MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"21736107","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}

Verstappen schimpft nach Crash
„Hamilton-Jubel war respektlos“

GP Großbritannien

Bei Red Bull fand man nach dem Crash zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen deftige Worte in Richtung Mercedes-Lager. Die Beschimpfungen reichten von "unsportlich" über "Amateur-Fehler" bis "eines siebenfachen Weltmeisters unwürdig". Auch das Strafmaß wurde kritisiert.

Lewis Hamilton - Formel 1 - Silverstone - GP England 2021
Foto: Wilhelm

Es dauerte rund viereinhalb Stunden bis sich Max Verstappen nach seinem Crash in Silverstone erstmals zu Wort meldete. Der Flug in ein lokales Krankenhaus war kurz, der Ärger über den heftigsten Crash seiner Karriere war aber noch längst nicht verflogen. Die Sensoren am Auto zeichneten eine negative Verzögerung von 51g auf, als der Red Bull in der 290 km/h schnellen Cops-Kurve in die Bande einschlug.

Deshalb wurde der Unfall-Pilot nach dem ersten Check im Medical Center noch einmal zu einem ordentlichen Scan ins Hospital geschickt. Vor allem die anhaltenden Schwindelgefühle machten den Ärzten Sorgen, weshalb der Holländer genau auf mögliche Kopfverletzungen untersucht wurde. Dank der hohen Sicherheitsstandards in der Königsklasse ging die Szene am Ende aber glimpflich aus.

Unsere Highlights

Marko fordert Sperre für Hamilton

"Zum Glück geht es mir gut", erklärte Verstappen in einem kurzen Statement über die sozialen Medien. "Natürlich bin ich sehr enttäuscht darüber, dass ich auf diese Weise aus dem Rennen genommen wurde. Die Strafe, die ausgesprochen wurde, hilft uns leider nicht weiter. Und sie wird dem gefährlichen Manöver von Lewis auch nicht gerecht."

Hamilton hatte für den Kontakt mit dem Red Bull eine Zeitstrafe in Höhe von zehn Sekunden kassiert, die den Engländer aber nicht davon abhalten konnte das Rennen noch zu gewinnen. Entsprechend groß war der Ärger im Lager der Konkurrenz.

Hamilton vs. Verstappen - Formel 1 - Silverstone - GP England 2021
Motorsport Images
Verstappen und Hamilton lieferten sich schon vor dem Crash heiße Duelle.

Sportchef Helmut Marko forderte noch vor dem Urteilsspruch eine drastische Strafe: "Man sieht ganz klar, dass Hamilton mit seinem linken Vorderrad das rechte Hinterrad von Max trifft. Das war fahrlässiges bis gefährliches Verhalten. Ich weiß gar nicht, was die Sportgesetze als Hochstrafe vorsehen. Für mich gehört so ein rücksichtsloses, gefährliches Verhalten mit einer Sperre oder Ähnlichem bestraft."

Attacke nach Sprint-Niederlage

Teamchef-Chef Christian Horner feuerte gleich mehrere Breitseiten ab: "Ich hoffe Lewis ist zufrieden mit sich selbst. Er hat sein Rad in einer Kurve reingehalten, wo man es einfach nicht macht. Er war nicht mal annähernd vorne. Er hat mehr als genug Erfahrung, um zu wissen, dass das nicht akzeptabel ist. Ich bin enttäuscht, dass einem Fahrer von seinem Kaliber so etwas passiert. Er ist ein siebenfacher Weltmeister, aber das war ein Amateur-Fehler. Deshalb war es für mich am Ende ein fauler Sieg."

Horner glaubt, dass bei Hamilton noch die Enttäuschung vom Vortag mitfuhr: "Für mich sah es nach einer Verzweiflungsaktion aus. Wahrscheinlich stand Lewis noch unter dem Einfluss des verlorenen Sprints und hat sich zu solch einem unbedachten Manöver hinreißen lassen. Ich weiß nicht, ob die Zuschauer eine Rolle spielten oder ob er einfach übermotiviert war. Am Ende hat er sich komplett verkalkuliert. Er wusste, dass er Max an diesem Nachmittag wohl nicht mehr wiedersehen würde, sollte er gut durch diese Kurve kommen."

Hamilton gab nach dem Rennen sogar selbst zu, dass er bei der Startrunde noch den Sprint im Hinterkopf hatte: "Am Tag zuvor habe ich vor Copse versucht links anzugreifen, aber das hat nicht funktioniert. Ich habe mich anschließend geärgert, dass ich es nicht innen probiert habe. Deshalb habe ich dieses mal außen angetäuscht und bin innen reingestochen. Ich lag schon direkt neben ihm, er wollte aber nicht nachgeben."

Rettungs-Helikopter - Formel 1 - Silverstone - GP England 2021
xpb
Verstappen musste ins Krankenhaus geflogen werden.

Strafmaß zu niedrig?

Die Experten stritten sich im Fahrerlager, ob es sich um einen normalen Rennunfall handelte, der eigentlich keine Strafe verdiente, oder ob das Urteil zu mild ausfiel. Horner hatte diesbezügliche eine klare Meinung: "Er war neben der Linie und hätte die Kurve niemals bekommen. Dieses Manöver war von Beginn an aussichtlos. Bei Leclerc hat er später noch einmal das Gleiche gemacht. Wenn Leclerc da nicht ausgewichen wäre, dann wäre es genauso ausgegangen."

Die Strafe sei entsprechend zu mild gewesen: "Wenn man einen anderen Fahrer ins Krankenhaus bringt und dann trotz Strafe noch das Rennen gewinnt, dann fühlt sich das nicht sehr nach Strafe an", spottete Horner. "Er hat die Gesundheit eines Konkurrenten gefährdet. Zum Glück ging es mit Prellungen noch einigermaßen glimpflich aus. Aber die ganze Aktion war natürlich sehr ärgerlich und enttäuschend für uns."

Bei Mercedes sah man die ganze Aktion deutlich entspannter. "Jeder hat seine eigene Meinung. Und das ist auch gut so", winkte Toto Wolff ab. "Wenn zwei großartige Fahrer gegeneinander kämpfen und keiner nachgeben will, dann passiert so etwas schon mal. Zu solch einem Tanz gehören immer zwei. Wenn die Kurve etwas langsamer wäre, dann hätten wir hier gar keine Diskussionen."

Gang zur Rennleitung

Horner ärgerte sich auch, dass Mercedes die FIA-Kommissare noch vor der Verkündung beeinflussen wollte. Wolff schickte Rennleiter Michael Masi zunächst eine E-Mail, in der Argumente aufgeführt waren, die für einen normalen Rennunfall sprachen. Der FIA-Schiedsrichter ließ den Mercedes-Teamchef allerdings abblitzen. Wolff machte sich in der Unterbrechung deshalb persönlich auf den Weg ins Büro der Kommissare.

Lewis Hamilton - Formel 1 - Silverstone - GP England 2021
xpb
Während der Unterbrechung belästigten die Teamchefs die FIA-Kommissare.

Horner kritisierte dieses Verhalten: "Ich habe gesehen, dass Toto die Stewards beeinflussen wollte. Deshalb bin ich auch hingegangen, damit auch unsere Seite der Geschichte gehört wird. Generell bin ich aber der Meinung, dass die Teams während des Rennens nichts bei den Stewards zu suchen haben. Sie müssen in Ruhe ihre Entscheidung treffen können."

Wolff verteidigte seinen Besuch im FIA-Büro: "Ich habe gehört, dass sich Red Bull bei Michael (Masi) über das ganze Übel dieser Welt beklagt hat. Deshalb bin ich hochgegangen, um meine Sicht der Dinge zu schildern. Ich war schon viele Male in meinem Leben bei den Stewards."

Respektloser Hamilton-Jubel

Verstappen ärgerte sich übrigens auch über das Verhalten seines WM-Rivalen nach dem Rennen. Hamilton rannte mit der britischen Flagge vom Parc Fermé über die Zielgerade um ausgelassen mit seinen Fans zu feiern. "Ich habe die Jubelszenen verfolgt, während ich noch im Krankenhaus war", berichtet der Holländer. "Das war für mich ein respektloses und unsportliches Verhalten.”

Hamilton wollte nicht noch Öl ins Feuer gießen und verzichtete auf einen verbalen Konter: "Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn die Emotionen hochkochen. Deshalb ist es manchmal besser, wenn man sich etwas zurücknimmt."

Der Weltmeister hofft auf einen Lerneffekt: "Natürlich will man nicht auf solch eine Weise gewinnen. Aber solche Dinge passieren manchmal. Ich hoffe, dass es ihm gutgeht und dass wir noch viele Rennen gegeneinander fahren werden. Natürlich sollten wir aus solchen Zwischenfällen lernen. Bei sowas ist nie einer alleine schuld. Max ist sicher einer der aggressivsten Fahrer im Feld. Wir müssen eine gute Balance auf der Strecke finden und uns gegenseitig Platz lassen, so dass wir ohne Kollisionen gegeneinander kämpfen können."

Umfrage
War die Strafe gegen Hamilton gerecht?
6077 Mal abgestimmt
Nein, es hätte keine Strafe geben dürfen.
Ja, das war ein ausgewogenes Urteil.
Nein, Hamilton hätte härter bestraft werden müssen.
Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 15 / 2024

Erscheinungsdatum 03.07.2024

148 Seiten

Live
GP Großbritannien
Aktualisieren