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Rennanalyse GP Abu Dhabi 2022
Verstappen fliegt, Vettel ausgebremst

GP Abu Dhabi 2022

Red Bull geht mit einem weiteren Verstappen-Sieg in die Winterpause. Ferrari machte in Abu Dhabi Fortschritte mit dem Reifenmanagement, während Mercedes stolperte. Die Strategie und Alfa Romeo stutzten Sebastian Vettel im letzten Rennen die Flügel.

Vettel - Verstappen - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Foto: Motorsport Images

Erst die siebte Pole, dann der 15. Sieg der Saison: Max Verstappen baute in Abu Dhabi seine Rekordsaison aus. Ferrari und nicht Mercedes war der erste Verfolger. Im Mittelfeld spielte sich ein Strategie-Drama um Sebastian Vettel ab. In unserer Rennanalyse beantworten wir die dringensten Fragen.

Wie fand Red Bull zurück in die Spur?

Brasilien war ein Ausrutscher. Das Saisonfinale war dagegen voll nach dem Geschmack von Max Verstappen. Der Weltmeister hielt in Abu Dhabi wieder das beste Fahrzeug in den Händen. Im Gegensatz zur Vorwoche fanden seine Ingenieure das richtige Setup. "Die Balance war gut", lobte der Sieger. Vorder- und Hinterachse waren im Einklang: Damit konnte der Überflieger der Saison auch das gestiegene Gewicht des RB18 kompensieren. Mit Teilen einer älteren Spezifikation hatte das Auto im Saisonendspurt ein paar Kilos obendrauf bekommen.

Unsere Highlights
Lewis Hamilton - Sergio Perez - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Zeitverlust gegen Hamilton: Perez hatte zu viele Störfaktoren in seinem Rennen.

Die effiziente Aerodynamik erlaubte es, etwas mehr Flügel als Ferrari zu fahren. So konnte die Scuderia nichts in den Kurven gewinnen. Auf den zwei langen Geraden im Mittelsektor glänzte Red Bull wieder mit Topspeed. Mit freier Sicht nach vorne richtete sich Verstappen von Beginn an sein Rennen aus. "Er musste nie ans Limit", erzählte Sportchef Helmut Marko. Der Luxus des Spitzenreiters: Verstappen kümmerte sich ohne Druck um die Reifen, fuhr sie jeweils mit Bedacht an und setzte so die vorgegebene Einstopp-Strategie perfekt um.

Teamkollege Sergio Perez tat sich schwerer. Weil er auf den Mediumreifen stark einbrach, musste er bereits in der 15. von 58 Runden ein erstes Mal zum Service. Ab diesem Moment war der geplante Zweistopper festgenagelt. Red Bull taktierte auch unterschiedlich, weil die Fahrer verschiedene Reifenkontingente hatten. Perez reservierte sich für das Rennen zwei neue harte Sätze, Verstappen nur einen.

Den zweiten Platz verlor Perez durch die höhere Reifenabnutzung und folglich die Strategie. Er büßte im Mittelabschnitt des Grand Prix zwischen Runde 26 und 28 etwas ein, weil Verstappen vor ihm die Pirellis managte. Der Zweikampf mit Lewis Hamilton in Runde 46 kostete ihn eineinhalb Sekunden. Zum Schluss standen ihm die Überrundeten Alexander Albon und Pierre Gasly im Weg. Sonst hätte er Leclerc noch abfangen können. Ein paar Runden mehr und es wäre noch passiert.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Ferrari behandelte die Pirelli-Reifen besser als sonst in der zweiten Saisonhälfte.

Warum konservierte Ferrari seine Reifen gut?

Ein oder zwei Stopps: Zwischen beiden Strategien lag wenig bis gar nichts. Dass überhaupt zwei Reifenwechsel infrage kamen, und nicht wie sonst in Abu Dhabi nur einer, lag am gealterten Asphalt und der 2022er Reifengeneration, der das neue Layout mehr Energie aussagte – speziell dem rechten Vorderreifen in Kurve neun.

Ferrari machte seine Sache dennoch gut. Diesmal fraß das rote Auto die Reifen nicht. "Wir haben in der Vorbereitung mehr Anstrengungen in die Ausfahrten mit mehr Benzin gesteckt", führte Teamchef Mattia Binotto aus. "Die Balance des Autos war gut. Charles hat einen sehr guten Job gemacht, Carlos hatte mehr Schwierigkeiten." So teilte Ferrari wie Red Bull das Programm: ein Service für Leclerc, zwei für Sainz. "Ich habe von der ersten bis zur letzten Runde 110 Prozent gegeben. Ich wusste, dass wir Perez nur über eine andere Strategie schlagen können", sagte der Zweitplatzierte des Rennens.

Binotto nannte noch einen entscheidenden Grund für den besseren Umgang mit den Pirellis. "Man musste auf den ersten Runden vorsichtig mit ihnen umgehen. Charles hatte den Luxus, Carlos nicht. Er schlug sich mit den Mercedes herum." Nach seinem einzigen Halt verkürzte Leclerc gegenüber Verstappen sogar: innerhalb von zehn Umläufen von acht auf 4,3 Sekunden. Im zweiten Teil des Stints auf den harten Reifen bezahlte er es: "Gegen Rennende blockierten die Vorderreifen. Es war schwer, keinen Fehler zu begehen." Weil sie abbauten und die Streckentemperatur sank.

Abu Dhabi war sicher ein Fortschritt. Für die nächste Saison gilt für Ferrari: Der Abtrieb muss wieder stabilisiert werden. Wenn dieser in den Kurven schwankt, gerät das Auto zwangsläufig ins Rutschen. Hier hat Red Bull sich einen großen Vorteil erarbeitet. Die Motorenseuche verfolgte Ferrari besonders in der zweiten Saisonhälfte. "Wir mussten die Leistung etwas zurückfahren", gibt Binotto zu.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Mercedes geriet aus der Spur: Abu Dhabi war keine Strecke nach dem Geschmack der Silberpfeile.

Was war mit Mercedes los?

Der zweite WM-Rang war für Ferrari am Rennsonntag nie in Gefahr. Mercedes blieb hinter den eigenen Möglichkeiten zurück. Auf dem Papier gehörte Abu Dhabi zwar nicht zu den besseren Strecken für den Silberpfeil. Doch nach einem guten Trainingsfreitag hatte man sich mehr gegen Ferrari ausgerechnet.

Die Hoffnung, dank viel Anpressdruck die Reifen besser handhaben zu können, erfüllte sich nicht. "Wir haben in der Qualifikation Pace zugunsten eines besseren Rennautos geopfert, aber das kam nicht zur Geltung", beklagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. In den Zweikämpfen zu Beginn des Rennens ruinierten sich die Fahrer den Mediumreifen.

Erst auf den harten Reifen waren die Rundenzeiten konkurrenzfähig – vor allem mit Lewis Hamilton am Steuer. Das spricht dafür dass sein Auto die Flugeinlage in der ersten Runde ohne große Blessuren überstanden hatte. Auf der weißmarkierten Mischung begegnete man Red Bull und Ferrari fast auf Augenhöhe. Aber die Silberpfeile lagen bereits zu weit zurück. Und man hielt die harte Mischung auch nicht besser in Schuss.

Zu viel Abtrieb ist manchmal kontraproduktiv. Die Mercedes bauten dadurch einen noch höheren Luftwiderstand auf als ohnehin schon. Weil man etwas unter Bouncing litt, konnte man das Auto auch nicht so tief fahren, wie man wollte. Mercedes verlor in der Qualifikation nach Rechnung von Red Bull über vier Zehntel auf den Geraden – nach eigener sogar sechs. Das ist auch im Rennen ein riesiger Faktor.

Einen solchen Rückstand muss man in den Kurven erstmal aufholen. Dort können die Piloten kein Tempo rausnehmen, um die Gummis zu schonen, sondern müssen pushen. Das laugt die Reifen aus. Die harte Mischung war diesbezüglich widerstandsfähiger als der Medium.

Hamilton verpasste es, seine Siegesserie fortzusetzen. Er hatte in jeder Formel-1-Saison seit Einstieg 2007 gewonnen. In Abu Dhabi sah er nicht einmal die Zielflagge. Kurz vor Rennende fiel der Hydraulikdruck im Auto mit der Startnummer 44 zusammen.

Sebastian Vettel - Aston Martin - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Motorsport Images
Aston Martin wählte mit Sebastian Vettel die falsche Strategie.

Wie verwuchs Aston Martin mit der Strategie?

Im wohl besten Fall und mit der richtigen Taktik hätte Sebastian Vettel Siebter werden können. Also vor Esteban Ocon. Vielleicht hätte er sogar vor dem Sechstplatzierten Lando Norris ankommen können, der nur eine Sekunde vor dem Franzosen ins Ziel kam. Vettel landete auf dem zehnten Platz. Ihm wurde mitunter sein reifenschonendes Auto zum Verhängnis, weil es seine Mannschaft in die falsche Richtung leitete.

Im ersten Stint auf den Mediums klebte Vettel am Alpine von Ocon, der aber bravourös verteidigte. Als der Franzose sich in Runde 14 an die Box verabschiedete, waren Vettels Reifen noch in Schuss. "Wir hielten Rücksprache. Er sagte, die Reifen seien noch in Ordnung. Wir wollten den Stint auf den Mediums ausdehnen, damit der Teil auf den harten Reifen nicht ewig lang wird", erklärte Teamchef Mike Krack.

Das war kontraproduktiv und viel zu konservativ. McLaren machte es mit Daniel Ricciardo vor. Der Australier kam in Runde 19 zum einzigen Stopp. Er gewann in der Phase mit frischen Reifen rund elf Sekunden gegenüber Vettel und schaffte locker den Undercut. Neben den beiden fuhren auch Verstappen, Leclerc, Gasly und Bottas mit dieser Taktik bis ins Ziel.

Im Mittelfeld, wo zwei Zehntel zwischen den Autos liegen, ist Zögern tödlich. Der Heppenheimer fand sich auf der vorletzten Position wieder. Er musste mit dem auf den Geraden lahmen Aston Martin aufholen. Ohne die Ausfälle von Hamilton und Fernando Alonso wäre nicht einmal Zählbares herausgesprungen. "Es ist so schade, dass wir die WM gegen Alfa nicht mehr umdrehen konnten", bedauerte Vettel.

Valtteri Bottas - Alfa Romeo - GP Abu Dhabi 2022 - Rennen
Wilhelm
Valtteri Bottas wurde von AlfaSauber bewusst gegen Sebastian Vettel eingesetzt.

Wie verbaute Alfa Aston Martin den Weg?

55 zu 55 Punkte: Alfa-Sauber errang den sechsten Platz gegen Aston Martin dank des besseren Einzelergebnisses. Nach verpatzter Quali richtete der Schweizer Rennstall sein Rennen auf Aston Martin aus. Mit Erfolg. Man hielt Bottas so lange draußen, bis sich sein Weg mit Vettel kreuzte. Das kostete den Heppenheimer in der 29. Runde.

"Seb war schon vorbei, da tauchte Bottas wieder auf und schoss in Kurve sechs, sieben geradeaus", schilderte Aston-Teamchef Mike Krack. Schlussendlich fehlten Vettel nur sechs Zehntel zu einem WM-Punkt mehr. Die hat er dort mitunter verloren.

Auch der zweite Alfa-Sauber wurde gegen die Renner aus Silverstone eingesetzt. Guanyu Zhou störte Lance Stroll. "Die Manöver waren am Limit, aber nicht unfair." Nach Rennende trafen sich Vertreter von Alfa-Sauber und Aston Martin zu einem Feierabend-Bier.

GP Abu Dhabi 2022 - Ergebnis Rennen

Fahrer

Team

Zeit/Rückstand

1. Max Verstappen

Red Bull

1:27:45.914 h

2. Charles Leclerc

Ferrari

+ 8.771 s

3. Sergio Perez

Red Bull

+ 10.093 s

4. Carlos Sainz

Ferrari

+ 24.892 s

5. George Russell

Mercedes

+ 35.888 s

6. Lando Norris

McLaren

+ 56.234 s

7. Esteban Ocon

Alpine

+ 57.240 s

8. Lance Stroll

Aston Martin

+ 76.931 s

9. Daniel Ricciardo

McLaren

+ 83.268 s

10. Sebastian Vettel

Aston Martin

+ 83.898 s

11. Yuki Tsunoda

Alpha Tauri

+ 89.371 s

12. Zhou Guanyu

Alfa Romeo

+ 1 Runde

13. Alexander Albon

Williams

+ 1 Runde

14. Pierre Gasly

Alpha Tauri

+ 1 Runde

15. Valtteri Bottas

Alfa Romeo

+ 1 Runde

16. Mick Schumacher

Haas

+ 1 Runde

17. Kevin Magnussen

Haas

+ 1 Runde

18. Lewis Hamilton

Mercedes

Ausfall

19. Nicholas Latifi

Williams

Ausfall

20. Fernando Alonso

Alpine

Ausfall

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