32 verschiedene Länder, sechs Alibi-Destinationen, doch immerhin 73 Rennstrecken spielten Gastgeber für die 1.000 Grand Prix. Der Nürburgring schaffte sogar drei Bezeichnungen. GP Deutschland, GP Europa, GP Luxemburg. Viele der Schauplätze gerieten in Vergessenheit. Oder hätten Sie gewusst, dass einmal ein Grand Prix in Riverside, Le Mans oder East London stattfand? Wir stellen Ihnen die größten Exoten unter den Rennstrecken in 70 Jahren Formel 1 vor.
Pedralbes
GP Spanien 1951 und 1954
Der erste GP Spanien fand 1951 in Pedralbes statt. Der 6,308 Kilometer Kurs mit seinen langen Geraden lag damals am Stadtrand von Barcelona. 1951 erlebte der Kurs ein großes Finale zwischen Alfa Romeo und Ferrari, das Alfa Romeo gewann, weil sich Ferrari mit den Reifen verspekulierte. 1954 debütierte der Lancia D50. Alberto Ascari stellte ihn sofort auf die Pole Position.
Bremgartenring
GP Schweiz 1950, 1951, 1952, 1953 und 1954
Die 7,280 Kilometer lange Rennstrecke am Stadtrand von Bern zählte in den 50er Jahren wegen ihrer hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten, dem wechselnden Belag und dem Licht/Schatten-Spiel in den Waldpassagen zu den schwierigsten ihrer Zeit. Das Unglück von Le Mans 1955 mit 82 Toten sperrte dem Bremgartenring die Tore zu. Die Schweiz verbot noch im gleichen Jahr Autorennen.
Monsanto Park
GP Portugal 1959
Der GP Portugal zog 1959 für ein Jahr von Oporto nach Lissabon um. Die Strecke im Monsanto-Park verband eine längere Passage auf der Stadtautobahn Richtung Estoril mit einer Serie mittelschneller Kurven und drei Spitzkehren durch einen Park. Stirling Moss gewann das einzige Rennen auf der schwierigen Strecke. Es wurde wegen der großen Hitze erst in den Abendstunden gestartet.
Ain Diab
GP Marrokko 1958
Die FIA vergab das WM-Finale 1958 nach Marrokko. Der 7,602 Kilometer lange Ain Diab-Kurs war mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 192,455 km/h für die schnellste Rennrunde von Sieger Stirling Moss extrem schnell und führte auf öffentlichen Straßen am Meer entlang. Stirling Moss gewann, Mike Hawthorn wurde Weltmeister und Stuart Lewis-Evans starb in den Flammen seines Vanwall.
Sebring
GP USA 1959
Es war der erste GP USA der Geschichte. Er fand auf dem 8,330 Kilometer langen Flugplatzkurs von Sebring statt, normalerweise Austragungsort des berühmten 12 Stunden-Rennens. Obwohl Sebring das Finale bekam, lockte der Grand Prix nur 20.000 Zuschauer an. Bruce McLaren krönte sich zum damals jüngsten GP-Sieger der Geschichte. Der erste war auch der letzte Grand Prix in Sebring.
Avus
GP Deutschland 1959
Der Automobilclub von Deutschland vergab 1959 den Grand Prix aus politischen Gründen an die Avus. Man wollte der alten Hauptstadt Berlin etwas Gutes tun. Dem Sport hat man nichts Gutes getan. Die berühmte Nordkehre der Avus war für die hohen Geschwindigkeiten der damaligen Formel 1-Autos nicht gebaut. Aus Angst vor Reifenschäden entschied der Veranstalter, das Rennen in zwei Portionen à 30 Runden einzuteilen.
Riverside
GP USA 1960
Die gleiche Story wie in Sebring. Riverside war bekannt für Sportwagenrennen. Der 5,279 Kilometer lang Kurs in Kalifornien bekam ebenfalls das letzte Rennen des Jahres zugesprochen. Der WM-Titel war längst an Jack Brabham vergeben. Stirling Moss dominierte im Lotus-Climax. Nur 25.000 Zuschauer wollten die Europäer ohne Beteiligung von Ferrari sehen.
Aintree
GP England 1955, 1957, 1959, 1961 und 1962
Der 4,828 Kilometer lange Kurs nahe Liverpool war in die berühmte Pferderennbahn des Grand National eingebettet. Im Gegensatz zum schnellen Silverstone wurden in Aintree nur Durchschnittsgeschwindigkeiten von 153 km/h erzielt. Nachdem sich die Formel 1 1962 aus Aintree verabschiedete, hatte die Strecke in voller Länge noch zwei Jahre Bestand. Danach wurde sie verkauft.
East London
GP Südafrika 1962, 1963 und 1965
Die 3,925 Kilometer lange Rennstrecke lag in sanften Hügeln eingebettet in Sichtweite des Meeres. Die drei Formel 1-Rennen fanden alle um die Jahreswende statt, zwei als Finale und der GP Südafrika von 1965 als Auftaktrennen am 1. Januar. East London erlebte 1962 eine denkwürdige WM-Entscheidung zwischen Graham Hill und Jim Clark. Hill gewann durch technischen K.O.
Zeltweg
GP Österreich 1964
Der erste GP Österreich fand auf dem Flugfeld des Militärflughafens in der Nähe von Zeltweg statt. Das Rennen ist wegen seiner Rumpelpiste der GP-Gemeinde in schlechter Erinnerung geblieben. Das halbe Feld beklagte Aufhängungsschäden. Der 3,2 Kilometer, vom Layout her eher einfallslose Kurs, flog sofort wieder aus dem Kalender und wurde 1970 durch den Neubau des Österreichrings ersetzt.

Montjuich Park
GP Spanien 1969, 1971, 1973 und 1975
In den ungeraden Jahren fand der GP Spanien im Montjuich Park statt. Die 3,790 Kilometer lange Strecke führte von der Innenstadt zum Aussichtsberg von Barcelona hinauf. Sie war eine Mischung aus Monte Carlo und Spa. Der Unfall von Rolf Stommelen 1975 mit fünf toten Zuschauern war auch das Todesurteil für die Strecke. Die Fahrer hatten zuvor schlampig montierte Leitplanken moniert.
Nivelles
GP Belgien 1972 und 1974
Es war die zweite Retortenpiste der Formel 1 nach Paul Ricard. Belgien brauchte Ersatz für den in Ungnade gefallenen Kurs von Spa. Nivelles blieb nur zwei Jahre lang im Kalender. Der 3,724 Kilometer lange Kurs stellte die Fahrer vor keine großen Ansprüche. 1975 ging der Betreiber bankrott. Geld für eine dringend nötige Neu-Asphaltierung war nicht vorhanden.
Mont Tremblant
GP Kanada 1968 und 1970
Die 4,265 Kilometer lange Strecke in den Laurentinischen Bergen nördlich von Montreal wurde oft als kleiner Nürburgring bezeichnet. Zu Recht. Es ging bergauf, bergab, mit Senken, Kuppen und Springhügeln. Hauptkriterium war die erste Kurve, die bergab führte und drei Mal den Radius änderte. Jacky Ickx brach sich dort 1968 bei einem Unfall ein Bein. Heute gehört die Strecke dem kanadischen Milliardär Lawrence Stroll.
Bugatti
GP Frankreich 1967
Aus finanziellen und politischen Gründen vergab der Automobile Club de France den GP Frankreich 1967 an Le Mans. Der Veranstalter wählte die 4,442 Kilometer lange Bugatti-Variante der Traditionsrennstrecke. Es war kein populärer Grand Prix. Nur 20.000 Zuschauer bildeten eine traurige Kulisse für Sieger Jack Brabham. Zwei Wochen zuvor waren noch 200.000 Menschen an die Sarthe gepilgert, um sich die 24 Stunden von Le Mans anzuschauen.

Anderstorp
GP Schweden 1973, 1974, 1975, 1976, 1977 und 1978
Obwohl der GP Schweden sechs Mal stattfand, hat man ihn schon wieder verdrängt. Der 4,018 Kilometer lang Kurs war ein Langeweiler, die Rennen dagegen oft spannend und spektakulär. 1973 siegte Denis Hulme, weil Lokalheld Ronnie Peterson wegen eines schleichenden Plattfußes in den letzten Runden immer langsamer wurde. 1976 gewann der Sechsrad-Tyrrell sein einziges Rennen. 1977 triumphierte Ligier zum ersten Mal, und 1978 war der erste und einzige Auftritt des Brabham-Staubsaugers.
Dallas
GP USA-Süd 1984
Wer waren die Hauptdarsteller, wer die Statisten? Dallas feierte 1984 die Stars der gleichnamigen Fernsehserie. Die Formel 1-Piloten, die sich bei bis zu 42 Grad um die 18 Kurven im Texas State Fair Park quälten, kannte keiner. Der 3,901 Kilometer lange, von Mauern und Zäunen umgebene Kurs, fand bei den Fahrern keine Gegenliebe. Sie beschwerten sich über die unebene Fahrbahn, die fehlenden Auslaufzonen, und die vielen blinden Ecken. Wegen der großen Hitze brach der Asphalt auf. Dallas blieb eine Eintagsfliege.
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