Alpine kommt nicht zur Ruhe. Seit Flavio Briatore das Zepter führt, wird im Werksrennstall der Franzosen aufgeräumt. Alpine gibt 2026 seine eigene Motorproduktion auf. Mit Oliver Oakes wurde ein neuer Teamchef installiert. Das Technikbüro wurde ausgemistet, umstrukturiert und neu besetzt. Briatore trimmt sein Team auf Effizienz.
Und jetzt steht kurz vor der Zielflagge der Saison noch ein Fahrerwechsel an. Esteban Ocon macht in Abu Dhabi Platz für Jack Doohan, der für 2025 als Stammfahrer gesetzt ist. Das bestätigte Alpine am Montagmorgen (2.12.) per offizieller Pressemitteilung.
Das Zerwürfnis mit Ocon kommt nicht unerwartet. Seit Alpine in Austin das letzte Upgrade brachte, ist der 28-jährige Franzose aus dem Tritt geraten. Seitdem gewinnt Pierre Gasly jedes Quali-Duell, teilweise wie in Katar, mit neun Zehnteln Vorsprung. Davor führte Ocon den Trainingsvergleich mit 12:6 an. Klar, dass sich da Misstrauen breitmacht.
In den Rennresultaten fällt die Bilanz der letzten Rennen mit 28:18 für Gasly nur deshalb etwas freundlicher aus, weil Ocon in Interlagos seine Regenqualitäten ausspielen konnte und Zweiter wurde. Ocon beschwerte sich zuletzt darüber, dass Gasly bei der Verteilung von Upgrade-Teilen, wie der neuen Nase in Katar, bevorzugt wurde. In Anbetracht seines bevorstehenden Abgangs zu Haas sollte ihn das aber nicht überraschen.

Der Crash mit Franco Colapinto in Katar war die letzte Aktion als Alpine-Fahrer von Esteban Ocon.
Haas-Test als Druckmittel
Hinter dem überraschenden Austausch kurz vor Torschluss steht auch der Wunsch der Teamleitung, dem neuen Mann Jack Doohan eine erste Bewährungsprobe vor dem Saisonstart 2025 zu geben und zu überprüfen, was der 21-jährige Australier kann. Man hatte ihn schon vor ein paar Wochen in einem 2022er-Formel-1-Auto in einen Vergleichstest mit Gasly geschickt. Damals stand noch Franco Colapinto als Alternative auf dem Wunschzettel. Das Interesse an dem Argentinier ist jedoch eingeschlafen.
Um Druck hinter die Rochade zu bringen, drohte Alpine damit, Ocon nicht vor Vertragsende für Haas freizugeben. Eigentlich war längst abgemacht, dass der Ungarn-Sieger von 2021 bei dem Reifentest nach dem Finale für sein neues Team antritt. Dass der vorzeitige Einsatz jetzt als Verhandlungsmasse genutzt wurde, zeigt, dass der Fahrertausch nur mit einem gewissen Druck zustande kam.
Alpine-Teamchef Oliver Oakes führte in Katar aus: "Ich glaube, es ist gut, Jack früh einzusetzen. Von Estebans Seite aus könnte man sagen, dass es auch für ihn gut ist, früh bei Haas weiterzumachen." Die Lösung sei aus Sicht des Engländers am besten. "Ich denke, das kommt allen entgegen." Die Unruhen im Laufe der Saison zwischen Ocon und dem Team hatten ihre Auswirkungen, was Oakes ehrlich zugab. "Die Meinungsverschiedenheiten aus der Vergangenheit haben eine Rolle gespielt."

Jack Doohan darf in Abu Dhabi zum ersten Mal ein Formel-1-Rennen fahren.
Aron sticht Martins aus
Ocon ist eigentlich immer noch ein Mercedes-Mann. Damit kommt auch Toto Wolff ins Spiel. Der Österreicher äußerte sich zum Thema Ocon in Katar noch vorsichtig, aber doch klar: "Es geht um die Teilnahme am Test nach dem Saisonfinale, den Alpine Ocon verwehren kann, da er bis Ende des Kalenderjahres 2024 und nicht bis Saisonende unter Vertrag steht." An den Testfahrten kann er nach der offiziellen Alpine-Freigabe nun für Haas teilnehmen.
Schon am Samstag (30.11.) hatte Alpine eine weitere Personalie im Fahrerkader bekanntgegeben. Neuer Ersatzfahrer wird Paul Aron. Das wird in Frankreich durchaus kritisch gesehen. Aron ist ein Schützling von Oliver Oakes. Der 20-jährige Este fährt in diesem Jahr in der Formel 2 für dessen Hitech-Team und hat wie auf Bestellung in Doha sein erstes Hauptrennen gewonnen.
Die Patrioten hätten lieber den Franzosen und langjährigen Alpine-Junior Victor Martins an Arons Stelle gesehen. Gegen die französische Lösung gab es jedoch ein Argument. Martins fährt schon im zweiten Jahr, ist schnell, macht aber noch immer zu viele Fehler. Wenn er Pech hat, fliegt er vielleicht ganz aus dem Fahrer-Pool. Alpine will den Fahrerkader von acht auf drei Fahrer reduzieren.