Die Suche nach dem Bremgartenring ist ein Puzzlespiel. Ohne alte Streckenskizzen und eine genaue Landkarte der Außenbezirke von Bern geht es nicht. Und selbst dann braucht man schon gutes Vorstellungsvermögen oder einen erfahrenen Spurensucher wie den ehemaligen Schweizer Formel 1-Reporter Adriano Cimarosti, um die Reste des Bremgartenrings aufzuspüren.
Cimarosti kennt die alte GP-Strecke der Schweiz wie seine Westentasche. Und er nahm uns mit auf eine Runde, die keine Runde mehr ist. Die Autobahn nach Lausanne durchschneidet den südlichen Teil der Strecke. Von den einst 7,280 Kilometern Streckenlänge sind in Bruchstücken höchstens noch zwei Kilometer erhalten.
Die berühmte Forsthauskurve und der gesamte Start/Ziel-Bereich liegen heute in einem Industriegebiet. Null Anzeichen, dass hier einmal eine riesige Haupttribüne stand und die Rennfahrer zum Teil über Kopfsteinpflaster gefahren sind. Die steile Abfahrt zum Steinbruch ist ein schmales Stück Straße, das in einem Kieswerk endet.
Bremgartenring zum Teil noch befahrbar
Die Ausfahrt aus der von Fotos bekannten Passage mündet in eine Schnellstraße, die gegenüber der ursprünglichen Streckenführung stark verbreitert wurde. Ein paar Meter weiter kommt die Stelle, an der Achille Varzi tödlich verunglückt ist. Der Italiener stürzte mit seinem Alfa Romeo in einen Graben und wurde von seinem eigenen Auto erschlagen.
Die Jordenrampe ist 63 Jahre nach dem letzten Rennen einem Dorf gewichen. Erst am Ortsausgang kann man wieder die Spur der Strecke rekonstruieren. Jetzt folgt der am besten erhaltene Teil. Die beiden Rechtskurven Eymatt und Tenni und die folgende rund 750 Meter lange Gerade. Sie sind praktisch noch im Originalzustand.
Dann verliert sich die Straße in einem schmalen Radweg, der zwar ungefähr der Trasse der Strecke folgt, aber nicht mehr exakt dort, wo der Kurs verlief. "Ein Jammer, dass man nicht wenigstens das alte Stück Asphalt als Denkmal stehenließ. Aber für Historie hatte hier keiner etwas übrig", trauert Cimarosti.
Dieser Teil der Strecke war der schwierigste, weil dort die Strecke vom freien Feld in den Wald zurückführt. Der Licht/Schatten-Wechsel erschwerte die Sicht. Exakt im Scheitelpunkt der Tenni-Kurve wird es dunkel. Im Auslauf des Rechtsbogens stand keine Leitplanke, sondern Bäume. Die Kurve bekam ihren Namen, nachdem 1948 der Motorrad-Europameister Omobono Tenni zu Tode stürzte. Der Rest der Strecke führt bis zur Forsthauskurve bergauf durch den Wald.

Große Herausforderung für die Piloten
Das Layout zeigt, dass der Kurs nordwestlich von Bern kaum Geraden aufweist. Der Bremgartenring ist eher eine Ansammlung von schnellen Kurven. Er wurde 1931 mit Motorradrennen eröffnet. 1934 kamen Autos dazu. Pro Jahr gab es in der Folge nur eine Veranstaltung. Motorräder und Autos trafen sich gemeinsam zum Großen Preis der Schweiz.
Das Jahr 1948 verzeichnete mit 111.700 Zuschauern einen Publikumsrekord. Bei den Fahrern war die Strecke wegen der kritischen Sicht, seines unebenen Belags, der hohen Geschwindigkeiten und den vielen Bäumen am Streckenrand gefürchtet.
Rudolf Caracciola hatte im Bremgarten 1952 seinen schwersten Unfall. Der große Vorkriegs-Rennfahrer kam mit seinem Mercedes 300 SL vermutlich wegen eines Bremsdefekts auf der Anfahrt zur Forsthauskurve von der Strecke ab und schlug in drei Bäume ein. Ein komplizierter Oberschenkelbruch beendete seine Karriere.
Caracciola hält auch mit einer Zeit von 2.32,0 Minuten aus dem Jahr 1937 den Streckenrekord. Der Durchschnitt von 172,4 km/h war für die damaligen Verhältnisse verdammt schnell. Die Zeit wurde bei den fünf Formel-1-Grand Prix nach dem Krieg nicht mehr unterboten. Juan-Manuel Fangio schaffte 1951 mit 2.35,9 km/h und 168,1 km/h Schnitt die schnellste Formel-1-Runde.
1955 verschwand der Bremgartenring heimlich, still und leise von der Bildfläche. Der GP Schweiz wurde nach dem Unglück von Le Mans mit 82 Toten abgesagt. Wenig später verbot die Schweizer Regierung Rundstreckenrennen im eigenen Land. Mit dem Bau der Autobahn zu Beginn der 70er Jahre verschwand dann auch schrittweise die Rennstrecke.
Streckendaten
- Lage: 5 km, nordwestlich von Bern
- Länge: 7,280 km
- Breite: 8,0 m
- Rechtskurven:13
- Linkskurven: 8
- Schnellster Teil: Glasbrunnenrampe
- Langsamster Teil: Forsthauskurve
- Rekord: 2.32,0 min = 172,446 km/h (Rudolf Caracciola, Mercedes, 1937)
In der Galerie haben wir einige Impressionen davon, was heute vom Bremgartenring übrig geblieben ist.