Am 13. Mai 1950 hatte sich wohl keiner der Beobachter vorstellen können, dass aus den bescheidenen Anfängen der Formel 1 einmal ein globales Milliarden-Business werden würde. Auf einem ehemaligen Militärflugplatz in England fiel der Startschuss für die erfolgreichste Rennserie aller Zeiten. Zum 75. Geburtstag blicken die heutigen Verantwortlichen nun noch einmal zurück auf die Stunde null der Formel 1 in Silverstone.
Von dem historischen Ereignis damals gibt es natürlich nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die eine Unterscheidung der Autos fast unmöglich macht. Doch mit moderner Technik haben die Video-Spezialisten dem Material nun neues Leben eingehaucht. Die Aufnahmen wurden Bild für Bild aufwändig koloriert. So bekommen die Fans einen viel besseren Eindruck vom damaligen Geschehen.
Herausgekommen ist ein rund dreiminütiges Highlight-Video, das die Geschichte des ersten Formel-1-Rennens nacherzählt. Der britische Grand Prix war erst das dritte Rennen überhaupt, das nach dem Zweiten Weltkrieg auf der 1948 eröffneten Rennstrecke in Silverstone ausgetragen wurde. 60.000 Fans sollen nach offizieller Zählung damals vor Ort gewesen sein – darunter auch Queen Elizabeth und King George.

24 Fahrer gingen bei der F1-Premiere an den Start. Der Sicherheitsstandard war verglichen mit heute lächerlich.
Erster Grand Prix ohne deutsche Teilnehmer
Das erste Formel-1-Rennen war aber mehr als nur ein sportliches Ereignis – es war ein Meilenstein der Nachkriegsgeschichte. Die technischen, organisatorischen und politischen Rahmenbedingungen machten den Grand Prix zu einem Symbol des Neuanfangs und des internationalen Wettbewerbs in einer von den Kriegsfolgen geprägten Welt.
Europa befand sich noch in einer Phase des Wiederaufbaus. Rohstoffe waren knapp, der Lebensstandard niedrig, und der Motorsport musste sich unter bescheidenen Umständen neu organisieren. Viele Teams litten unter Materialmangel. Treibstoff, Reifen und Ersatzteile waren schwer zu beschaffen. Dennoch war der Grand Prix ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Europa wieder öffnete und der internationale Wettbewerb – diesmal auf friedlichem Wege – zurückkehrte.
Das Punktesystem hatte damals nicht viel mit der modernen Formel 1 zu tun. Der Sieger bekam acht Zähler. Für die schnellste Runde wurde ein Bonuspunkt vergeben. Auch die Sicherheitsstandards unterschieden sich gravierend von heutigen Maßstäben: Die Fahrer trugen einfache Helme, Sicherheitsgurte waren kaum verbreitet, und ein Überrollschutz fehlte. So kämpften damals 24 mutige Abenteurer in ihren 350-PS-starken Maschinen um den ersten Formel-1-Siegerpokal der Geschichte.

Die roten Raketen von Alfa Romeo dominierten das erste F1-Rennen.
Alfa Romeo dominiert die Formel-1-Premiere
Das Rennen selbst wurde klar von den vier Autos des Alfa-Romeo-Werksteams dominiert. Giuseppe Farina gewann nach 70 Runden mit 2,6 Sekunden Vorsprung vor seinen Teamkollegen Luigi Fagioli und Reg Parnell. Juan Manuel Fangio musste mit Motorenproblemen aufgeben. Die Verfolger wiesen mindestens zwei Runden Rückstand auf. Ferrari stieg erst beim zweiten Rennen der neuen Serie in Monaco ein. Das Antrittsgeld in Silverstone war Enzo Ferrari einfach nicht hoch genug.
Auf den neuen Farbbildern sind die unterschiedlichen Autos gut zu unterscheiden. Das Alfa-Quartett an der Front war natürlich traditionell in Rot lackiert. Talbot-Lago schickte zwei Werks-Rennwagen im französischen Blau über den Ärmelkanal. Der private Talbot des Belgiers Johnny Claes trat in einem knalligen Gelb an. Die lokalen Teilnehmer, darunter vier E.R.A.s und zwei Atlas-Renner, fuhren natürlich im britischen Racing Green. Deutsche Teilnehmer gab es bei der Formel-1-Premiere noch keine.