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Haas-Teamchef Ayao Komatsu im Interview
„Unser Auto war nichts Besonderes“

In der Winterpause hat Ayao Komatsu den Posten des Haas-Teamchefs von Günther Steiner übernommen. Im MSa-Interview erklärt der Japaner, wie er das Team seitdem wieder in die Erfolgsspur gebracht hat und warum er Nico Hülkenberg vermissen wird.

Ayao Komatsu - Haas - Formel 1 - 2024
Foto: Haas

Vor der Saison haben Sie gesagt, dass Haas am Ende des Feldes liegen wird. Dann war das Auto doch von Beginn an sehr konkurrenzfähig.

Komatsu: Ich würde niemals lügen. Wir mussten die Arbeit am VF-24 letztes Jahr wegen des Austin-Upgrades für zwei Monate unterbrechen. Ich wusste, wie weit uns das zurückwirft. Dazu sind wir bei Weitem das kleinste Team im Feld. Wenn man da einfach logisch denkt, kann nichts anderes rauskommen als der zehnte Platz.

Unsere Highlights

War es also ein kleines Wunder, dass man plötzlich mittendrin war im Mittelfeld?

Komatsu: Es ist doch offensichtlich, was passiert ist: Die anderen haben einfach gepatzt. Ehrlich gesagt, war das Auto, mit dem wir in die Saison gestartet sind, nichts Besonderes. Wir mussten also davon ausgehen, dass die anderen mit drei Mal so vielen Mitarbeitern bessere Arbeit abliefern. Sauber hatte dann Probleme mit den Boxenstopps, Williams mit dem Chassis, Alpine mit der Weiterentwicklung und dem Gewicht – das hat sie zurückgeworfen. Damit konnten wir nicht rechnen.

Nach den Problemen im Vorjahr wurde bei den Wintertests fast ausschließlich am Reifenverschleiß gearbeitet. War das wirklich notwendig?

Komatsu: Was man jetzt sieht, ist das Ergebnis dieser Testarbeit. Natürlich ist das Auto von seinem Charakter selbst besser geworden. Aber auch die Herangehensweise beim Thema Reifen hat sich komplett geändert. Es war also auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Es ging aber nicht nur darum, mehr über den Reifenverschleiß zu lernen, sondern auch darum, die Richtung für die Weiterentwicklung der Aerodynamik für den Rest der Saison zu finden. Wenn man diese Grundlagenarbeit nicht bei den Wintertests erledigt, dann schafft man es im Laufe der Saison nicht mehr.

Nico Hülkenberg - Haas - Formel 1 - GP Bahrain 2024
Motorsport Images

Vom Saisonstart weg war Haas sofort mittendrin im Mittelfeldkampf.

Zum ersten Mal seit Jahren funktionieren die Upgrades. War das nur die Grundlagenarbeit oder auch die neue Struktur in der Entwicklung?

Komatsu: Es ist immer eine Kombination aus allem. Wir haben die Struktur geändert, weil wir die Kommunikation und die Zusammenarbeit verbessern mussten. Es gibt jetzt klare Ziele, eine klare Strategie und feste Verantwortlichkeiten. Dazu haben wir eine gute Entwicklungsrichtung in den Wintertests gefunden. Alles zusammen hat dazu geführt, dass wir uns weiterentwickeln konnten. Wir haben hier als Team wirklich gut zusammengearbeitet.

Günther Steiner hat immer geklagt, dass es schwierig sei, Gene Haas zu überzeugen, Geld für die Entwicklung und die Produktion neuer Teile auszugeben. Sie haben jetzt aber schon zwei große Upgrade-Pakete gebracht.

Komatsu: Es musste dafür kein Extra-Geld ausgeben werden. Alle Teile, die wir produziert haben, lagen innerhalb unseres geplanten Budgets. Gene hat kein Problem damit, in das Team zu investieren, wenn wir am Ende auch Leistung abliefern. Wir mussten uns sein Vertrauen natürlich erarbeiten und ihm beweisen, dass wir uns mit den vorhandenen Ressourcen steigern können. Wir hatten letztes Jahr exakt das gleiche Budget. Es geht nur darum, wie man dieses Geld einsetzt und wie man die Leute dazu bringt, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.

Wie sieht der Plan für die zweite Saisonhälfte aus. Sind weitere Upgrades geplant?

Komatsu: Ja, auf jeden Fall. Natürlich müssen wir die Balance finden zwischen der Weiterentwicklung dieses Jahr und der Entwicklung des Autos für nächstes Jahr. Und auch 2026 muss man schon im Auge haben. Wir sind das kleinste Team im Feld und können deshalb nicht so viel parallel arbeiten wie die anderen. Vieles vom aktuellen Auto kann für nächstes Jahr übernommen werden. Deshalb wollen wir die Entwicklung jetzt nicht komplett einstellen.

Gene Haas - Haas - Formel 1 - GP Saudi-Arabien - Jeddah - 7. März 2024
xpb

Ayao Komatsu hat sich das Vertrauen von Teambesitzer Gene Haas erarbeitet.

Auf manchen Strecken lief es besser als auf anderen. Wo liegen die Stärken und die Schwächen des Autos?

Komatsu: Es ging etwas auf und ab, aber ehrlich gesagt bin ich mit der Konstanz sehr zufrieden. Von den Rennen, bei denen wir nicht gepunktet haben, sind wir fünf Mal mit Platz 11 knapp vorbeigeschrammt. Wir waren also immer bei der Musik. Beim guten Ergebnis in Spielberg wurde das Auto nicht verändert. Wir konnten einfach die Gelegenheit nutzen und die Plätze sechs und acht einfahren. Wir müssen immer zur Stelle sein, wenn Punkte auf dem Tisch liegen.

Haas hat eine schlanke Struktur mit ausgelagerter Produktion. Muss man nicht mehr Komponenten wie Aufhängungen und Getriebe selbst herstellen, um den nächsten Schritt zu machen?

Komatsu: Wir entwickeln uns Schritt für Schritt weiter. Aber bevor man rennt, muss man erst mal laufen lernen. Bevor wir über die Produktion von Aufhängungen und Getriebe sprechen, müssen wir erst andere Themen angehen. Darauf liegt meine volle Konzentration. Durch unsere Kooperation mit Ferrari muss ich mich um gewisse Dinge erst mal nicht kümmern. Wir sollten nicht an unseren Stärken arbeiten, sondern erst einmal unsere Schwächen ausmerzen.

Sie haben früher als Ingenieur im Hintergrund gearbeitet. Jetzt sind Sie das Gesicht des Teams. Fühlen Sie sich wohl in dieser neuen Rolle?

Komatsu: Mein Ziel ist es, dieses Team zu verbessern. Dafür bin ich bereit, alles zu geben. Das ist mein Job. Ich sehe es als Privileg, diese Chance bekommen zu haben. Deshalb genieße ich es auch. Ich habe früher als Renningenieur direkt mit dem Auto gearbeitet. Aber dann bin ich immer weiter aufgestiegen und habe mehr Arbeit delegiert. Wenn man seinen Mitarbeitern das Vertrauen schenkt, ihnen Verantwortung überträgt und sie dann gute Ergebnisse abliefern, dann bringt einem das auch Freude. Natürlich vermisse ich ein bisschen die alte Arbeit, aber gleichzeitig freue ich mich auch, zu sehen, wie gut sich meine Mitarbeiter entwickeln.

Nico Hülkenberg & Ayao Komatsu - Haas - Formel 1 - 2024
Haas

2025 muss Komatsu ohne seinen zuverlässigen Punktelieferanten Nico Hülkenberg auskommen.

Sie haben in Ihrer Karriere viele Fahrer betreut. Wo würden Sie Nico Hülkenberg einordnen? Wäre er in einem anderen Auto in der Lage, um den WM-Titel zu fahren?

Komatsu: Nico ist ein toller Fahrer. Über den WM-Titel würde ich aber nicht sprechen. Er hat ja noch nicht einmal ein Podium auf dem Konto. So etwas muss Schritt für Schritt gehen. Nach ersten Podiumsplätzen und Siegen muss ein Fahrer erst einmal beweisen, dass er diese Leistungen konstant abliefern kann. Ich möchte Nico nicht kleinreden, aber ich kann mich hier nicht hinstellen und behaupten, dass er die Qualitäten eines Weltmeisters hat, wenn er noch nicht einmal auf dem Podium stand. Ist er einer der Top-Fahrer in der Formel 1? Absolut! Wenn er das richtige Auto hat, kann er auf jeden Fall um Podiumsplätze und Siege mitfahren. Ich liebe es, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er sagt immer ehrlich und klar seine Meinung, er pusht das Team in die richtige Richtung. Ich werde Nico auf jeden Fall vermissen.

Nach schlechten Erfahrungen mit jungen Piloten wie Mazepin und Schumacher setzt Haas aktuell auf ein erfahrenes Fahrerduo. 2025 kommt mit Ollie Bearman aber wieder ein Rookie. Gab es da einen Sinneswandel?

Komatsu: Jede Situation ist anders. Man muss den Fahrern ein Umfeld bieten, in dem sie Leistung abliefern können. Man kann einen Nikita Mazepin und einen Ollie Bearman auch nicht in die gleiche Kategorie packen. Das ist Nonsens. Bei Ollie sehe ich ein klares Potenzial.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum er sich in der Formel 2 etwas schwertut?

Komatsu: Ich habe keine Erklärung dafür, weil ich nicht genug über die Formel 2 und die Stärken und Schwächen des Prema-Teams weiß. Für mich haben die Daten von seinen FP1-Einsätzen in unserem Auto einen viel größeren Wert. Da haben wir alle Informationen, die wir brauchen.

Mit Esteban Ocon haben Sie einen zweiten Fahrer verpflichtet, der nicht gerade als Teamplayer bekannt ist. Kommt da etwas mehr Arbeit auf Sie zu?

Komatsu: Man muss den Fahrern das Vertrauen schenken und dafür sorgen, dass sie sich wohlfühlen. Dann liefern sie auch Leistung ab. Esteban bringt auf jeden Fall das nötige Talent und die richtige Arbeitseinstellung mit. Ich habe ihm erklärt, was unsere Pläne sind, aber ich musste ihn nicht lange überzeugen. Er wollte unbedingt ein Teil unseres Projekts sein. Er ist noch jung und will noch etwas beweisen. Es ist unsere Aufgabe, für beide Fahrer die richtige Umgebung zu schaffen und dafür zu sorgen, dass sie gut zusammenarbeiten. Man muss transparent kommunizieren und klare Regeln aufstellen. Vielleicht bin ich etwas naiv. Und vielleicht zeigt die Zukunft, dass ich falsch lag. Aber wenn ich nicht voll überzeugt wäre, dass beide für das Team an einem Strang ziehen werden, hätte ich sie nicht ausgewählt.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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