Ayao Komatsu: So tickt der neue Haas-Teamchef

Ayao Komatsu verspricht Fortschritt
So tickt der neue Haas-Teamchef

Zuletzt aktualisiert am 18.01.2024

Mit Guenther Steiner hatte Haas viele Jahre eine prominente Führungsfigur. Der Südtiroler war nicht nur der Mann am Ruder, sondern auch das kommunikative Aushängeschild. Nie verlegen um einen guten Spruch und immer bodenständig, wurde Steiner selbst zu einem Superstar der Formel 1. Der Blitzableiter an der Spitze sorgte stets dafür, dass die Techniker in der zweiten Reihe in Ruhe arbeiten konnten.

Doch damit ist es nun vorbei. Teambesitzer Gene Haas hat einem Ingenieur das Zepter in die Hand gedrückt. Einsatzleiter Ayao Komatsu soll die Ergebniskrise beenden und das Team im Konstrukteurspokal wieder nach vorne bringen. Der Japaner übernimmt aber nur einen Teil der Aufgaben Steiners. Für die oberste Management-Ebene wird noch eine weitere Person gesucht, die sich um die kommerzielle Seite und die Sponsorenakquise kümmern soll.

Mit dem Wechsel an der Spitze werden bei Haas ab sofort etwas leisere Töne angeschlagen. Nach dem Lautsprecher Steiner übernimmt mit Komatsu ein eher ruhiger Vertreter das Kommando. Im TV-Interview mit dem britischen Sender Sky F1 bekam der 47-Jährige jetzt die erste Chance, sich den F1-Fans vorzustellen und seine Ideen darzulegen. Dabei stellte Komatsu direkt klar, dass sich die Haas-Mitarbeiter auf einen anderen Führungsstil einstellen müssen.

Guenther Steiner - Ayao Komatsu - Haas - Formel 1 - 2015
xpb

Kleines Budget ist keine Ausrede

"Ich werde nie versuchen, so zu werden wie Guenther Steiner. Er ist ein einzigartiger Mensch", erklärte der Rookie unter den Teamchefs. "Guenther und ich hatten ein sehr gutes Arbeitsverhältnis. Auch privat haben wir uns sehr gut verstanden. Er hat viel für dieses Team getan und es aus dem Nichts erschaffen. Ich habe großen Respekt vor seinen Leistungen. Darauf möchte ich aufbauen."

Dass Haas das kleinste Team ist und mit dem kleinsten Budget in der Formel 1 operiert, will der Japaner nicht als Ausrede gelten lassen. "Auch im Rahmen unserer begrenzten Mittel glaube ich fest daran, dass wir eine bessere Arbeit abliefern können. Ich gehe mit einem anderen Ansatz an die Dinge heran und sehe schon mehrere Bereiche, in denen wir uns steigern können. Wenn ich daran nicht glauben würde, hätte ich diesen Job nicht angetreten."

Zum Start in seiner neuen Position stattete Komatsu zuerst der Haas-Fabrik im britischen Banbury einen Besuch ab. Dann ging es nach Maranello, wo das Entwicklungszentrum des Rennstalls sitzt. Zunächst ist viel Kommunikation gefragt: "Ich konzentriere mich darauf, den Mitarbeitern klare Aufgaben und Ziele zu geben. Es sind viele Gespräche nötig, damit jeder weiß, wie wir das Team nach vorne bringen wollen. Ich möchte ein Umfeld schaffen, in dem alle ihre Bestleistung abliefern können."

Hülkenberg - Ocon - Formel 1 - GP Mexiko 2023 - Rennen
Motorsport Images

Peinliche Leistungen am Rennsonntag

Komatsu habe bereits ein festes Ziel im Kopf, was die Teamwertung angeht. Welche Position es am Ende werden soll, möchte der Neuling aber lieber erst intern kommunizieren, bevor es nach außen formuliert wird. Klar ist, dass sich Haas von seiner Position im Tabellenkeller nur verbessern kann.

Der Neuling gibt zu, dass die Saison 2023 für viel Frust gesorgt hat: "Die Formel 1 ist ein Wettbewerb. Es macht natürlich keinem Spaß, am Ende auf dem letzten Platz zu landen. Ich saß bei allen Rennen am Kommandostand. Und ich gebe Gene Haas recht: Natürlich ist es peinlich, wenn man sich regelmäßig auf ordentlichen Plätzen qualifiziert und dann immer schon weiß, dass es am Sonntag rückwärtsgeht."

Komatsu arbeitet bereits seit 2003 in der Formel 1. Den Posten des Teamchefs hatte er eigentlich gar nicht auf der Agenda: "Es ging mir lange Zeit einfach nur darum, überhaupt in der Formel 1 zu arbeiten. Ich begeistere mich vor allem für die Aerodynamik und die Mechanik der Aufhängungen. Es war nicht so, dass ich plötzlich Teamchef werden wollte. Das Vertrauen, das ich bekommen habe, will ich an meine Mitarbeiter weitergeben, damit sie ihr Talent zeigen können. Wenn das gelingt, werden wir uns auch als Team verbessern."

Ayao Komatsu - Haas - Formel 1 - 2023
Haas

Neues Auto startet mit Defiziten

Was die konkrete Erwartungshaltung für 2024 angeht, äußert sich Komatsu aber eher reserviert. "Das neue Auto sollte ein Schritt nach vorne sein. Aber ich glaube nicht, dass wir im Verhältnis zur Konkurrenz direkt Boden gutmachen können. Wir haben mit der Entwicklung erst spät begonnen. Der Wechsel auf das neue Konzept und das Austin-Upgrade haben Ressourcen gekostet. Da muss man realistisch bleiben."

Komatsu will die Schlagkraft seines Teams aber schnell erhöhen: "Für mich ist das wichtigste, dass wir die Probleme, mit denen wir in Bahrain konfrontiert werden, direkt verstehen und uns als Team weiterentwickeln. Wir sind ein kleines Team. Wir müssen als Einheit funktionieren, sonst haben wir keine Chance. Ist das neue Auto gut genug? Nein. Aber es dient als Basis, von der wir zeigen können, dass wir uns als Team steigern."