Als beim Grand Prix von China im Vorjahr zum ersten Mal ein Feuerchen am Streckenrand ausbrach, konnte sich zunächst keiner erklären, was passiert war. Die Wiese hatte sich in Kurve 7 relativ weit entfernt von der Ideallinie entzündet. In dem trockenen Gras breitete sich der Brand schnell aus. Die Streckenposten mussten ausrücken, um zu löschen. Zurück blieb nur eine verkohlte Fläche.
Zu Beginn kursierten noch Theorien, dass vielleicht Gase aus dem Untergrund für das ungewöhnliche Phänomen verantwortlich sein könnten. Immerhin wurde die Rennstrecke in Shanghai in einer ehemaligen Moorlandschaft errichtet. Doch als im Sprint-Qualifying in Kurve 5 wieder Rauch aufstieg, äußerte die FIA einen neuen Verdacht.
Funken, die beim Aufsetzen des Unterbodens entstehen, sollen die Vegetation am Streckenrand in Brand setzen. Die Gefahr war erst vorüber, als sich am Samstag ein kleiner Schauer über der Strecke ergoss. Trotzdem waren die Verantwortlichen gewarnt. Die FIA kündigte an, das Phänomen noch einmal genauer untersuchen zu wollen.

Am Suzuka-Wochenende mussten die Streckenposten insgesamt fünf Mal ausrücken, um brennende Wiesen zu löschen.
Feuer auch nach Gegenmaßnahmen
Weil in den Rennen aber alles ruhig blieb, geriet die Angelegenheit schnell in Vergessenheit. Konkrete Maßnahmen, die ein Entstehen der Brände verhindern, wurden nicht eingeleitet. Da sich die Feuer-Unterbrechungen in Trainings- bzw. Quali-Sessions ereigneten, hielt sich der Schaden in Grenzen. Es schien sich um ein einmaliges Problem gehandelt zu haben.
Doch dann brannte es beim Japan-Grand-Prix Anfang April dieses Jahres erneut. Dieses Mal gab es keine Diskussionen darüber, wer der Übeltäter war. Zeitlupen zeigten eindeutig, dass Funkenschlag von den Autos die Brände ausgelöst hatte. Wie zwölf Monate zuvor in Shanghai trafen die Funken auf ausgetrocknete Wiesen, die sich sofort entzündeten und von den Marshals gelöscht werden mussten.
Nach den ersten Feuerchen im Freien Training am Freitag leitete die FIA direkt Gegenmaßnahmen ein. Das Gras am Streckenrand wurde so kurz wie möglich geschnitten. Überreste von den Mäharbeiten ließ die Rennleitung entfernen. In einigen Abschnitten wurde die Wiese auch noch gewässert. Die Maßnahmen hatten aber nur wenig Erfolg. Im Qualifying brannte es erneut.
Insgesamt fünf Mal wurden am Japan-Wochenende rote Flaggen geschwenkt. Erst ein kräftiger Regenguss in der Nacht zum Rennsonntag beendete den Spuk. Der Grand Prix ging ohne weitere Unterbrechungen über die Bühne. Hätten die Feuer den Ausgang des Rennens beeinträchtigt, wären die Diskussionen wohl ungleich größer ausgefallen.

Das künstliche Wässern der Wiesen hatte einen überschaubaren Erfolg.
Neue Skid-Blöcke gegen Funken?
Aber auch so sahen die Verantwortlichen nun endlich Handlungsbedarf. Zusammen mit den Experten der Teams suchte die FIA nach Lösungen, wie man den Funkenflug eindämmen kann. Verantwortlich für das Feuerwerk sind die sogenannten Skid-Blöcke. Sie schützen den Unterboden beim Aufsetzen gegen Beschädigungen und sorgen dafür, dass die Befestigungen der Planke nicht so schnell abgewetzt werden.
Im Reglement ist festgeschrieben, dass diese Skid-Blöcke aus Titan gefertigt sein müssen. Mit der Wahl des leichten, aber sehr festen Materials wollten die Verantwortlichen den spektakulären Funkenflug bewusst provozieren. Metallspäne aus Titan, die beim Aufsetzen abgeschabt werden, glühen sehr hell und halten die Hitze sehr lange. Dass die Funken vertrocknetes Gras in Brand setzen können, hatte keiner auf der Rechnung.
Jetzt sucht die FIA nach einer Alternative, die weniger kritisch ist. In der Sitzung der Formel-1-Kommission am vergangenen Donnerstag (24.4.) diskutierten die Verantwortlichen über verschiedene Maßnahmen. Ein Vorschlag lautet, die Skid-Blöcke nicht mehr aus Titan, sondern aus einer Stahl-Legierung zu fertigen, die nicht ganz so lange nachglüht.
Damit dürfte dann aber auch das Funken-Feuerwerk nicht mehr ganz so spektakulär ausfallen, das die Fans vor allem bei Nachtrennen immer wieder begeistert. Nach Angaben der FIA soll auch untersucht werden, ob man mögliche Gefahrenstellen an bestimmten Rennstrecken vielleicht mit einer besonderen Behandlung vor dem Entzünden schützen kann.