Die Saison 2026 war für Aston Martin bislang ein Trauerspiel. Zuletzt blieben Fernando Alonso und Lance Stroll fast regelmäßig im Q1 hängen. Stroll staubte seine 14 WM-Punkte immer dann ab, wenn die Konkurrenz diese liegen ließ. Alonsos Punktekonto ist nach sechs WM-Läufen noch leer.
Das erste große Technik-Upgrade sollte in Imola den Abwärtstrend stoppen. Nach einem Vergleichstest am Freitag stellte man fest: Das neue Aerodynamik-Paket ist besser. Aber es ist auch nicht so gut, dass es aus einem Q1-Auto ein Q3-Auto machen würde. Und trotzdem schafften es Alonso und Stroll relativ entspannt in die letzte K.O.-Runde und trumpften da mit den Startplätzen 5 und 8 auf. Alonso verfehlte Oscar Piastris Bestzeit allerdings um 0,761 Sekunden. Bei den letzten Rennen fehlten den grünen Autos mehr als eine Sekunde.
Der Ergebnis schmeichelt den Aston Martin etwas. "Wir sind nicht so gut wie das Ergebnis", gibt Alonso zu. Wäre der Spanier wie die meisten Kollegen auf Soft-Reifen gefahren, wäre er auf dem zehnten Startplatz gelandet. Der Extra-Boost kam von der Reifenwahl. Aston Martin wählte ab dem Q2 im jeweils zweiten Versuch den Medium-Reifen.

Aston Martin machte in der Quali alles richtig.
Medium stabiler und weniger temperaturempfindlich
Das war von Anfang an der Plan. Aston Martin traute Pirellis neuem Superkleber C6 nicht über den Weg. "Wir haben schon bei den Testfahrten letztes Jahr in Mexiko und Abu Dhabi gemerkt, dass es auf gewissen Strecken mit dem C6 am Ende der Runde kritisch werden könnte", verrät Chefingenieur Mike Krack. Ein bisschen unsicher wurde man dann aber doch. "Der neue Soft-Reifen hat am Freitag erstaunlich lange gehalten."
Trotzdem zog Aston Martin seinen Plan durch. Und behielt Recht. Der C6 baute bei 40 Grad Asphalttemperatur im zweiten Sektor bereits ab. Die C5-Mischung dagegen blieb über die gesamte Runde stabil. Der Medium-Reifen überhitzt weniger schnell, und er bietet auch mehr Seitenstabilität, weil sich die Lauffläche weniger bewegt.
Aston Martin hat jetzt zwar keine frischen Medium-Reifen mehr im Kontingent, doch das Team fährt seine Reifen vor den Rennen ohnehin fast immer an. Alonso sieht sich für das Rennen damit gut gerüstet. "Wir sind nicht so schnell wie wir aussehen. Aber selbst wenn wir noch zwei Positionen verlieren wäre es nicht schlimm. Wir müssen es nur schaffen, mit einem Stopp über die Distanz zu kommen. Dann müssen uns die anderen auf der Strecke überholen, und das ist schwer."
Mercedes fast auf die Pole Position
Es gab nur ein Team, das im Q3 ebenfalls noch einen Medium auspackte. Mercedes hatte ihn auf der Rechnung, war sich aber nicht sicher, ob man eine Garnitur C6-Reifen opfern sollte. Erst als Aston Martin so groß auftrumpfte, entschied sich Mercedes dafür, das gleiche zu tun. Für den allerletzten Versuch stieg George Russell von Soft auf Medium um.

George Russell wurde Dritter, wäre aber auch ein Pole-Kandidat gewesen.
Red Bull-Teamchef Christian Horner gesteht: "Als wir das gesehen haben, waren wir uns sicher, dass George auf die Pole Position fährt." Was dann tatsächlich fast passierte. Russell fehlten nur 0,137 Sekunden auf Piastris Pole-Runde. Die hat der Engländer ausschließlich in den ersten vier Kurven verloren. "Danach war George exakt gleich schnell wie Piastri", rechnete man bei Mercedes vor. Möglicherweise hat Russell die Pole-Position in der Aufwärmrunde verloren. Da musste er im dichten Verkehr abbremsen, was nie gut für die Reifenvorbereitung ist.
Red Bull hat Medium aufgespart
Auch Red Bull fasste den Medium-Reifen kurz ins Auge, gab aber den besseren strategischen Optionen im Rennen den Vorzug. "Wenn er uns die Pole Position garantiert hätte, hätten wir es gemacht", erzählt Horner. Auf dem Soft-Reifen legte Max Verstappn einen überirdischen ersten Sektor auf die Bahn. Ab dem zweiten Abschnitt spürte der Holländer allerdings bereits, dass der Grip verloren ging. Der Red Bull untersteuerte immer mehr, je länger die Runde dauerte.
McLaren schlug Red Bull und Mercedes einmal mehr mit seinem Joker. Die Papaya-Renner halten jeden Reifen stabil im Fenster, egal welche Mischung. Piastri machte im zweiten Teil der Strecke zwei Zehntel auf Verstappen gut. Im Rückblick ist Horner froh, noch frische Medium-Reifen auf Lager zu haben. "Eine Quali-Runde hätte zu viel Leben aus diesem Reifensatz genommen. Da hätten wir am Sonntag im ersten Stint bezahlt."