Andretti schnappt sich Symonds für F1-Projekt

Andretti stärkt sich mit Formel-1-Technikchef
Andretti holt F1-Urgestein Symonds

Zuletzt aktualisiert am 22.05.2024

Michael Andretti lässt sich auf seinem Weg in die Formel 1 nicht beirren. Die anderen Teams und das Formel-1-Management mögen ihm noch so viele Prügel in den Weg werfen, und trotzdem hält der IndyCar-Champion von 1991 an seinem Traum fest. Er will so schnell wie möglich in die Formel 1. Immer wieder gibt er ein Lebenszeichen von sich und zieht damit die Daumenschrauben für seine Gegner enger.

Sein jüngster Coup ist die Verpflichtung von Formel-1-Urgestein Pat Symonds als technischer Berater. Der 70-jährige Ingenieur ist ein weiterer Nadelstich an seine Zweifler und vielleicht ein Meilenstein auf Andrettis Weg zu einem Platz im Formel-1-Feld.

Symonds hat in seiner langen Karriere nicht nur für Toleman, Benetton, Marussia und Williams gearbeitet, sondern von 2017 bis zum Mai 2024 auch als Technikdirektor des Formel-1-Managements. Also genau die Leute, die Andretti im Februar eine Absage erteilt hatten mit dem Hinweis, er solle sich für die Saison 2028 wieder bewerben.

Pat Symonds - Formel 1
xpb

Symonds einer der Väter der 2026er-Regeln

Pat Symonds zählt zu den Vätern des 2022er-Reglements, und kaum einer kennt die 2026er-Regeln besser als Symonds. Der ehemalige Renningenieur von Ayrton Senna und Michael Schumacher hat bis zuletzt an der Erstellung der Regularien für die neue Hybrid-Ära von 2026 bis 2030 mitgearbeitet, sowohl von der Antriebsseite als auch beim Chassis. Deshalb muss Symonds eine Arbeitssperre absitzen, die üblicherweise für Angestellte von FIA und FOM neun Monate bis ein Jahr dauert.

Andretti-Cadillac feierte seine Neuverpflichtung mit überschwänglichen Worten: "Ich freue mich, Pat in unserer Familie begrüßen zu dürfen", erklärte Michael Andretti. "Er hat ein umfassendes Wissen über Aerodynamik, Fahrdynamik und die Antriebseinheiten der Formel 1. Seine Zusammenarbeit mit Schumacher und Alonso hat 32 GP-Siege hervorgebracht. Das wird uns helfen, ein wettbewerbsfähiges Team aufzubauen. Sein Vertrauen in uns spricht Bände. Ich bin happy, dass wir uns mit hoher Geschwindigkeit als Team weiterentwickeln."

Benetton B193 - Michael Schumacher - Ross Brawn - Pat Symonds - GP Portugal 1993
Motorsport Images

Immer neue Nadelstiche

Andretti versucht seinen Weg in die Königsklasse dadurch zu erzwingen, dass er Fakten schafft, gegen die man nur schwer argumentieren kann. Im Januar 2023 verbündete sich Andretti mit General Motors und verkauft das geschickt als Werkseinsatz. Außerdem hat sich der Amerikaner seit Herbst letzten Jahres im Windkanal von Toyota eingemietet, um dort sein erstes Formel-1-Modell zu entwickeln.

Der zwölffache GP-Teilnehmer und seine Investoren lassen sich auch von den Absagen aus dem F1-Hauptquartier nicht von ihrem Plan abbringen. Im April eröffnete Andretti in Silverstone für 80 Mitarbeiter eine 4500 Quadratmeter große Fabrik, die ihm bei seinen Formel-1-Aktivitäten ergänzend zum Firmensitz in Indiana eine Basis für die Europa-Rennen sein soll. Mit Nick Chester verpflichtete er einen Formel 1 erfahrenen Technikchef.

Andretti Cadillac - Sean Bull Design
Sean Bull Design

Vertrauen in das Projekt

Dass er kürzlich in den USA zwölf Kongress-Abgeordnete für seine Sache Partei ergreifen ließ, machte bei den Rechteinhabern wenig Eindruck. Liberty Media ist zwar ein amerikanisches Unternehmen, doch der Sitz der Firma befindet sich in England. Die amerikanische Politik kann den Chefs Greg Maffei und Stefano Domenicali nichts vorschreiben.

Das Abkommen von Andretti-Cadillac mit Symonds wird an den Schaltpulten der Macht und bei den anderen Teams deutlich mehr Spuren hinterlassen. Nicht nur, weil sich Andretti-Cadillac exklusives Wissen einkauft. So mancher wird sich fragen, warum Symonds ausgerechnet einem Neuzugang ohne Zugangsberechtigung den Zuschlag gab. Das kann nur heißen, dass Symonds das Projekt für seriös hält.

Obwohl Andretti von der FIA eine Lizenz für die Teilnahme an der Formel-1-WM erhalten hat, wollen die zehn etablierten Teams nichts davon wissen. Andretti ist erst willkommen, wenn das neue Concorde-Abkommen steht. Und darin wird dann stehen, dass die Eintrittssumme für neue Teams von 200 auf 600 Millionen Dollar erhöht wird. Was quasi ein Ausmusterungsbescheid wäre.

Einer der Gründe für die Zurückweisung von Andretti Cadillac war die Sorge, der Neuling würde am Anfang nur hinterherfahren. Genau das will Andretti jetzt widerlegen. Nick Chester lobt seinen neuen Kollegen demonstrativ: "Ich habe mit Pat in der Vergangenheit schon zusammengearbeitet. Er wird uns auf allen Gebieten technische Expertise bringen, von der Technik bis hin zu den Abläufen im Team."