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Rennanalyse GP Bahrain 2023
Red Bull verteilt Prügel

GP Bahrain 2023

Red Bull ist haushoch überlegen. Ferrari und Mercedes stehen schon nach einem Rennen mit dem Rücken zur Wand. Die Gala-Vorstellung von Max Verstappen lässt Böses für die Saison erahnen. Aston Martin war einer der wenigen Lichtblicke.

Max Verstappen - Red Bull - GP Bahrain 2023
Foto: Wilhelm

Vor einem Jahr triumphierte Ferrari in Bahrain doppelt und Red Bull schied mit beiden Autos aus. 2023 gelang dem Rennstall aus Milton Keynes mit einem Doppelerfolg die Revanche. Fernando Alonso zauberte seinen Aston Martin auf das Podest. Ferrari und Mercedes gingen unter. In unserer Rennanalyse beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Perez - Leclerc - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Doppelsieg mit Verstappen und Perez: Red Bull spielte in Bahrain mit den Gegnern - ob rot, grün oder silber.
Unsere Highlights

Wie viel hat Red Bull noch in der Hinterhand?

Red Bull vermöbelte die Konkurrenz. Aston Martin lag 38,6 Sekunden zurück, Ferrari 48 und Mercedes 51 Sekunden. Das ist bei einer Distanz von 57 Runden ein Klassenunterschied. Dabei hatte auch Red Bull mit Problemen zu kämpfen, was die Sache für die Gegner noch schlimmer macht. "Wir hatten ein paar Gremlins, konnten uns aber das Tempo einteilen und so nach den Reifen und den Temperaturen schauen", verrät Sportchef Helmut Marko.

Die Kupplung bereitete die größten Sorgen. Sie wurde zu heiß. Max Verstappen meldete dazu, dass beim Runterschalten etwas die Hinterräder blockierten. Der Speed war herausragend. Red Bull hat wieder den besten Kompromiss getroffen aus Luftwiderstand und Abtrieb. Die Ingenieure haben dem effizientesten Auto im Feld die letzten Schwachstellen ausgetrieben.

Der Abstand hätte noch deutlicher ausfallen können. Nach dem zweiten Boxenstopp verdonnerte der Kommandostand seine Fahrer, die vorgegebenen Zeiten einzuhalten. Verstappen und Sergio Perez regelten die Motorleistung etwa zehn Runden vor Schluss zurück. Aus dem Red-Bull-Lager hieß es, man wäre sonst eine Sekunde pro Runde schneller gefahren. Weder Ferrari noch Mercedes konnten die Red-Bull-Taktik mit zwei Softsätzen und einmal harten Reifen fahren. Sie brauchten zweimal die härteste Mischung, um über die Distanz zu gelangen. Auf einer Rennstrecke, wo die Hinterreifen das schwache Glied in der Kette sind, ist Red Bull in dieser Form nicht beizukommen.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2023
xpb
Vorjahressieger Charles Leclerc verlässt Bahrain mit null Punkten.

Woran scheiterte Charles Leclerc?

Ferrari klammert sich daran, dass es auf der schnellen Strecke in Jeddah in zwei Wochen bereits besser laufen könnte. "Schnelle Kurven liegen uns besonders", berichtet Einsatzleiter Jock Clear. In Saudi-Arabien werden die Vorderreifen im Verhältnis mehr belastet. Außerdem ist der Asphalt anders.

Doch bevor man eine Aufholjagd einleitet, muss Ferrari erstmal seine Hausaufgaben machen. Charles Leclerc rollte an dritter Stelle in der 40. Runde aus. "Das kam aus dem Nichts. Wir hatten dieses Antriebsproblem bei 6.000 oder 7.000 Kilometern nie auf dem Prüfstand", sagte Teamchef Frédéric Vasseur. Der erste Verdacht betrifft die Batterie. Ferrari hatte den ersten Energiespeicher samt der Leistungselektronik noch vor dem Rennen ausgebaut. Die Batterie hatte sich nicht wie üblich über Nacht entladen. Im Rennen zickte wohl auch der zweite Akku. Maximal zwei sind für die 23 Rennen erlaubt. Ab dem dritten Baustein geht es um zehn Positionen in der Startaufstellung zurück.

Auf eine Runde sieht sich Ferrari auf Augenhöhe mit Red Bull – auch weil der Motor mehr Bums hat. Man hat Red Bull bei der Höchstgeschwindigkeit eingeholt, braucht dafür allerdings kleinere Flügel. Das Reifenmanagement glaubt Vasseur durch Änderungen am Setup und einem besseren Verständnis in den Griff zu bekommen. "Ein schnelles Auto in der Qualifikation muss auch ein schnelles im Rennen sein können. Das ist keine Frage des Konzepts. Wir sind von unserem Weg und den Entwicklungen in der Pipeline überzeugt."

Lewis Hamilton - Mercedes - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Der Mercedes W14 erzeugt zu wenig Abtrieb. Das hemmt vor allem in den schnellen Kurven.

Was ist mit Mercedes los?

Ferrari hat seine Entwicklungsziele erfüllt. Mercedes nach eigenen Angaben ebenfalls. Die Korrelation mit dem Windkanal stimme. Und doch ist Red Bull meilenweit voraus. Mercedes steht nach der Pleite von Bahrain deshalb davor, sein Konzept mit den kleinen Seitenkästen zu beerdigen. "Wir haben diesem Konzept ein Jahr die Chance gegeben. Es funktioniert nicht. Wir sind nicht näher gekommen. Der Rückstand zu Red Bull hat sich verdoppelt oder sogar verdreifacht", flucht Teamchef Toto Wolff. Mercedes testet im Windkanal bereits ein anderes Konzept mit einem breiten Seitenkasten. "Und das nicht erst seit zwei Wochen."

Da stellt sich die Frage, warum das Team aus Brackley nicht schon mit der Basis-Version einen radikalen Schnitt gemacht hat. Die Antwort ist im vergangenen Jahr zu suchen. Die aufsteigende Formkurve in den letzten Rennen 2022 inklusive Sieg in Brasilien verleitete die Ingenieure, das eigene Konzept weiterzuverfolgen. Man glaubte daran, dass sich der Erfolg schon einstellen würde. Zumal kopieren auch nichts bringt. Man müsste ja erstmal verstehen, was die Konkurrenz überhaupt treibt.

Eine Entscheidung, welche Richtung man tatsächlich einschlägt, muss schnell getroffen werden. "Wir werden das sofort nach Rückkehr in die Fabrik angehen", verspricht Wolff. Irgendwie wirkt Mercedes allerdings verloren. Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Ingenieure rätseln, wo genau der Red Bull so viel besser ist. Immerhin grenzen es die Ingenieure auf die Aerodynamik ein. An der Mechanik liege es nicht.

Es gab in Bahrain nur einen Lichtblick. In der Qualifikation waren die Mercedes besser aufgestellt als gedacht. Ohne Fehler und mit einem zweiten Reifensatz im Q3 hätte man schnellere Rundenzeiten erzielt. Der W14 zündete die Reifen zuverlässig an. Doch im Vergleich zum alten W13 strapaziert er die Pirellis deutlich mehr. "Das Auto hat zu wenig Abtrieb. Sie rutschen zu viel herum. Das geht auf die Reifen", schildert der Teamchef. In schnellen Kurven gibt es das größte Manko. In Saudi-Arabien könnte es für Mercedes also schlimmer kommen.

Fernando Alonso - Aston Martin - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Motorsport Images
Aston Martin jubelte über das Podest und 23 WM-Punkte.

Ist Aston Martin für Red Bull die größte Gefahr?

Im Moment, ja. Red Bulls Ingenieure schauen am intensivsten auf den AMR23. Man sei in langsamen und schnellen Kurven besser, der Aston Martin dafür aber in den mittelschnellen einen Tick voraus. Der Aston ist stark auf der Bremse und nimmt Bodenwellen ähnlich gut wie der Red Bull.

Eine Schwachstelle ist das DRS. Mit offenem Flügel gewinnt der Aston Martin nicht so viel Geschwindigkeit wie der Red Bull. Der Vergleich in der Qualifikation hinkt. Mit einem zweiten Soft hätte Alonso zwei Zehntel schneller fahren können – laut Team. Dann wäre der Rückstand von 0,6 auf 0,4 Sekunden zu Red Bull geschrumpft.

Die Paradedisziplin ist ohnehin das Rennen, Der Aston Martin ist liebevoll zu den Fahrern und berechenbar. Das grüne Auto streichelt die Reifen. Deutlich besser als der Ferrari und Mercedes. Weil das Auto viel Abtrieb hat und man im Bahrain-Rennen mit einem größeren Heckflügel fuhr.

Teamchef Mike Krack bremst vor zu viel Euphorie: "Das war eine Strecke. Vielleicht haben wir in Jeddah nur das viert- oder fünftschnellste Auto." Chefpilot Alonso pflichtet nach dem dritten Platz bei. "Ich bin sehr gespannt auf Saudi-Arabien und Australien. Das sind zwei ganz andere Strecken mit wenig Reifenverschleiß und anderen Kurven." Doch das Gefühl im und für das Auto ist sehr gut. Und Aston Martin verfolgt für die Saison ein ambitioniertes Entwicklungsprogramm.

Bottas - Russell - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Wilhelm
Valtteri Bottas sammelte als Achter vier Punkte.

Wie ist der Stand im Mittelfeld?

Haas hatte in Bahrain das fünftschnellste Auto auf eine Runde. Doch der konstruktiv zum Ferrari sehr ähnliche US-Rennwagen verbrennt seine Reifen über die Distanz. Zudem kam, dass Nico Hülkenberg in der Startrunde Plätze verlor und sich den Frontflügel anknackste. Das kostete Haftung an der Vorderachse.

Alpine konnte sich nicht aus dem Mittelfeld befreien. Wenigstens rettete eine aggressive Taktik mit zwei jeweils frühen Reifenwechseln zwei Punkte für Pierre Gasly. Er war als Letzter gestartet. Teamkollege Esteban Ocon war mit drei Strafen die Lachnummer des ersten Grand Prix.

McLaren hat zu wenig Abtrieb. In langsamen und mittelschnellen Ecken ist der MCL60 im Verhältnis nicht dort, wo das Team ihn gerne hätte. Im Rennen scheiterte McLaren an der Technik. Oscar Piastri stoppte die Elektronik. Lando Norris kreuzte sechs Mal bei seiner Crew auf, um Luft für das pneumatische Ventilsystem nachzufüllen.

Williams und Alpha Tauri verkauften sich besser, als nach den Tests gedacht. Alfa-Sauber eroberte dank einer endlich mal guten Startrunde von Valtteri Bottas und gut gelegten Boxenstopps den achten Platz. Das bringt vier WM-Punkte. Im Rennen war der C43 besser als auf eine Runde. Guanyu Zhou verwehrte Gasly mit einem späten Reifentausch den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde. Er selbst strich ihn nicht ein, weil er es nicht in die Top 10 schaffte.

GP Bahrain 2023 - Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Max Verstappen

Red Bull

1:33:56.736 h

2. Sergio Perez

Red Bull

+ 11.987 s

3. Fernando Alonso

Aston Martin

+ 38.637 s

4. Carlos Sainz

Ferrari

+ 48.052 s

5. Lewis Hamilton

Mercedes

+ 50.977 s

6. Lance Stroll

Aston Martin

+ 54.502 s

7. George Russell

Mercedes

+ 55.873 s

8. Valtteri Bottas

Alfa Romeo

+ 72.647 s

9. Pierre Gasly

Alpine

+ 73.753 s

10. Alexander Albon

Williams

+ 89.774 s

11. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

+ 90.870 s

12. Logan Sargeant

Williams

+ 1 Runde

13. Kevin Magnussen

Haas

+ 1 Runde

14. Nyck De Vries

Alpha Tauri

+ 1 Runde

15. Nico Hülkenberg

Haas

+ 1 Runde

16. Zhou Guanyu

Alfa Romeo

+ 1 Runde

17. Lando Norris

McLaren

+ 2 Runden

18. Esteban Ocon

Alpine

Ausfall

19. Charles Leclerc

Ferrari

Ausfall

20. Oscar Piastri

McLaren

Ausfall

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