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Ferrari feiert neuen SF-23
Tifosi-Party vor der Titeljagd

Ferrari weiß, wie man die Präsentation eines neuen Formel-1-Autos zum Event macht. Doch alle Verantwortlichen wissen, dass sie nicht nur auf der Showbühne eine gute Figur machen müssen. auto motor und sport F1-Reporter Michael Schmidt war mit dabei bei der SF-23-Enthüllung in Maranello und hat die Stimmung im Scuderia-Camp eingefangen.

Ferrari SF-23 - F1-Auto 2023
Foto: Ferrari

Ferrari wäre nicht Ferrari, wenn der älteste Rennstall der Formel 1 die Vorstellung des neuen Autos nicht zelebrieren würde. Es ist nicht irgendeine Präsentation im virtuellen Raum, sondern ein Live-Ereignis mit Stil. Man merkt schon bei der Anreise am Verkehr in Maranello, dass etwas Besonderes bevorsteht. Alle Parkplätze der 17.000 Einwohner-Gemeinde sind bereits am Morgen belegt. Auf den Straßen patrouilliert auffällig viel Ferrari-Personal. An den Zufahrtsstraßen kontrolliert Polizei, und man beginnt sich zu fragen: Kommt heute der Papst?

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Nicht ganz. Aber die Enthüllung des neuen Formel-1-Ferrari hat für viele Fans etwas Heiliges. Und die waren in Scharen angereist. Ferrari hatte 500 Tifosi aus verschiedenen Ferrari-Clubs eingeladen, auf eine Tribüne auf der Teststrecke von Fiorano gepackt und mit der italienischen Nationalhymne auf das Ereignis eingestimmt, das unter dem Motto stand: Forza Ferrari sempre. Wer es nicht in den inneren Zirkel geschafft hatte, postierte sich auf der Brücke an der Hauptstraße, die einen guten Blick auf die Teststrecke von Fiorano erlaubt. Das Spalier an Menschen dort war 300 Meter lang.

Sie alle wollten bei einem Novum live dabei zu sein. Charles Leclerc und Carlos Sainz drehten gleich, nachdem der Vorhang gefallen war, die ersten fünf Showrunden mit dem neuen Auto. Eine zweigeteilte Jungfernfahrt über knapp 15 Kilometer – mehr erlaubt das Reglement nicht. Der neue Teamchef Frederic Vasseur ließ seine Fahrer eine Münze werfen, wer den Anfang machen durfte.

Am Ende fiel die "16", Leclercs Startnummer. Der Vize-Weltmeister von 2022 übergab nach zwei Umläufen an Sainz, der dann noch einmal drei Runden auf der drei Kilometer langen Strecke anhängte. Alles ging glatt. Sainz lobte den Mut des Teams: "Wir sind ein hohes Risiko gegangen, das Auto vor den Augen der Welt sofort auf die Strecke zu schicken. Da kannst du dich auch schön blamieren."

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Gänsehaut in Maranello

Ferrari sorgte an diesem sonnigen Wintertag in Maranello für viele Gänsehautmomente bei seinen Anhängern. Carlos Sainz fasste zusammen: "Ferrari ist das einzige Team, das solch eine Atmosphäre rüberbringt." Kollege Leclerc ergänzte: "Dieser Ort und dieses Team haben etwas Spezielles. Das ist die pure Leidenschaft. Die gibt es nirgendwo sonst."

Für seinen Teamkollegen ist der Auftrag so wichtig geworden, dass er in der zweiten Januar-Woche vom mondänen Madrid ins provinzielle Maranello gezogen ist. "Ich wollte näher beim Team sein, weil ich ja sowieso dauernd im Simulator sitze. Im dritten Jahr bei Ferrari kann mein Ziel nur lauten, um den Titel zu fahren. Dazu braucht es den besten Fahrer und das beste Team. Ich wollte sicherstellen, dass ich mich als Fahrer verbessere und die Schwächen abstelle, die sich letztes Jahr eingeschlichen hatten." Einen Nachteil brachte der Umzug nach Italien. "Das Essen ist zu gut, besonders die Antipasti. Jetzt muss ich vor Bahrain noch ein Kilogramm abspecken."

Die schöne Tradition war in der Corona-Zeit etwas in den Hintergrund gerückt. Das Lüften der Decke, die Reden, das Rätseln um die Modellbezeichnung sind ein Ritual, das schon Enzo Ferrari pflegte. Der neue Ferrari heißt ganz banal "SF-23". Nach den vielen Geburtstagen der letzten Jahre gingen der Scuderia diesmal die Jubiläen aus.

Doch ist der SF-23 deshalb auch nur ein Aufguss des Vorjahresautos? Immerhin stand der Vorgänger F1-75 der Konkurrenz Pate für viele ihrer 2023er Kreationen. So ganz falsch kann Ferrari im ersten Groundeffect-Jahr doch nicht gelegen haben. Die Kopierer schauten bei Red Bull oder bei Ferrari ab. Viele vermischten die charakteristischen Features der beiden schnellsten Autos der Vorsaison.

Ferrari SF-23 - F1-Auto 2023
Ferrari
Auf einer Tribüne an der Strecke in Fiorano durften 500 eingeladene Tifosi dem Event beiwohnen.

Kostendeckel verhindert Revolution

Teamchef Vasseur spricht von einer Evolution: "Das Konzept ist gleich geblieben und wurde adaptiert. Die Regeln geben dir nicht den Spielraum, alles auf den Kopf zu stellen. Außerdem mussten wir wegen des Budgetdeckels darauf achten, so viele Teile wie möglich vom Vorgänger zu übernehmen. Ich erwarte, dass sich schon bald alle Autos angleichen werden."

Tatsächlich sieht der Ferrari SF-23 auf den ersten Blick so aus wie ein F1-75, der erwachsen geworden ist und um seine Schwachpunkte bereinigt wurde. Die elegante Nase ist ihm geblieben, nur dockt sie jetzt nicht mehr auf dem Hauptblatt, sondern am ersten Flap an. Die breiten und hohen Seitenkästen machen wieder das Gesicht des Autos aus, allerdings mit einer weiter ausladenden Mulde und einer neuen Anordnung der Kühlauslass-Kiemen.

Die Kühleinlässe sind höher, aber schmaler, die Airbox deutlich flacher, alle Kühler in Bodennähe, und der Heckflügel steht nach wie vor auf zwei Stelzen. Man sieht der Form der Flügel an, dass Reduzierung des Luftwiderstandes oberste Priorität hatte. Die Aufhängungskinematik mit Pushrods vorn und Pullrods hinten blieb gleich, doch an der Vorderachse operiert Ferrari jetzt mit einer tiefer gelegten Spurstange.

Ferrari SF-23 - F1-Auto 2023
Ferrari
Charles Leclerc durfte die ersten beiden Runden mit dem neuen Auto drehen. Dann war Carlos Sainz für drei weitere Runden dran.

Sichtblenden am Unterboden

Einige Geheimnisse des Autos werden wir erst in Bahrain entdecken. Bei der Vorstellung des Autos achteten die Ingenieure streng darauf, dass ihr neues Kind nur von vorne gezeigt wurde. Fotografen und Filmcrews mussten einen Abstand von fünf Metern einhalten. Die vorderen Venturi-Kanäle und die Kanten des Unterbodens waren mit Sichtblenden abgedeckt. Den Diffusorbereich bekam keiner zu Gesicht.

Viel unlackierte schwarze Kohlefaserfläche auf den Flügeln und den Seiten verrät, dass auch Ferrari mit dem Gewichtslimit von 798 Kilogramm zu kämpfen hatte. Auf Anfrage, ob man am Limit liege, wich Vasseur geschickt aus: "Was mich betrifft, nein. Aber das wollten Sie ja bestimmt nicht wissen." Sainz reichte, was er gesehen hat: "Der Ferrari war schon letztes Jahr das schönste Auto. Ich finde, er sieht jetzt noch besser aus."

Nach dem ersten Kennlernen auf der Strecke äußerten sich die Fahrer vorsichtig. "Ich bin nur zehn Kilometer gefahren, war nicht am Limit, und wir hatten Demonstrationsreifen drauf. Da lässt sich nicht viel sagen, außer dass alles problemlos funktioniert hat", berichtete Leclerc. Viel mehr Aussagekraft hatten die vielen Kilometer im Simulator: "Das neue Auto fühlt sich anders und besser an. Es gibt keinen Grund, warum wir damit nicht unsere Ziele erreichen sollten."

Ein Hauptaugenmerk der Ingenieure lag auf der Verbesserung der Fahrzeugbalance. "Im letzten Jahr war sie bisweilen ziemlich kritisch. Mal war das Auto gut in langsamen Kurven und dafür nicht in schnellen. Mal umgekehrt. Ich bin guter Hoffnung, dass ich dieses Jahr unter allen Umständen ans Limit gehen kann", erklärte Leclerc.

Ferrari SF-23 - F1-Auto 2023
Ferrari
Einige Geheimnisse konnte man dem SF-23 schon entlocken, wie zum Beispiel die neuen Lufteinlässe vorne unter den Seitenkästen. Handelt es sich hier um einen Aerodynamik-Trick oder wird hier einfach Kühlluft angesaugt?

Vasseur weiter im Lernprozess

Der neue Capo befindet sich weiter in einem Lernprozess. Das Italienisch ist noch etwas holprig. "Ich werde erst nächstes Jahr in der Lage sein, Interviews auf Italienisch zu geben", wehrte Vasseur ab. Dass Ferrari-Rennleiter ein besonderer Job ist, merkt der 54-jährige Franzose jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. "Du wirst von Fans begrüßt und angesprochen, wenn du in die Fabrik fährst. Ich glaube, das gibt es nur bei Ferrari."

Mehr als 1.000 Mitarbeiter lernt man nicht in vier Wochen kennen. In der Fabrik ist Vasseur schon zu Hause. Die Erfahrung auf der Rennstrecke steht ihm noch bevor. "Bei einem so großen Team hast du hauptsächlich mit der zweiten, dritten Ebene direkten Kontakt. Die Arbeit mit meinen Leuten an der Strecke ist noch Neuland für mich. Die DNA ist zum Glück in jedem Team die gleiche. Bei Ferrari kommen die höheren Erwartungen und der Druck dazu. Das kann dich aber auch beflügeln."

Das Ziel liegt auf der Hand. Nicht mehr und nicht weniger als der WM-Titel wird von der Scuderia verlangt. Als Vasseur bei der Fragestunde mit Ex-Fahrer Marc Gené sagt, dass ihm die große Aufgabe Ehre und Verantwortung zugleich ist, brandet auf der Fan-Tribüne Beifall auf. An Tagen wie diesen hält die Ferrari-Familie fest zusammen.

In der Galerie zeigen wir Ihnen den SF-23 im Detail und die ersten Action-Fotos von der Strecke.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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