Haas-Teamchef Guenther Steiner hatte gewarnt, als er auf das Duell seines Teams gegen Alpha Tauri um Platz 7 in der Konstrukteurs-Wertung angesprochen wurde: "Vergesst mir Aston Martin nicht." Während den US-Rennstall und Alpha Tauri vor dem GP Singapur nur ein Punkt trennte, kam Aston Martin aus der Tiefe des Raums. Lance Stroll und Sebastian Vettel sahnten auf einen Schlag zwölf Zähler ab, was ihren Rennstall vom vorletzten Platz auf den siebten Rang springen ließ.
Singapur zählte zu den Strecken, auf denen sich Aston Martin Hoffnungen auf ein gutes Resultat machen durfte. Viel Abtrieb kann der AMR22B besser als wenig. Und Rennstrecken mit hohem Reifenverschleiß sind ein Geschenk für ein Auto, das generell sehr pfleglich mit seinen Reifen umgeht. Auf den Startplätzen 12 und 14 konnten Stroll und Vettel WM-Punkte bereits riechen.

Boxenstopp-Timing hilft Aston Martin
Vettel katapultierte sich mit einer aggressiven Startrunde sofort in die Top Ten. Damit lagen ein Alpha Tauri und beide Haas schon einmal hinter ihm. Teamkollege Stroll hielt Kontakt zu dem Viererpulk, der von Pierre Gasly angeführt wurde. Die Haas-Piloten mussten schnell abreißen lassen und hatten nur noch Außenseiterchancen auf WM-Punkte. Beim Wechsel auf Slicks gelang Aston Martin der goldene Griff in die Taktikkiste.
Alpha Tauri holte Pierre Gasly und Yuki Tsunoda mindestens eine Runde zu früh an die Box. Vettel kam einen Umlauf später, Stroll zwei. Der Kanadier erwischte das Timing am besten und ging in einem Aufwasch an Vettel und Gasly vorbei. Es war die Phase, in der heiße Intermediates noch schneller waren als kalte Slicks in ihrer ersten Runde.
Als Stroll zum Reifenwechsel in die Boxengasse rollte, ging gerade das Safety Car auf die Piste. Tsunoda hatte es mit seinem Unfall auf den Plan gerufen. "Wir haben nicht speziell auf ein Safety Car gewartet, obwohl man in der ersten Runde mit Slicks auf feuchter Bahn immer mit Unfällen rechnen muss. Es waren einfach die idealen Runden für uns", gab Teammanager Andy Stevenson zu.

Hamilton kostet Vettel den 7. Platz
Die Strategen bei Aston Martin verwarfen schnell den Gedanken, für das Finale auf Soft-Reifen umzustellen. "Der Medium-Reifen war die sichere Option. Alles andere wäre bei der großen Restdistanz zu viel Risiko gewesen." Stroll lag nach der Freigabe des Rennens an der Spitze eines Pulks mit Vettel, Hamilton, Gasly und am Ende auch dem stark aufholenden Verstappen. Der Kanadier kontrollierte die Gruppe hinter sich mit einem Abstand von zwei Sekunden.
Als Vettel dann die zwei Weltmeister im Getriebe hatte, da wäre DRS eine willkommene Hilfe gewesen. "Uns war aber die Nummer zu heiß, Lance zurückzupfeifen, um Seb DRS zu geben. Zum Schluss verlieren wir noch mit beiden Autos", verwarf Stevenson die teaminterne Schützenhilfe. Obwohl Hamilton den Heckflügel öffnen konnte, kam er nicht vorbei. "Dem Mercedes fehlte auf der Gerade der Speed."
Ein Verzweiflungsangriff von Hamilton auf den Aston Martin kostete Vettel am Ende den 7. Platz. Der Engländer kam zwar nicht vorbei, öffnete aber Max Verstappen die Tür. "Und der war mit seinem Topspeed und mit DRS zu schnell für uns", bedauerte Vettel. Der Singapur-Sieger von 2019 verlor seine Position in der letzten Runde.
Für Aston Martin war Singapur trotzdem ein Erfolg. Auch weil das Unterboden-Upgrade eingeschlagen hat. Die modifizierten Kanten des Bodens stabilisieren den Abtrieb. "Das wird sich in den schnellen Kurven von Suzuka noch positiver bemerkbar machen", verspricht Stevenson. Keine guten Nachrichten für Haas und Alpha Tauri.