In den Marketing-Abteilungen der F1-Rennställe trauert man heute noch den goldenen Zeiten vor dem Tabak-Werbeverbot hinterher. Seitdem ist es deutlich schwieriger geworden, die Sponsorenplätze auf den Rennwagen zu verkaufen. Da kam das plötzliche Interesse der Crypto-Börsen gerade recht.
In den letzten zwei Jahren entstand aus dieser Branche fast schon ein Run auf die prominentesten Werbeflächen. Das Hightech-Image der Formel 1 sollte auf die digitalen Marktplätze für virtuelle Währungen (Coins) und Kunstwerke (NFTs) abstrahlen. Acht der zehn Teams konnten innerhalb kurzer Zeit neue Partner gewinnen.
Doch mit dem Crash des Crypto-Marktes Mitte letzten Jahres scheint der Hype nun praktisch so schnell vorbei zu sein, wie er gekommen war. Nur ein Jahr nach der Ankündigung einer langfristigen Partnerschaft ließ Mercedes im November 2022 die Logos der Crypto-Börse FTX wieder von den Autos entfernen. Das Unternehmen hat mittlerweile Konkurs angemeldet.
Crypto-Hype beendet
Auch Ferrari muss plötzlich auf eine zweistellige Millionensumme verzichten. Die Scuderia hat sich in der Winterpause vom Blockchain-Netzwerk Velas getrennt. Auch hier war in der Pressemitteilung zum Start der Partnerschaft von einer langfristigen Kooperation mit dem Schweizer Unternehmen die Rede.
Das gleiche Spiel hat auch Red Bull hinter sich. Im Mai 2021 wurde eine mehrjährige Technik-Partnerschaft mit Tezos verkündet. Nun ist das Logo der Open-Source-Blockchain aus der Übersicht der Sponsorenpartner verschwunden. Die Crypto-Börse Bybit scheint dagegen noch an Bord zu sein. Zum Start der Kooperation sprach der Rennstall stolz vom größten Crypto-Sponsorendeal der Sportgeschichte.
Auch bei Red Bulls Schwesterteam Alpha Tauri verschwanden die Logos eines Crypto-Unternehmens aus der Sponsorenliste. Die Blockchain-Plattform Fantom war mit seinem Schriftzug nicht nur auf den Rennwagen, sondern auch auf den Kappen der Fahrer vertreten. Nach nur einem Jahr ist der Spaß nun schon wieder vorbei.
Fans lehnen NFTs ab
Dank Budgetdeckel und höherer Preisgelder sind die Rennställe heute zum Glück nicht mehr ganz so abhängig von externen Sponsoren wie früher. Trotzdem haben die Teams den Geldsegen aus der Crypto-Branche natürlich gerne angenommen. Formel 1 ist immer noch ein teures Business, das sich alleine aus den Prämien nicht finanzieren lässt.
Bei den Fans wurde das Treiben von Beginn an mit Skepsis aufgenommen. Die Blockchain-Technik und das Erstellen von Coins ("Mining") sind energieintensiv und damit alles andere als klimafreundlich. Außerdem haben viele Crypto-Unternehmen versucht, mit virtuellen Merchandising-Produkten einen Teil der Ausgaben wieder reinzuholen. Das Angebot sogenannter NFTs kam bei den Fans aber überhaupt nicht gut an und stieß in den sozialen Medien immer wieder auf Kritik.
Die Frage lautet, welche Teams in den nächsten Monaten noch von der Krise am Crypto-Markt getroffen werden. Bis auf Haas und Williams hatten 2022 alle Rennställe Partner aus diesem Bereich an Bord. Bei Aston Martin (Crypto.com), Alpine (Binance), McLaren (Tezos/OKX) und Alfa Romeo (Floki/Socios) stehen die Crypto-Sponsoren immerhin noch in den offiziellen Partner-Listen. Trotzdem sollten sich die Marketing-Abteilungen auch hier auf reduzierte Einnahmen einstellen.