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Fortschritt noch verschleiert
Was bringt das Aston-Upgrade?

Aston Martins erstes großes Upgrade von Montreal war sicher ein Fortschritt. Doch wie groß war er wirklich? Die Analyse der Sektorzeiten zeigt, dass Fernando Alonso im letzten Stint mit den harten Reifen und Lift and Coast gehandikapt war.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Kanada 2023
Foto: Wilhelm

Aston Martin ist zurück auf dem Podium. Und der Abstand zum Sieger betrug nur 9,5 Sekunden. Rein von den Zahlen her ein Fortschritt, denn damit hätte der WM-Dritte den Abstand zu Red Bull mehr als halbiert. Trotzdem war es schwierig herauszufiltern, was der Aston Martin AMR23 mit seinem neuen Unterboden, Seitenkästen und der Motorabdeckung wirklich kann. Und wie viel des Zeitgewinns wegen der Umstände verborgen blieb.

Wenn man die Aussagen von Teambesitzer Lawrence Stroll und die Ankündigungen von Fernando Alonso vor dem Rennen in Bezug zu den Rundenzeiten setzt, dann hat Aston Martin noch lange nicht alles gezeigt. Es klang so, als könnte Alonso die unbesiegbaren Red Bull schon in Montreal unter Druck setzen. Zumindest bei Alonso weiß man, dass er nur verspricht, was er auch halten kann. Der Spanier ist Realist.

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Montreal war kein idealer Ort, um ein großes Upgrade auszuprobieren. Das erste Training fiel praktisch aus. Das zweite war von zwei roten Flaggen unterbrochen und dauerte nur 76 statt 90 Minuten. Am Samstag kam der Regen. So blieb nie richtig Zeit, das Auto optimal abzustimmen und genügend Daten für die Ingenieure zu sammeln.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Kanada 2023
Wilhelm
Fernando Alonso ist zurück auf dem Podium. Das Update brachte Aston Martin wieder vorbei an Mercedes.

In den Highspeed-Passagen besser

Selbst Teamchef Mike Krack traute sich kein eindeutiges Urteil abzugeben: "Was wir sagen können ist, dass wir näher dran sind als vorher und dass wir uns in den Highspeed-Passagen verbessert haben. Red Bull liegt weiter vorne und die drei Verfolger sind ganz eng zusammen. Montreal ist eine zu spezielle Strecke, um ein klares Bild über das Upgrade zu bekommen."

Alonso kündigte an, dass man erst in Spielberg und Silverstone den Wert der neuen Teile beurteilen könne. Weil man erst dann in der Lage sein werde, das Optimum aus dem Paket herauszuholen. Mercedes und Ferrari geht es mit ihren Umbauten genauso. Sie holen von Rennen zu Rennen mehr aus ihren Autos heraus.

Im Rennen wurde das Potenzial des Aston Martin durch mehrere Umstände verschleiert. Die ersten 22 Runden blickte Alonso in den Auspuff von Lewis Hamilton. Dass er so lange dicht dran blieb und ihn schließlich auf der langen Gerade überholen konnte, ist ein Indiz dafür, dass der Aston Martin effizienter und auch der DRS-Effekt besser geworden ist. Das ganze Paket war zu diesem Zeitpunkt des Rennens schneller.

Das unterstreichen auch die Topspeeds der drei Fahrer an der Spitze, die weitgehend ohne Windschatten gefahren sind. Max Verstappen kam auf 330,3 km/h, Alonso auf 327,3 und Hamilton auf 323,1. Im Bereich der Piloten, die fast ständig in einem DRS-Zug fuhren, lag Alonsos Teamkollege Lance Stroll mit 339,6 km/h auf Rang 3. Nur geschlagen vom alles überragenden Alexander Albon im Williams mit 343,0 km/h und Guanyu Zhou im Alfa Romeo mit 340,0 km/h.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Kanada 2023
xpb
Alonso spielte seinen Vorteil im zweiten Stint aus. Im dritten Stint bremste ihn ein Phantom-Problem.

Handikap im letzten Stint

Alonso war vor allem im letzten Stint gehandikapt. Das ist der Abschnitt im Rennen, in dem sich die Autos in ihren schnellsten Runden am besten vergleichen lassen, weil dann der Sprit zur Neige geht und die Reifen eine ähnliche Restlaufzeit haben.

Hamilton führte da die Rangliste mit 1,15,396 Minuten vor Verstappen mit 1.15,594 Minuten und Alonso mit 1.15,779 Minuten an. Der Mercedes-Pilot war in der Verfolgung von Alonso auf Angriff gepolt, während Verstappen an der Spitze seine Reifen nicht überfordern wollte.

Alonso hatte in dem Dreiervergleich im letzten Stint als einziger den harten Reifen am Auto. Verstappen und Hamilton vertrauten dem Medium-Gummi. Der war auf eine Runde schneller, aber über die Distanz nicht so haltbar. Besonders Hamilton bekam das zu spüren, weil ihm sein Reifensatz die frühe Attacke ab der 60. Runde heimzahlte.

Der Sektorzeiten-Vergleich zeigt, dass Alonso in der Schlussphase nicht mehr so fahren konnte, wie er wollte. Er musste auf den Geraden früh vom Gas, weil die Telemetrie ein Problem mit dem Benzinsystem signalisierte und das Team Sorge hatte, ihr Fahrer könnte ohne Sprit liegenbleiben. Es erwies sich als falscher Alarm. "Aber besser im Ziel, mit etwas mehr Benzin im Tank, als gar nicht ins Ziel zu kommen", erklärte Krack.

Aston Martin - Technik - Formel 1 - GP Kanada 2023
xpb
Das Upgrade-Paket (unten) ist ein Fortschritt. Wie groß der Fortschritt ist, wird man aber erst in Spielberg und Silverstone sehen.

Wind wirft Alonso aus der Bahn

Alonso verlor im letzten Streckenabschnitt, der aus zwei langen Geraden und zwei Kurven besteht, mit 0,444 Sekunden unverhältnismäßig viel Zeit. In den beiden anderen Sektoren fuhr er auf Augenhöhe mit dem Sieger. In Sektor 1 war er um 78 Tausendstel schneller, in Sektor 2 um 57 Tausendstel langsamer.

Der neue Fahrstil, den ihm das Lift and Coast aufzwang, provozierte auch Fehler. Alonso war trotzdem zu Qualifikationsrunden gezwungen, weil Hamilton von hinten näherkam. So fuhr er in der Schikane T8/T9 drei Mal geradeaus. Ungewöhnlich, bei seiner sonst eher geringen Fehlerquote. "Es gab da böigen Rückenwind. Wenn du gezwungen warst ans Limit zu gehen, bis du schnell mal neben der Strecke gelandet. Siehe Russell", erklärte ein Aston-Martin-Ingenieur.

Auch er traute sich über das Upgrade kein Urteil abzugeben: "Sicher besser, als wir es in Montreal zeigen konnten, aber um wie viel werden ersten nächsten Rennen wissen. Das Ganze ist ein relatives Spiel. Man muss schauen, was die anderen machen. Und Red Bull schläft ja auch nicht."

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