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Rennanalyse GP Australien 2022
Red Bull zeigt drei Schwächen

GP Australien 2022

Charles Leclerc sicherte sich in Melbourne souverän den zweiten Saisonsieg. Viele fragten sich danach, warum die Schere zwischen Ferrari und Red Bull so weit auseinanderging. In der Analyse werfen wir auch einen Blick auf die Leistung von Mercedes, die Probleme von Carlos Sainz und die Taktik von Alex Albon.

Verstappen vs. Leclerc - GP Australien 2022
Foto: Motorsport Images

Warum war Ferrari so überlegen?

Die Fans im ausverkauften Albert Park in Melbourne hatten sich auf den dritten Teil des heißen Duells zwischen Charles Leclerc und Max Verstappen gefreut. Doch ein richtiger Zweikampf wurde es am Ende nicht. Dafür war Ferrari zu stark und Red Bull zu schwach. Leclerc wusste auf jede Attacke seines Verfolgers eine Antwort. In der allerletzten Runde schüttelte er auch noch locker die schnellste Rennrunde aus dem Ärmel, die um sechs Zehntel unter der zweitschnellsten Runde lag.

Unsere Highlights

Besonders groß fiel der Vorsprung auf den Medium-Reifen im ersten Stint aus, was vor allem an den Problemen seiner Gegner lag. "Wir hatten extrem mit Graining zu kämpfen", erklärte Red-Bull-Boss Christian Horner. "Das Thema hatte sich schon am Freitag angedeutet. Da hatten wir es aber auf der Hinterachse. Im Rennen waren dann plötzlich die Reifen vorne betroffen. Aber auch mit einem besseren Setup wäre Ferrari hier nur schwer zu schlagen."

Die Red-Bull-Ingenieure vermuten, dass der RB18 mit mehr Gummi auf der Bahn und höheren Temperaturen plötzlich aus dem Arbeitsfenster fiel. Bei Ferrari erkannte man dagegen schon im Training, dass der linke Vorderreifen die Schwachstelle ist und baute das Setup entsprechend um. "Dazu hat Charles auch noch einen sehr guten Job beim Reifenmanagement erledigt", lobte Teamchef Mattia Binotto.

Das dritte Rennen des Jahres hob die Qualitäten der roten Autos hervor. Sie sind unabhängig von der Asphalttemperatur und dem Reifentyp schnell, über eine Runde und über die Distanz, sie sind zuverlässig wie Panzer und schonen die Reifen. Da traute sich sogar Leclerc zu sagen: "Wenn es in dem Stil weitergeht, dürfen wir an die Meisterschaft denken."

Nur einmal kurz geriet der Erfolg von Leclerc in Gefahr. Beim Safety-Car-Restart rutschte der spätere Sieger in der Zielkurve außen auf die dreckige Spur. "Das Auto hat furchtbar untersteuert. Das gab Max die Chance mich anzugreifen. Nach drei Kurven war der Grip aber wieder da und ich konnte schnell eine Lücke aufbauen."

Max Verstappen - GP Australien 2022
Wilhelm
Zu langsam, zu viel Reifenverschleiß und nicht zuverlässig. Max Verstappen nannte die Vorstellung seines Teams "inakzeptabel".

Warum fiel Verstappen aus?

In Runde 39 war für den Red Bull mit der Startnummer 1 Schluss. Bevor der Kommandostand etwas bemerkte, konnte Verstappen das Problem im Cockpit bereits riechen. Im Heck seines Dienstwagens war Benzin ausgetreten und hatte sich an den heißen Antriebsteilen entzündet. Als die Ingenieure den hohen Spritverbrauch in den Daten registrierten, wurde der Pilot direkt angewiesen, sein Fahrzeug in der Nähe eines Feuerlöschers abzustellen.

Auch weil Verstappen den Streckenposten bei den Löscharbeiten unterstützte, konnte schlimmerer Schaden verhindert werden. Laut Horner ist der Motor noch zu retten. Zur Ursache des Problems, wollte der Brite nicht spekulieren. Der komplette Antrieb geht zur Untersuchung nach Japan. Sportchef Helmut Marko vermutete wegen der großen Menge an ausgelaufenem Benzin, dass eine Leitung gerissen war.

Der Tag hatte für Verstappen schon schlecht begonnen. Beim Anlassen in der Früh entdeckten die Mechaniker ein Hydraulik-Leck. Zahlreiche Komponenten wurden kurz vor Rennstart noch schnell gewechselt. Das hatte mit dem späteren Ausfall aber nichts zu tun. Sorgen machen den Red-Bull-Verantwortlichen auch die vielen Motorenprobleme beim Schwesterteam Alpha Tauri, die laut Horner unterschiedliche Ursachen hatten.

"Mir ist es lieber, ein schnelles aber unzuverlässiges Auto zu haben, als ein langsames und haltbares", versuchte der Teamchef die Situation positiv zu sehen. Sein Starpilot äußerte sich angesichts von 46 Punkten Rückstand in der Fahrerwertung nicht ganz so freundlich. "Diese Leistung ist inakzeptabel. Wir müssen zuverlässiger sein, wir müssen schneller sein und wir müssen besser mit den Reifen umgehen. Leider gibt es da keine schnelle Lösung."

Lewis Hamilton - GP Australien 2022
Wilhelm
Mercedes zeigte sich leicht verbessert. Gegen Ferrari und Red Bull hat man aber kene Chance. Dafür ist das Auto zuverlässig.

Konnte sich Mercedes steigern?

Ferrari und Red Bull streiten sich um Siege, doch auf dem zweiten Platz in den beiden WM-Wertungen liegen George Russell und Mercedes. Besser kann Schadenbegrenzung nicht aussehen. "Wir sind mit dem fünftschnellsten Auto Dritter und Vierter geworden", fassten die Ingenieure das dritte Rennen zusammen. Russell erklärt das Wunder so: "Wir haben drei Mal das abgeliefert, was in dem Auto steckt."

Toto Wolff zeigte sich einigermaßen zufrieden: "Wir verlassen Melbourne in einem besseren Zustand als wir hier angekommen sind. Beide Fahrer hatten heute das Podium verdient." Lewis Hamilton beklagte sich über Pech mit dem Boxenstopp-Timing. Er spulte seinen Reifenwechsel kurz vor dem Safety-Car ab, um vor Sergio Perez wieder auf die Strecke zu gehen. Das funktionierte aber nur eine halbe Runde. Am Ende musste der Rekordsieger zurückstecken. Der Motor lief zu heiß.

Zuverlässigkeit ist derzeit die größte Trumpfkarte der Silberpfeile. Kein anderes Team brachte in allen Rennen beide Fahrer in den Punkterängen ins Ziel. Die Mercedes machten im Rennen eine bessere Figur als auf eine Runde am Samstag. "Wir verlieren aber immer noch eine Sekunde auf die Ferrari und sechs Zehntel auf Red Bull", rechnete Strategiechef James Vowles vor. Der geringere Abstand zu Red Bull erklärt sich daraus, dass Russell und Hamilton den linken Vorderreifen besser in Schuss halten konnten.

Carlos Sainz - GP Australien 2022
xpb
Carlos Sainz kam am Start des Rennens nicht in die Gänge.

Warum verpatzte Sainz den Start?

Nach schwachen Vorstellungen in Bahrain und Saudi-Arabien schien sich Carlos Sainz in Australien endlich mit dem F1-75 angefreundet zu haben. In den Trainings fuhr der Spanier auf dem Niveau von Teamkollege Leclerc. Doch in der Qualifikation lief plötzlich alles schief. Eine rote Flagge durchkreuzte den ersten Q3-Anlauf. Ein Problem beim Starten des Autos verzögerte den zweiten Schuss. Sainz musste seine Runde mit kalten Reifen angehen. Die Quittung war Startplatz neun.

Am Sonntag lief es dann auch nicht besser. Im Gegenteil. Sainz kam nicht von der Linie weg und verlor schon auf den ersten Metern zahlreiche Positionen. "Wir hatten ein Problem mit dem Lenkrad, ähnlich wie schon im Qualifying. Das Ersatzlenkrad war aber nicht optimal für den Start eingestellt. Sowohl beim Losfahren in die Einführungsrunde als auch beim richtigen Start haben die Kupplung und das Drehmoment nicht gepasst und der Anti-Stall-Modus wurde aktiviert." Teamchef Binotto konnte sich das Problem nicht erklären: "Eigentlich hätten beide Lenkräder gleich sein müssen."

Sainz wollte natürlich sofort die verlorenen Plätze wieder gutmachen. Doch in Runde zwei strandete der Madrilene im Kiesbett: "Das war mein Fehler. Die harten Reifen waren noch zu kalt für ein Überholmanöver. Ich habe den Grip überschätzt und bin rausgeflogen. Ich war heute nicht perfekt, aber wir haben auch als Team nicht perfekt gearbeitet."

Alex Albon - GP Australien 2022
Motorsport Images
Auch bei Pirelli war man überrascht, dass Alex Albon auf seinem harten Startreifen bis zur letzten Runde durchhielt.

Wie kam Albon in die Punkte?

Alex Albon war die große Überraschung in Melbourne. Nachdem der Thailänder in der Qualifikation wegen zu wenig Sprit im Tank disqualifiziert wurde, musste er das Rennen vom letzten Startplatz angehen. Doch am Ende sammelte der Neuzugang den ersten Williams-Punkt der Saison ein. Der Schlüssel zum zehnten Platz lag in einer ganz besonderen Risiko-Strategie. Die Ingenieure holten das auf harten Reifen gestartete Auto erst in der allerletzten Runde an die Box.

"Ich habe bis zum Ende nicht daran geglaubt, dass er in die Punkte fahren kann. Ich habe eher gehofft, dass noch eine rote Flagge kommt", grinste Teamchef Jost Capito. Doch auch ohne den ersehnten Abbruch gab es das Top-Ten-Resultat. Einen kräftigen Anteil daran hatte Lance Stroll. Der Kanadier hielt gleich mehrere Konkurrenten mit seiner schlechten Pace auf, so dass Albon nach dem Stopp vor dem großen Mittelfeldzug auf die Strecke kam. Capito lobte seinen Schützling: "Auch mit den alten Reifen konnte Alex noch super Rundenzeiten fahren. Wir hatten heute das fünftschnellste Auto im Feld."

Alpine verzichtete bei Fernando Alonso auf diese Taktik. Der Spanier konnte wie Albon wegen seiner harten Startreifen nicht vom Safety-Car in der 23. Runde profitieren. Die Medium-Gummis für den zweiten Stint hätten nie bis ins Ziel gehalten. Alpine zog in Runde 39 die Reißleine. Doch das war immer noch zu früh. Alonso musste in Runde 54 einen weiteren Satz abholen. "Wir wollten mehr als einen zehnten Platz, weil wir schneller waren als Albon", verteidigte sich Szafnauer. "Das ist leider nicht aufgegangen."

Am Ende hätte die Williams-Taktik übrigens beinahe in einem Unfall geendet. Kurz vor dem Abpfiff wurden die VIP-Gäste aus dem Paddock Club in die Boxengasse gelassen, um bei der Siegerehrung dabei zu sein. Die Sicherheitskräfte hatten nicht auf dem Radar, dass Albon in der letzten Runde noch einmal mit 80 km/h an den Fußgängern vorbeidonnern würde. "Das hätte auch schiefgehen können", erzählte ein Augenzeuge.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights des Rennens.

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