1. Auto
Der erste Teil dreht sich um den großen Bereich Auto.
Grip
Hört man Fahrern zu, dann sprechen sie häufig vom "Grip". Grip bedeutet übersetzt die Bodenhaftung vom Reifen zur Strecke. Je höher der ist, desto schneller kann man durch die Kurven fahren. Der Grip wird über den Anpressdruck und die Reifen erzeugt. Die Reifen erkläre ich nachher noch detailliert.
Ground Effect
Die Luft unter dem Auto wird beschleunigt. Das geschieht mit Venturi-Kanälen. Benannt nach dem Physiker Giovanni Battista Venturi. Die Kanäle leiten vor den Seitenkästen die Luft unter das Auto. Die Luft wird dabei zuerst Richtung Fahrbahnoberfläche gedrängt, dann expandiert sie im Heck wieder. Dadurch beschleunigt sich die Strömung. Die Folge: Das Auto saugt sich stärker an die Strecke.
Porpoising/Bouncing
Eine Folge des Ground Effects ist und war das sogenannte Porpoising – oder Bouncing: Nimmt die Geschwindigkeit des Fahrzeugs zu, saugt sich das Auto so stark an die Strecke, bis die Strömung abreißt, wenn das Auto den Boden berührt. Dadurch wird das Auto kurz entlastet und saugt sich dann wieder von neuem an. Dadurch beginnt der Rennwagen auf den Geraden zu hüpfen.
Bottoming
Ein weiteres Phänomen der Saison 2022 heißt Bottoming: In der F1 sind die Autos so tief eingestellt, um mit dem Unterboden so nahe wie möglich an der Strecke zu liegen. Sonst funktioniert der Ground Effect nicht effektiv. Allerdings sind die Autos deshalb auch extrem hart gefedert. Jede Unebenheit der Strecke führt zu einem Schlag. Sowohl Bouncing als auch Bottoming setzte den Fahrern in der Saison 2022 stark zu. Lewis Hamilton beklagte nach dem Rennen in Baku starke Rückenschmerzen.
Dirty Air
Die Autos vor dem Konzept-Wechsel hatten zu viele Verwirbelungen bzw. "schmutzige" Luft für das hinterherfahrende Auto verursacht. Die Folge: Das Auto konnte nicht mehr optimal angeströmt werden und die Reifen überhitzten. Dem Gegner folgen oder ihn überholen war dadurch schwerer. Vor allem Flügel auf der Oberseite des Autos arbeiten in der Dirty Air nicht mehr so effizient.
DRS
Um das Überholen zu vereinfachen, führte die Formel 1 das "Drag Reduction System" ein – kurz: DRS. Fährt ein Fahrer innerhalb einer Sekunde hinter einem vor ihm liegenden Auto, darf er an einer bestimmten Stelle den Flap am Heckflügel öffnen. Der Effekt von DRS: Der Luftwiderstand sinkt, es können höhere Geschwindigkeiten gefahren werden, was das Überholen erleichtert. Je nach Strecke bringt das zwischen 10 bis 15 km/h. Die Lücke zwischen dem Flap und dem Hauptblatt darf bei aktiviertem DRS nicht größer als 85 mm sein.

Windschatten
Neben dem DRS ist auch der Windschatten wichtig für das Überholen: Der Luftwiderstand ist verringert, wenn man direkt hinter einem Auto herfährt. Dadurch steigt die Höchstgeschwindigkeit, man saugt sich an das vorherfahrende Auto heran und schert für den Überholvorgang dann aus.
Setup
Damit wird die Abstimmung eines Autos auf die individuellen Bedingungen bezeichnet. Je nach Streckenlayout müssen zum Beispiel Kompromisse zwischen Höchstgeschwindigkeit und Anpressdruck eingegangen werden. Fährt man mit weniger Heckflügel und hat eine bessere Höchstgeschwindigkeit oder mit mehr Flügel und hat einen mehr Anpressdruck, weil man mehr Luftwiderstand hat? Die Setup-Arbeit entscheidet häufig über die Performance am Wochenende.
Übersteuern und Untersteuern
Übersteuern oder Untersteuern können die Folge der Setup-Arbeit sein, wenn sich das Auto nicht in der Balance befindet. Beim Übersteuern ist das Heck instabiler als die Front, während beim Untersteuern das Auto beim Einlenken über die Vorderräder schiebt und die Richtung nicht wechseln will.
Team-Radio
Ganz wichtig in der Formel 1 ist das Team-Radio. Hier kommunizieren der Fahrer und der Renningenieur während der Fahrt über Funk. Hier kommt es oft zu Anweisungen, wie der Pilot mit seinen Reifen umgehen soll, wann der nächste Boxenstopp ansteht oder was die Konkurrenz macht. Manchmal fällt der Funk auch aus. Dann greifen die Teams und Fahrer auf die gute alte Boxentafel zurück.
Brake-by-Wire
Steht für ein elektronisch verdrahtetes Bremspedal. Anstatt über die Hydraulik wird der Bremskraft elektronisch gesteuert. Wurde im Zuge der neuen Motorgeneration 2014 eingeführt, weil über die MGU-K an der Hinterachse ebenfalls Energie rekuperiert wird.
ECU
Die nächste Abkürzung ECU heißt electronical control unit, auf Deutsch Steuergerät, und ist quasi die Black Box des Autos. Sie zeichnet wie ein Flugzeugschreiber wichtige Daten zur Auswertung auf und steuert elektronische Systeme. Zum Beispiel das Brake-by-Wire. Alle F1-Renner sind mit einer Standard-ECU ausgerüstet, die McLaren liefert.
Flowviz
Flowviz wurde in den letzten Jahren immer beliebter. Die zähflüssige Farbe tragen die Teams auf ihre Autos auf, um Strömungen analysieren zu können. Anhand der Art, wie die Farbe getrocknet ist, können die Ingenieure erkennen, ob es irgendwo zu Verwirbelungen oder Strömungsabrissen kommt. Neue Teile werden so mit den Daten aus dem Windkanal verglichen.

Wheelspin
Ein ebenfalls beliebter Begriff heißt "Wheelspin". Das sind durchdrehende Hinterräder, wenn das Auto nicht die Leistung in Traktion auf die Straße bringt. Früher gab es sogar Traktionskontrollen in der Formel 1. Die verhinderten das Durchdrehen der Hinterräder.
Slicks
Von großer Bedeutung sind die Reifen in der Formel 1. Im Rennen müssen immer mindestens zwei verschiedene Reifenmischungen verwendet werden. Es gibt pro Rennen drei verschiedene Mischungen der Trockenreifen. Sie werden Slicks genannt. – also profillose Reifen.
Hard
Der Hard bietet durch die härteste Gummimischung den wenigsten Grip, aber hält am längsten. Er ist weiß markiert.
Medium
Die mittlere Mischung heißt Medium. Sie ist gelb markiert und bietet einen Kompromiss aus Grip und Haltbarkeit.
Soft
Die weichste Mischung ist der Soft-Reifen. Ihn erkennt man an der roten Markierung. Er bietet am meisten Grip, baut aber auch am schnellsten ab. Vor allem im Qualifying wird er deshalb eingesetzt.
Intermediate
Für feuchte Bedingungen gibt es den Intermediate-Reifen. Der bietet bei Nässe und abtrockender Strecke einen Kompromiss. Er verfügt im Gegensatz zum Slickreifen über Profil.
Full-Wet-Tyre
Bei starkem Regen und viel Wasser auf der Strecke kommt der Full-Wet-Tyre zum Einsatz. Er hat die meiste Profiltiefe und verdrängt bei 300 km/h pro Sekunde bis zu 85 Liter Wasser.

Graining
Für alle Reifenmischungen können bestimmte Probleme auftreten. Zum Beispiel Graining. Bei hoher Beansprachung kann die Oberfläche des Reifens aufreißen und am Asphalt kleben bleiben. Dadurch verliert der Reifen an Grip. Das tritt auf, wenn der Reifenkern innen noch kalt ist, aber auf der Oberfläche heiß. Der Reifen rubbelt sich ab.
Blistering
Wer Graining sagt, muss auch Blistering sagen. Durch Überhitzung Reifens kommt es zur Blasenbildung im Reifen. Die Lauffläche platzt auf und der Reifen verliert an Grip.
Flatspot
Flatspots, auf Deutsch Bremsplatten, entstehen bei Verbremsern. Der Reifen ist im Anschluss nicht mehr rund. Die Unwucht kann starke Vibrationen auslösen.
PSI
Ebenfalls wichtig ist die Abkürzung PSI in der Formel 1. PSI steht für die Einheit des Reifendrucks. Pirelli gibt vor jedem Wochenende den Mindestdruck aus Sicherheitsgründen vor. 1 bar ≈ 14,504 PSI. Bei einem Pkw liegt der Reifendruck bei ungefähr 2,5 bar.
2. Motor
Kommen wir zum zweiten Teil der F1-Bibel: Dem Motor. Das Herzstück eines Formel-1-Autos. Seit 2014 sind V6-Turbo-Motoren mit einem Hubraum von 1,6 Litern vorgeschrieben.

Power Unit
Die Power Unit beinhaltet den Verbrennungsmotor, den Turbolader, die MGU-H, die MGU-K, die Batterie und das Steuergerät. Sie stellt das Antriebseinheit eines F1-Autos dar.
MGU-H
Die MGU-H ist ein Hybrid-System am Turbolader. Die MGU-H kann elektrische Energie durch den Abgasstrom erzeugen, aber auch den Turbolader mit dem E-Motor antreiben.
MGU-K
Nicht zu verwechseln mit der MGU-H ist die MGU-K. Die ist mit der Kurbelwelle des Motors verbunden. Sie wandelt kinetische Energie in elektrische Energie um. Das kann sie auch umgekehrt. Die Energie rekuperiert sie über das Bremsen der Hinterräder. Sie darf pro Runde bis zu 163 PS zusätzlich beisteuern.
ERS
Ebenfalls ein Teil der Power Unit ist ERS: Das Energierückgewinnungssystem ERS gibt die gewonnene Energie als Zusatzleistung an das Auto ab.
Airbox
Die Airbox oberhalb vom Kopf des Fahrers versorgt den Motor im Heck mit Frischluft. Hinter dem Einlass befinden sich verschiedene Kühler für u.a. Öl und Getriebe.
3. Sport
Der letzte Teil beschäftigt sich mit dem Bereich Sport.
Qualifying
Das Qualifying ist in drei Abschnitte unterteilt: Q1 bis Q3. Im ersten Teil scheiden die fünf langsamsten Fahrer nach 18 Minuten aus. In Q2 scheiden nach 15 Minuten wieder die langsamsten fünf Fahrer aus. In Q3 haben dann die besten zehn Fahrer zwölf Minuten Zeit, um die Pole Position zu erkämpfen. Die Pole Position in der Formel 1 steht für den besten Startplatz.
Grid-Penalty
Bei einer Startplatz-Strafe wird der Fahrer von seinem eigentlichen Startplatz wegen einer Strafe zurückversetzt. Das kommt häufig bei Verstoßen gegen das Motoren-Kontingent vor.
SC
Das Kürzel SC steht für Safety-Car. Es kommt zum Einsatz, wenn das Renngeschehen von einem Sicherheitsfahrzeug kontrolliert wird. Die Fahrer reihen sich hinter dem Safety-Car ein und dürfen weder das Sicherheitsfahrzeug noch einander überholen. Das ist wie durchgezogene weiße Linie auf der Straße: Hier herrscht Überholverbot!

VSC
Bedeutet den Einsatz eines virtuellen Safety-Cars. Es kommt kein Auto auf die Strecke. Die Abstände bleiben gleich, aber die Piloten dürfen nicht schneller als eine vorgegebene Geschwindigkeit fahren.
Restart
Endet eine SC-Phase kommt es zum Re-Start des Rennens. Das Safety-Car fährt in die Boxengasse und der Führende bestimmt das Tempo. Ab der Start-Ziellinie darf wieder überholt werden.
Track-Limits
Die Streckenbegrenzung darf nicht überfahren werden. Nach mehrmaligen Verstößen gegen die Track-Limits bekommt der Pilot eine Zeitstrafe. Das Fahren neben dem Asphalt soll keinen Vorteil bringen.
Kerbs
Die Kerbs, oder auf Deutsch Randsteine, befinden sich sowohl innen als auch außen bei Kurven. Sie können in der Regel überfahren werden, aber führen je nach Kerb zu starken Schlägen.
TecPro-Barriere
Die TecPro-Barrieren bieten einen Aufprallschutz über mehrere Reihen. Die Barrieren aus Plastik sind mit Schaumstoff gefüllt und haben sich bewährt. Reifenstapel gehören der Vergangenheit an.
HANS
Die Abkürzung HANS steht für Head and Neck Support. HANS wurde zur Saison 2003 eingeführt und schützt den Fahrer vor Nacken- und Kopf-Verletzungen bei einem Unfall. Beim HANS wird der Helm mit einem Schulterbügel verbunden, was extreme Ausschläge des Helms nach vorne und zur Seite verhindert.
HALO
Seit 2018 gibt es den HALO in der Formel 1. Die Cockpit-Umrandung ist aus Titan und soll Kopf bei Unfällen oder umherfliegenden Teilen schützen. Zuerst war der "Heiligenschein" wegen seiner Optik umstritten. Nach einigen schweren Unfällen hat er sich aber bewährt.

Stint
Ein Stint bezeichnet den Rennabschnitt, den ein Fahrer mit einem Satz Reifen zurücklegt. Zum Beispiel vom Start bis zum ersten Boxenstopp oder vom ersten Boxenstopp bis zum zweiten Boxenstopp.
Inlap und Outlap
Befindet sich der Fahrer in der letzten Runde vor dem Boxenstopp, spricht man von der Inlap. Umgekehrt bedeutete Outlap, die erste Runde nach einem Boxenstopp.
Undercut
Vom Undercut spricht man, wenn ein Fahrer versucht mit einem vorgezogenen Boxenstopp seine Konkurrenten zu überholen. Mit frischen Reifen ist ein Fahrer in der Regel schneller als ein Gegner auf alten Gummis. Es kommt zum Platzwechsel, sobald der Konkurent mit dem Boxenstopp nachzieht..
Overcut
Umgekehrt ist es beim Overcut. Der Fahrer wartet länger mit seinem Reifenwechsel und will dann trotz älterer Reifen bei freier Fahrt die Zeit gutzumachen, bevor er in die Box zum Reifenwechsel kommt. Das funktioniert bei einem deutlich schnelleren Auto, wenn der Gegner im Verkehr hängt oder es länger dauert, die Reifen auf Temperatur zu bringen.
Lift and Coast
Trotz der effizienten Triebwerke in der Formel 1 müssen die Fahrer häufig auf die Fahrtechnik Lift & Coast zurückgreifen. Die Piloten gehen vor der Kurve weit vor dem eigentlichen Bremspunkt vom Gas (Lift) und segeln dann (Coast) über die Strecke. Das spart Treibstoff, kostet aber auch Rundenzeit.
Ideallinie
Zum Schluss noch zwei wichtige Begriffe: Wer die Ideallinie fährt, kommt auf dem schnellsten Weg um die Rennstrecke. Man fährt die Kurven von außen an, zieht dann zum Scheitelpunkt nach innen und beschleunigt am Kurvenausgang wieder an den äußeren Rand der Strecke. So bleibt die Geschwindigkeit beim Durchfahren der Kurven am höchsten.
Scheitelpunkt
Der Scheitelpunkt ist der Punkt einer Kurve mit dem kleinsten Radius und der niedrigsten Geschwindigkeit. Nach dem Passieren dieser Stelle wird das Auto wieder schneller.