Formel 1: Ferrari verklagte Ex-Techniker

Streit um Cardile-Wechsel zu Aston Martin
Ferrari verklagt Ex-Techniker

Zuletzt aktualisiert am 04.03.2025

Wegen der anhaltenden Talfahrt in der vergangenen Formel-1-Saison hat Aston Martin über die letzten Monate noch einmal personell aufgerüstet. Der neue Teamchef Andy Cowell ist schon seit Herbst an Bord. Chef-Konstrukteur Adrian Newey hat am 2. März 2025 sein neues Büro in der Fabrik in Silverstone bezogen. Jetzt warten alle nur noch auf Technik-Chef Enrico Cardile.

Aston Martin hatte schon im Juli die Verpflichtung des italienischen Ingenieurs verkündet. Mit Jahresbeginn wurde die neue Rollenverteilung in der Entwicklungsabteilung präsentiert. Damit konnte man eigentlich davon ausgehen, dass der Arbeitsbeginn von Cardile nicht mehr weit entfernt liegt.

Doch Aston Martin hat die Rechnung ohne Ferrari gemacht. Der ehemalige Arbeitgeber will den 49-jährigen Techniker nicht vorzeitig zur Formel-1-Konkurrenz wechseln lassen. Auf die Frage, wann Cardile denn endlich mit der Arbeit für Aston Martin beginnen wird, wollte Cowell in seiner Presserunde im Rahmen der Bahrain-Tests keine konkrete Antwort geben.

Adrian Newey - Büro - Aston Martin - Fabrik - Silverstone 2025
Aston Martin

Verstoß gegen Ferrari-Abkommen

Ferrari hielt sich bei dem Thema zunächst ebenfalls bedeckt. Doch jetzt bestätigte die Scuderia offiziell, dass Cardile die vertraglich vorgesehene Sperrfrist von zwölf Monaten einhalten muss und es kein Abkommen über eine vorzeitige Freilassung gibt. Damit soll sichergestellt werden, dass Aston Martin über seine Neuverpflichtung keinen Zugang zu neueren technischen Informationen erlangt.

Doch offenbar ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Ferrari hatte Kenntnis erlangt, dass Cardile den Kontakt zu seinen neuen Kollegen in Silverstone bereits aufgenommen hatte. Wie intensiv die Zusammenarbeit genau war, lässt sich nicht sagen. Für Ferrari war es aber genug, um die Sache vor Gericht zu bringen.

In einem offiziellen Statement erklärte die Scuderia: "Mit Bezug auf die jüngsten Berichte zum Arbeitsbeginn von Enrico Cardile bei Aston Martin stellt Ferrari klar, dass das Gericht von Modena einem Antrag der Firma vor wenigen Wochen stattgegeben hat und Enrico Cardile damit aufgefordert wurde, jede Art der Zusammenarbeit mit dem Aston Martin F1 Team bis zum 18. Juli einzustellen."

Enrico Cardile - Ferrari - Formel 1 2023
Ferrari

Aston Martin muss bis Juli warten

Die Richter sahen es demnach als erwiesen an, dass Cardile sich nicht an die Verträge gehalten habe: "In einem dringenden Verfahren hat das Gericht festgestellt, dass unser ehemaliger Mitarbeiter die Konkurrenz-Vereinbarung mit Ferrari verletzt hat, deren Sinn ja darin liegt, andere Formel-1-Teams davon abzuhalten, einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu erlangen, in dem man Cardile früher als erlaubt verpflichtet, und damit Ferrari einen irreparablen Schaden zufügt."

Das bedeutet, dass Cardile bis zum Juli keinen Kontakt mehr zu seinem neuen Arbeitgeber aufnehmen darf. Offenbar hatte Aston Martin gehofft, mit Ferrari eine Vereinbarung schließen zu können, um den Neuzugang etwas früher nach England zu lotsen. Das hätte dem britischen Team beim bevorstehenden großen Reglementwechsel sicher einen Vorteil verschafft.

Eigentlich sollte Cardile die Gesamtverantwortung bei der Entwicklung des AMR26 tragen. Jeder Monat hätte dabei geholfen, den neuen Mann stärker an dem Projekt zu beteiligen. Bei einem Arbeitsbeginn im Juli sind die ersten wichtigen Deadlines für das grundsätzliche Layout des Autos und des Monocoques aber schon verstrichen. Cardiles Expertise hilft in der zweiten Hälfte des Jahres somit nur noch bei den Detailfragen.