazu kommt das Bouncing-Problem. Wer es nicht in den Griff bekommt, wird das Rennen kaum beenden. "Da streikt der Fahrer eher als die Technik", prophezeit man bei Mercedes.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - Bahrain - Testfahrten - Samstag - 12.3.2022
xpb

Zu viel Bouncing zerstört Material

Die Schüttelpartie auf den Geraden bestimmt nicht nur die Rundenzeiten, sondern auch die Zuverlässigkeit. "Wenn du zu viel auf der Straße aufsetzt, riskierst du Schäden am Chassis und am Unterboden. Beides willst du mit Rücksicht auf den Kostendeckel vermeiden", erklärt Sauber-Technikchef Jan Monchaux. Aber auch Steuergeräte, Kühler, Leitungen, Kabelstecker nehmen bei zu viel Oszillation Schaden. Auch Motor und Getriebe leiden bei allzu heftigem Bodenkontakt.

Alles wird nach Meinung der Ingenieure davon abhängen, wer sich bei der Abstimmung der Autos wie viel Bodenfreit und Federkomfort zutraut. Tief ist schnell, verstärkt aber das Schütteln und erhöht damit die Gefahr von Defekten. Hoch ist der sichere Weg, kostet aber Rundenzeit. "Nicht der Schnellste gewinnt das Rennen, sondern das Team, das mit dem Bouncing am besten klarkommt. Und dafür muss man die Ursachen erst einmal verstehen", heißt es bei Aston Martin.

George Russell - Mercedes - Formel 1 - Test Bahrain - Tag 3 - 12. März 2022
Motorsport Images

F1-Teams suchen goldenen Mittelweg

Das Schütteln hat noch einen weiteren unangenehmen Nebeneffekt. Es verstärkt die Abnutzung der Reifen. Das haben die Longruns der Teams gezeigt. Je mehr das Auto gehüpft ist, umso früher gingen die Reifen in die Knie. Deshalb geht Aston Martin ziemlich zuversichtlich in das erste Rennen: "Wir haben vielleicht nicht das schnellste Auto, aber wir wissen, wie man das Bouncing an- und abstellt. Es zu kontrollieren, kostet immer Zeit, doch der Schlüssel liegt darin, den goldenen Mittelweg zu finden."

Nur wer das eine Problem löst, kann damit beginnen, das andere anzugehen. Wie finde ich eine gute Balance zwischen schnellen und langsamen Kurven? "Das sind zwei paar Stiefel. Die Antwort auf das Bouncing löst dir nicht die Frage, wie du das Auto abstimmen musst, um in allen Kurven schnell zu sein", doziert ein Mercedes-Mann.

Die Frage aller Fragen ist, ob es nächste Woche Hasardeure geben wird, die dem Startplatz zuliebe mehr Bouncing zulassen, als es dem Auto gut tut und im Rennen hoffen, dass man mit mehr Sprit an Bord irgendwie über die Runden kommt. Bei Mercedes kann man sich das nicht vorstellen. "Keiner wird den Sonntag für den Samstag opfern. Alle werden nach dem für sie besten Kompromiss mit dem Setup suchen." Und wenn nicht? "Dann haben wir beim ersten Rennen einen Überraschungssieger", prophezeit Helmut Marko.