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Fluchverbot in der Formel 1?
Fahrer wehren sich gegen Maulkorb

GP Singapur 2024

Die Bitte von FIA-Präsident Mohammed ben Sulayem an die Formel-1-Piloten, in Zukunft weniger zu fluchen, stieß im Fahrerlager auf wenig Verständnis. Lewis Hamilton warf dem Verbandschef sogar eine rassistische Ausdrucksweise vor.

Max Verstappen - GP Singapur 2024
Foto: xpb

Als hätte die Formel 1 keine anderen Probleme, machte FIA-Präsident Mohammed ben Sulayem unter der Woche ein neues Fass auf. In einem Interview mit "Motorsport.com" kritisierte der Boss des Weltverbands die Fahrer für das übermäßige Fluchen und die Verwendung von Schimpfwörtern. Die Piloten sollten daran denken, dass auch Kinder vor dem Fernseher sitzen und besser auf ihre Wortwahl achten.

Was aus deutscher Sicht eher wie eine Petitesse wirkt, ist im englischsprachigen Raum eine größere Sache. Hier wird in den Medien verstärkt auf eine saubere Sprache geachtet. Schimpfwörter wie "Fuck" oder "Shit" im Funk werden weggepiept oder gleich stummgeschaltet. Benutzt ein Fahrer in einem Live-Interview mal eines der verbotenen Wörter, muss sich der Moderator direkt entschuldigen.

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Dass die Fahrer nun auch noch im Cockpit besser aufpassen sollen, traf bei den Betroffenen auf wenig Verständnis. "Dann sollen sie doch einfach die Funksprüche nicht mehr veröffentlichen", schimpfte Lando Norris. "Wir sind diejenigen, die unter Stress und Druck stehen, die kämpfen und crashen. Wir stecken so viel Herzblut rein. Da fallen schon mal ein paar böse Worte, wenn etwas schiefläuft."

Lando Norris - GP Singapur 2024
xpb

Lando Norris schlug wie viele andere Fahrer vor, die Funksprüche einfach nicht mehr zu senden.

Zensierte Version für Eltern

Laut Norris sind Schimpfwörter Teil der normalen Konversation: "Manchmal muss man auch mal fluchen, damit das Team merkt, dass man etwas ernst meint. Für mich gehört das in diesem Sport einfach dazu. Es gibt so viele Funksprüche. Sie haben die Wahl, was nach draußen ausgespielt wird. Es liegt also eher an ihnen als an uns. Vielleicht gibt es ja auch die Möglichkeit, für Eltern eine zensierte Version zu zeigen."

Sergio Perez schlug in die gleiche Kerbe: "Das ist echt ein witziger Sport. Sie setzen uns das Mikrofon direkt vor den Mund. Da kann in der Hitze des Gefechts schon mal was passieren. Stellt Euch mal vor, das wäre so im Fußball, wenn einem Spieler ans Bein getreten wird und er sich unter Kontrolle halten soll. Sie sollten die Funksprüche lieber komplett einstellen und uns unsere Privatsphäre lassen."

Max Verstappen zeigt ebenfalls wenig Verständnis für den Vorstoß von Ben Sulayem: "Jeder flucht, manche mehr als andere. Es hängt auch davon ab, welche Sprache man spricht. Hier wird einfach viel ausgestrahlt, während Athleten in anderen Sportarten nicht ständig mit einem Mikrofon rumlaufen. Dort wird es einfach nicht aufgenommen."

Lewis Hamilton - GP Singapur 2024
xpb

Lewis Hamilton gefiel die Wortwahl von Ben Sulayem nicht.

Auch die FIA flucht

Auch für Verstappen sind die Funksprüche ein Teil des Sports geworden: "Wenn das Auto nicht läuft, sagt man einfach, dass es "fucked" ist. Wir sind ja keine Fünfjährigen mehr. Und selbst wenn ein Kind mit fünf oder sechs Jahre zuschaut – sie werden irgendwann sowieso Schimpfwörter benutzen, auch wenn es die Eltern ihnen zunächst nicht erlauben. Wenn sie alt werden, laufen sie mit ihren Freunden herum und fluchen. Das hier würde nichts daran ändern."

Yuki Tsunoda fügte grinsend an: "Ich bin sicher, dass selbst die FIA-Leute manchmal fluchen. Natürlich gibt es Wörter, die über dem Limit liegen. Das ist mir dieses Jahr auch schon passiert. Aber wenn es nur das F-Wort ist – das ist einfach Teil des normalen Ausdrucks seiner Gefühle."

Lewis Hamilton ärgerte sich vor allem über die Art, wie Ben Sulayem in dieser Angelegenheit argumentierte. Der Emirater sagte: "Wir müssen zwischen Motorsport und Rap-Musik unterscheiden. Wir sind keine Rapper, die das F-Wort mehrmals in der Minute benutzen."

Das kam beim Rekordsieger nicht gut an: "Mir gefällt nicht, wie er sich ausgedrückt hat. Wenn man über Rapper spricht, dann bedient man sich Stereotypen. Die meisten Rapper sind schwarz. Und dann zu sagen: Wir sind nicht wie sie, das ist für mich die falsche Wortwahl. Da spielt auch ein rassistisches Element rein."

In der Sache selbst zeigte Hamilton dagegen Verständnis: "Als ich noch 22 Jahre alt war, habe ich nicht viel darüber nachgedacht. Da habe ich meinen Emotionen freien Lauf gelassen und einfach alles gesagt, was mir in den Sinn kam. Ich habe einfach vergessen, wie viele Leute zuhören und darunter auch Kinder sind. In dem Sinne stimme ich ihm also zu. Wenn man anderen Fahrern zuhört, dann haben sie es noch nicht kapiert. Aber irgendwann wird das auch bei ihnen der Fall sein."

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