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Williams-Pilot Alexander Albon im Interview
„Ich habe noch ein paar Rechnungen offen“

Nach einem Jahr DTM ist Alex Albon zurück in der Formel 1. Im Interview erklärt der Williams-Pilot, wie er die Zeit genutzt hat und warum er gerne in die Eifel ziehen würde.

Alex Albon - GP Österreich 2022
Foto: xpb

Sie sind 2019 in die Formel 1 eingestiegen. Welchen Ratschlag würden Sie dem Rookie von damals heute geben.

Albon: Ich habe mich damals gut vorbereitet gefühlt. Aber ich würde ihm sagen, dass man Erfahrung nicht so einfach kaufen kann. Alles braucht seine Zeit. Obwohl ich letztes Jahr nicht in der Formel 1 war, fühle ich mich nun besser vorbereitet als Ende 2020. Und wenn ich Erfahrung sage, dann geht es nicht nur um das Fahren selbst.

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Sie setzten sich bei der Wahl zum Rookie des Jahres gegen Russell und Norris durch. Was lief danach schief?

Albon: Ich würde nicht sagen, dass etwas schieflief. Das wäre übertrieben. Nach einem halben Jahr wurde ich direkt in ein Topteam gesteckt. Früher als jeder andere Fahrer und ohne Testfahrten im Jahr davor. Wenn man sich Youngster heute anschaut, die bekommen die Chance, sich langsam zu entwickeln. 2019 war ein gutes Jahr. 2020 hatte ich dann mit dem Auto zu kämpfen.

Wo lagen die Probleme?

Albon: Es war die Erfahrung, die gefehlt hat. Wenn man sich die Abstände von Checo (Perez) zu Max (Verstappen) zu Beginn letzten Jahres anschaut, dann war das nicht anders als bei mir. Ich habe viel Kritik für meine Leistung eingesteckt. Da kam die Pause 2021 gerade recht. Wenn man nicht selbst fährt, kann man einen Schritt zurücktreten und erkennt plötzlich das ganze Bild. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, alles aus dem Auto herauszuholen. Manchmal fühlt man sich mit einem Setup nicht wohl, aber es ist trotzdem die beste Abstimmung. Das musste ich erst einmal verstehen.

Alexander Albon - Red Bull - Formel 1 - GP Portugal - Portimao - 24. Oktober 2020
Wilhelm
Während seiner Debütsaison 2019 beförderte Red Bull ihn von Toro Rosso ins zweite Cockpit neben Max Verstappen. Gegen den Weltmeister von 2021 tat sich Albon schwer und verlor seinen Platz im Vorjahr an Sergio Perez.

Sie sind ein Jahr DTM gefahren. Haben Sie immer daran geglaubt, dass es mit der Formel-1-Rückkehr klappt?

Albon: Man kann sich natürlich nie sicher sein. Aber ich habe immer voll motiviert auf das Comeback hingearbeitet. Wir hatten auch einen Plan B und C. Aber Plan A war immer die Formel 1. Mir hat die DTM richtig Spaß gemacht, aber von der Formel 1 träume ich, seit ich fünf Jahre alt bin.

Sie würden die DTM nicht als verlorenes Jahr bezeichnen?

Albon: Natürlich ist ein Jahr in der Formel 1 besser als ein Jahr außerhalb. Aber ich habe versucht, den Verlust so gering wie möglich zu halten und die Zeit zu nutzen. Ich hatte ein paar Pirelli-Tests mit Red Bull, aber das waren höchstens drei, vier Tage. Deshalb musste ich mich vor allem durch die Arbeit neben der Strecke verbessern.

Wie schwer war es, zwischen DTM und Formel 1 hin- und herzuwechseln?

Albon: Ein DTM-Auto ist schon etwas ganz anderes. Lustigerweise hatte ich vor allem mit den elektronischen Helfern im Auto Probleme. In der Formel 1 ist das Fahren sehr puristisch. Es gibt nur dich und das Auto, während die DTM-Renner noch ABS und Traktionskontrolle haben. Es geht teilweise mehr darum, diese Helfer zu verstehen als das Auto selbst. Man musste wissen, wo die Limits der Elektronik liegen und nicht die Limits der Reifen.

Welche DTM-Strecke ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Albon: Der Lausitzring war wirklich supercool. Wir sind die Oval-Variante gefahren. Von den anderen Strecken kannte ich einige schon aus meiner Junior-Zeit. Das Beste war die Nordschleife. Wir sind mit der DTM auf dem GP-Kurs gefahren, aber Liam (Lawson) und ich haben jede verfügbare Minute auf der Nordschleife verbracht. Wir sind zunächst mit Mietwagen rumgebolzt. Ich hatte einen Citroën C3, er einen VW Polo. Irgendwann hat uns Red Bull zwei Porsche GT3 RS hingestellt. Das war wirklich genial. Ich konnte kaum glauben, wie viel Spaß das macht. Liam und ich haben sogar schon überlegt, ein Haus in der Nähe der Nordschleife zu kaufen, um jeden Tag mit den eigenen Autos fahren zu können.

Was würden Sie von der Formel 1 auf der Nordschleife halten?

Albon: Das wäre perfekt. Natürlich brauchen wir harte Reifen, die nicht so schnell überhitzen. Aber sonst wäre es gar nicht so kompliziert, glaube ich. Für das Karussell müsste man sich etwas überlegen. Und dann bitte DRS auf der ganzen langen Geraden.

Ferrari 488 GT3 - Alex Albon - DTM-Test - Hockenheim 2021
DTM
2021 musste Albon mit der DTM Vorlieb nehmen. Doch der Thailänder hatte seinen Spaß in der Serie und fuhr einen Ferrari 488 GT3.

Zurück zur Formel 1 heute: Wie schwierig war die Umstellung vom großen Red-Bull-Team zu Williams?

Albon: Klar hat Red Bull finanzielle Vorteile, die sich auch mit Budget-Cap noch auswirken. Was die Struktur und die Arbeitsweise angeht, sind beide Teams aber sehr ähnlich. Die Dynamik hängt auch immer von den Persönlichkeiten der Mitarbeiter ab.

Und wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich keine Chance mehr auf vordere Plätze hat?

Albon: Auf meine Motivation hat das keinen Einfluss. Ich will den Leuten unbedingt beweisen, wozu ich fähig bin. Ich habe noch ein paar Rechnungen offen mit der Formel 1. Natürlich ist die Perspektive etwas anders. Punkte sind für uns wie Siege. Aber das kapiert man schnell. Mir macht es trotzdem viel Spaß. Wir sehen ja die Fortschritte. Schwieriger wäre es, wenn wir uns nicht weiterentwickeln würden.

Wie groß war die Enttäuschung am Anfang der Saison mit dem neuen Auto?

Albon: Vor den Wintertests hatten wir schon große Hoffnung. Wir waren dann leider nicht dort, wo wir gerne gewesen wären. Aber wir wussten, dass wir uns dieses Jahr mehr steigern können, als es früher der Fall war. Wir haben unser Design-Konzept dann mitten in der Saison komplett geändert.

Sind Sie mit der B-Version in der Lage, regelmäßig in die Punkte zu fahren?

Albon: Das würde ich nicht sagen. Das Upgrade hat uns näher ans Mittelfeld gebracht. Wir müssen aber immer noch um jeden Punkt kämpfen. Das ist für uns schon eine Verbesserung. Wir lernen mit dem neuen Paket immer noch dazu. Mit ein paar weiteren Upgrades könnte es in ein paar Rennen ganz anders aussehen.

Sie haben mit Jost Capito einen deutschen Teamchef, der immer einen sehr lustigen Eindruck macht. Kann er auch ein harter Hund sein?

Albon: Er ist ein sehr charismatischer und leidenschaftlicher Mensch. Er hat aber auch eine ernste Seite. Er setzt sich mit seiner Meinung durch und hat eine klare Vision, was sehr wichtig ist. Er ist stark, wenn es verlangt wird. Ich habe viel Respekt vor ihm.

Jost Capito - GP Australien 2022
Wilhelm
Auf Williams-Teamchef Jost Capito hält Alex Albon große Stücke.

Stellen Sie sich vor, Sie wären selbst ein Teamchef und könnten sich zwei Fahrer aus dem Feld aussuchen.

Albon: Wenn ich nicht auf die Gehälter Rücksicht nehmen müsste, würde ich auf jeden Fall Max (Verstappen) nehmen. Er ist extrem talentiert und bringt alles mit. Mit Blick in Richtung Zukunft würde ich noch einen jungen Fahrer aussuchen. Wegen der Teamdynamik würde die Wahl auf Lando (Norris) fallen. Er kommt gut mit Max aus. Max und George (Russell), das würde wohl Feuerwerk bedeuten.

Gibt es bei den jungen Fahrern große Unterschiede?

Albon: Alle liegen auf einem ähnlichen Level, aber mit unterschiedlicher Erfahrung. Max hat die meisten Rennen auf dem Buckel. Er ist es gewohnt, in einem Topteam an der Spitze zu fahren. Charles hat dieses Jahr auch einen Schritt gemacht. Dann gibt es George, der mit Lewis kämpft. Das ist sehr beeindruckend. Und dann kommt noch Lando, der sehr stark fährt.

Sie lagen in Ihrer Junior-Zeit auf einem Niveau mit diesen Fahrern. Stecken Sie jetzt bei Williams fest?

Albon: Man muss das akzeptieren. Jeder hat die Chance, sich zu beweisen. Meine kam schon sehr früh in der Karriere.

Kam der Aufstieg zu Red Bull vielleicht zu früh?

Albon: Das würde ich nicht sagen. Aber mit der jetzigen Erfahrung hätte es damals sicher ganz anders ausgesehen. Und was die anderen angeht: Ich kenne sie alle sehr gut. Sie sind alle sehr talentiert. Wir haben alle schon in den Karts gegeneinander gekämpft und uns gegenseitig angetrieben. Es ist faszinierend, wie diese junge Generation jetzt nach vorne strebt. Ich empfinde das als eine Art Wachablösung. Und so jung sind wir ja eigentlich auch nicht mehr.

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