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Aston-Teamchef verteidigt Vettel
„So etwas ist nicht normal“

GP Australien 2022

Sebastian Vettel hat in Melbourne eines der frustrierendsten Rennwochenenden seiner Karriere erlebt. Gleich zwei Mal warf der Heppenheimer sein Auto in die Mauer. Teamchef Mike Krack nahm den vierfachen Weltmeister anschließend in Schutz.

Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Australien 2022 - Melbourne
Foto: Wilhelm

Eigentlich hätte die Saison für Sebastian Vettel in Melbourne so richtig durchstarten sollen. Nach überstandener Corona-Erkrankung konnte der Deutsche mit zwei Grands Prix Verspätung endlich sein erstes Rennwochenende absolvieren. Doch am Ende kamen in drei Trainings, einem Qualifying und dem Rennen gerade mal 48 Runden zusammen. Das war die weite Reise eigentlich nicht wert.

Die Bilanz liest sich wie ein Albtraum: Motorenproblem im ersten Training, 5.000 Euro Strafe für eine unerlaubte Rollerfahrt auf der Strecke, Reparaturpause im zweiten Training, Crash im dritten Training, nur ein einziger hektischer Run im Qualifying, dabei noch in der Boxengasse geblitzt (600 Euro Strafe), der viertletzte Startplatz und dann im Rennen erst ein Ausritt ins Kies (Runde 10) und schließlich das endgültige Aus nach Crash in Kurve vier (Rd. 22).

Unsere Highlights
Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Australien 2022 - Melbourne
Wilhelm
Für Aston Martin läuft in dieser Saison noch überhaupt nichts zusammen.

Keine Kritik an Vettel

"Viel Positives kann man aus diesem Wochenende nicht mitnehmen. Schlimmer geht’s nicht. Also kann das nächste Rennen nur besser werden", versuchte Vettel die Dinge positiv zu sehen. "Ich habe mich sehr schwer getan. Wir sind natürlich nicht so schnell, wie wir sein wollen. Vielleicht überfahre ich im Moment auch das Auto und will zu viel rausholen. Wir haben jede Menge Probleme, aber leider noch keine Lösungen."

Eigentlich wollte Vettel im Rennen mehr über sein Sportgerät lernen. Doch am Ende war der Spaß noch vor der Halbzeit vorbei. Nachdem Vettel den Rennoverall gegen Straßenkleidung getauscht hatte, kam auch noch die Meldung der FIA-Ärzte, dass er bitte im Medical Center antanzen müsse. Bei Einschlägen mit einer Verzögerung von mehr als 15g ist ein Präventiv-Check obligatorisch. Doch Vettel konnte schnell Entwarnung geben. Bis auf das Selbstvertrauen war nichts angekratzt.

Die selbsternannten Experten im Fahrerlager und in den sozialen Medien waren mit Kritik natürlich schnell zur Stelle. Doch Teamchef Mike Krack nahm seinen Schützling direkt aus der Schusslinie: "Bei Seb ist alles in Ordnung. Dass ein Fahrer wie er, ein vierfacher Weltmeister, so viele Probleme an einem Wochenende hat, hängt nicht mit seiner fahrerischen Leistung zusammen."

Bouncing wie eine Mauer

Stattdessen schiebt Krack den schwarzen Peter den Ingenieuren zu, die dem Heppenheimer ein Auto zur Verfügung stellen, mit dem man nur schlecht aussehen kann. "Das ist ja nicht normal, wenn ein Fahrer von seinem Kaliber an einem Wochenende so oft neben der Strecke unterwegs ist. Das hat auch nichts damit zu tun, dass er zwei Rennen verpasst hat. Er hat in Melbourne schon mehrfach gewonnen. Er weiß, wo es hier langgeht. Es wäre zu einfach, die Leistung auf die zwei Rennen Pause zu schieben."

Nun sind die Techniker in der Pflicht, das Auto möglichst schnell zu verbessern. Laut Krack hatte man eigentlich gehofft, dass die Pace schon in Melbourne ein Schritt besser wird. "Aber das konnten wir leider nicht zeigen." Das große Problem ist weiter das Bouncing auf den Geraden. Die Mechaniker müssen das Fahrwerk des AMR22 so weit nach oben schrauben, dass die Aerodynamik aus dem Fenster fällt.

"Das Auto hat Potenzial, aber wir bekommen es momentan nicht aus dem Paket raus. Wir haben Probleme mit der Aerodynamik und dem Gewicht. Beim Gewicht konnten wir schon Fortschritte erzielen. Bei der Aerodynamik nicht. Darauf müssen wir uns jetzt konzentrieren. Das Bouncing verhindert, dass wir mit der Entwicklung vorankommen. Es ist wie eine Wand. Das ist sehr frustrierend", sagt Krack über die aktuelle Gemütslage.

Lawrence Stroll - Aston Martin - GP Australien 2022 - Melbourne
Wilhelm
Besitzer Lawrence Stroll hat aktuell nicht viel zu lachen.

Ersatzteilproduktion bremst Entwicklung

Seit Melbourne ist nun noch eine zweite Herausforderung dazugekommen. Die zahlreichen Crashs beider Piloten haben das Ersatzteillager ordentlich geplündert. Nach Information von auto motor und sport befanden sich am Sonntag die letzten verfügbaren Aufhängungsteile vorne links an den Autos. Für Imola muss auf jeden Fall nachproduziert werden, sonst droht beim kleinsten Fehler im Training ein Rennausfall.

Krack will den Ersatzteilemangel gar nicht lange dementieren: "Ich bin sicher, dass jeder die Zahl der Frontflügel und Aufhängungsteile gezählt hat, die bei uns beschädigt wurden. Da kann man einfach nachrechnen, wie viel wir für Imola brauchen. Die Frage lautet nun, wie viele Kapazitäten wir zur Entwicklung des Autos und wie viele wir zur Produktion von Ersatzteilen nutzen. Diese Diskussionen führen wir seit Samstag intern."

Krack selbst kann man für die aktuelle Misere nicht verantwortlich machen. Der Nachfolger des zu Alpine abgewandwerten Otmar Szafnauer ist erst seit sechs Wochen in Silverstone an Bord. Und die meiste Zeit davon hat er auf Reisen verbracht, was die Eingewöhnung mit seinen neuen Mitarbeitern nicht gerade erleichtert.

Noch befindet sich der Ingenieur im Prozess, die Schwächen und Stärken seiner Mannschaft zu identifizieren. Dass Teambesitzer Lawrence Stroll nicht gerade für seine Geduld und Besonnenheit bekannt ist, macht die Arbeit natürlich nicht einfacher. Dabei bräuchte der Rennstall gerade jetzt Ruhe, um sich aus der Notlage zu befreien.

Der Teamchef sucht nicht nach Ausreden. Die Krise trifft den 50-Jährigen nicht unvorbereitet: "Ich habe viele Fragen gestellt, bevor ich diesen Job angetreten habe. Ich wusste, dass es eine Herausforderung ist. Und ich habe nie erwartet, dass es leicht wird. Das hier ist die Formel 1. Da muss man ein schnelles Auto bauen, man darf sich keine Fehler erlauben und man braucht gute Fahrer. Aktuell haben wir das ganze Paket nicht zusammen."

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