Colapinto-Werbespot: War der Wechsel schon länger geplant?

Colapinto-Werbespot in Argentinien
War der Wechsel schon länger geplant?

GP Imola 2025
Veröffentlicht am 12.05.2025

Alpine hat in den vergangenen Jahren regelmäßig Negativ-Schlagzeilen geschrieben. Der Verschleiß an Teamchefs ist außergewöhnlich. Der Verlust von Mega-Talent Oscar Piastri war unnötig. Mit dem Aus für die Motorenentwicklung verärgerte man sogar die eigene Belegschaft. Die Trennung von Esteban Ocon brachte viel schmutzige Wäsche ans Tageslicht. Und zuletzt handelte sich das Team mit der Degradierung von Jack Doohan nach gerade einmal sechs Saisonrennen viel Kritik von den Fans ein.

Die Gerüchte über den bevorstehenden Fahrerwechsel geisterten praktisch schon seit der Verpflichtung von Ersatzmann Franco Colapinto durch die Grand-Prix-Szene. Das Team versuchte, die Spekulationen über den bevorstehenden Tausch immer wieder zu dementieren. Es gebe keinen Plan, den argentinischen Fahrer ins Stammcockpit zu setzen, betonte Teamchef Oliver Oakes gebetsmühlenartig. Mittlerweile hat der Brite selbst das Weite gesucht.

Doohan selbst verriet, dass die Versetzung auf die Ersatzbank ein schwerer Schlag für ihn gewesen sei. Trotzig postete der Australier die Rennergebnisse von Teamkollege Pierre Gasly auf Instagram: P11, P11, P13, P7, DNF, P13. Die Aussage ist klar: So viel schlechter habe er im direkten Vergleich auch nicht abgeschnitten. Die Leistung des Autos habe einfach nicht mehr hergegeben. Sieben Punkte auf dem Teamkonto sind für den französischen Rennstall kein Ruhmesblatt.

Ollie Oakes & Jack Doohan - Alpine - F1 2025
Kym Illman via Getty Images

Erst Doohan, dann Oakes

Viele Argumente für seinen Verbleib konnte Doohan aber nicht sammeln. Der Rookie steuerte selbst keinen einzigen Zähler bei. Stattdessen belastete er das Reparatur-Budget mit mehreren Unfällen und Kollisionen. Durchs Fahrerlager geisterten zu Saisonbeginn noch Gerüchte, dass die Stammplatzgarantie für Doohan wenigstens bis zur Sommerpause geht. Angeblich hatten die argentinischen Sponsoren von Colapinto zuletzt auch nicht immer pünktlich die Rechnungen bezahlt.

Doch dann ging nach dem Rennen in Miami alles plötzlich ganz schnell. Doohan wurde direkt nach der Florida-Reise von Teamberater Flavio Briatore darüber informiert, dass der Tausch bereits zum Rennen in Imola vollzogen wird. Diese Information war dann auch schon am Montag auf britischen Webseiten zu lesen. Das Team wollte allerdings zunächst keine Stellung dazu abgeben.

Erst am späten Dienstagabend wurde der Wechsel offiziell bestätigt. Nur wenige Stunden später folgte ein weiteres Statement, das den Abschied von Teamchef Oliver Oakes verkündete. Alpine sah sich auch noch dazu gezwungen, über die Social-Media-Kanäle eine Aussage von Flavio Briatore nachzuschieben. Darin betont der Italiener, dass die Kündigung von Oakes private Gründe hatte und es keine Meinungsverschiedenheiten mit dem Team gab.

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Wann wurde der Colapinto-Spot gedreht?

Die große Frage lautet nur, wann die Entscheidung zum Fahrerwechsel wirklich gefallen ist. Schon in der Woche vor dem Miami-Grand-Prix waren in Argentinien Meldungen aufgetaucht, dass Colapinto ab Imola im Auto sitzen wird. Und bereits am Mittwoch, wenige Stunden nach der offiziellen Bekanntgabe des Teams, veröffentlichte Colapinto-Sponsor "Mercado Libre" einen aufwändig produzierten Werbespot mit dem Rennfahrer auf YouTube.

In dem Clip spielt Colapinto einen Kunden des südamerikanischen Online-Versandhändlers, dem ein Paket zugestellt wird. Um den Empfang zu quittieren, muss der Pilot ein Codewort nennen, das "Ersatzmann" lautet. Colapinto nimmt sich hier also selbst etwas auf die Schippe. Am Ende des Videos ist aber zu sehen, dass in dem Paket der Rennhelm des 21-Jährigen steckt, verbunden mit der Ankündigung des Comebacks in Imola.

Natürlich lässt sich schwer beweisen, dass der Werbespot schon vor dem offiziellen Wechselvollzug geplant und gedreht wurde. Allerdings wird bei der ganzen Geschichte auch deutlich, dass bei der Entscheidung nicht nur sportliche Aspekte eine Rolle gespielt haben. Colapinto steuert über seine Sponsoren einige Millionen zum Team-Budget bei. Das war bei Doohan nicht der Fall. Dazu winken Alpine mit dem Colapinto-Boom in Argentinien deutlich höhere Merchandising-Einnahmen.