Was für ein Unterschied zum letzten Jahr. Da krebste Aston Martin am Ende des Feldes herum. Die grünen Autos schaukelten sich auf den Geraden so stark auf, dass die Fahrer kaum die Straße erkennen konnten. Und die Rundenzeiten reichten nicht einmal für das Mittelfeld. Ein Jahr später startete Fernando Alonso mit der zweitschnellsten Runde in den Wintertest. "Da lag noch was drin", bestätigte das Team. Einen Tag später bestätigte der Ex-Champion die gute Leistung vom Vortag mit konstant guten Zeiten.
Während Aston Martin den gelungenen Start in die Saison herunterspielte, machte die Konkurrenz Alonso schon zum Geheimtipp. Ein Ingenieur las aus seinen Analysen heraus: "Aston Martin hat den größten Schritt nach vorne gemacht. Sie sind nach unseren Berechnungen mindestens Vierter und könnten sogar Mercedes und Ferrari gefährlich werden."
Nico Hülkenberg bezieht sein Urteil aus den Aufnahmen der Bordkamera: "Das sieht bei Fernando unheimlich rund und sauber aus. Da müssen andere mehr am Lenkrad arbeiten." George Russell bestätigte: "Der Aston Martin macht einen gut ausbalancierten Eindruck."
Bouncing ist Geschichte
Chefingenieur Tom McCollough räumt ein, dass Bouncing kein Problem mehr ist. "Bis jetzt sind wir davon verschont geblieben. Kein Vergleich zum Vorjahr." Der AMR23 schluckt die Bodenwellen auf der Zielgeraden so gut wie die Autos aus der Zeit vor der Groundeffect-Ära. Bei wesentlich weniger Federweg. Nur der Red Bull kommt so gut über die Buckelpiste wie der Aston Martin. Die Ingenieure freuen sich. Sie können gleich damit beginnen, das Auto zu entwickeln, statt Fehler auszubauen. 2022 war es anders herum.
Fernando Alonso deponierte beim Team, dass er den AMR23 für eine gute Basis hält, auf der man jetzt aufbauen kann. Auch mit der Servolenkung ist der Spanier zufrieden, was fast schon ein Orden ist. Mit der Lenkung kennt der zweifache Ex-Weltmeister keinen Spaß. Alpine verbrachte ein halbes Jahr, bis der in dieser Hinsicht sensible Alonso zufrieden war.

Alonso mit weniger Worten als Vettel
Das Team ist bereits jetzt beeindruckt, welches Feedback der Rekordteilnehmer zum Auto abgibt. Bei einer Demofahrt über 15 Kilometer in Bahrain zwei Tage vor dem Test spürten Alonsos feine Sensoren ein kleines Problem in langsamen Kurven auf. Nichts, was man nicht lösen könnte, heißt es aus dem Team. Aber ein wertvoller Hinweis worauf man sich jetzt konzentrieren muss.
Alonso bringt sechs Jahre mehr Erfahrung mit wie sein Vorgänger Sebastian Vettel. "Er weiß, was er will, und er kann es auch begründen. Für das braucht er aber viel weniger Worte als Seb", wird erzählt. Reservepilot Felipe Drugovich saugt jedes Wort des Meisters auf. Einen besseren Lehrer kann er sich nicht wünschen.
Wie heiß Alonso auf die neue Aufgabe ist, zeigt er jedes Mal, bevor er ins Auto steigt. "Fernando ist fertig, das Auto nicht. Zehn Minuten vor Abfahrt steht er schon mit dem Helm da und wartet, bis er einsteigen darf", amüsiert sich Teammanager Andy Stevenson.