Wenn es in einem neuen Formel-1-Jahr auf die ersten Testrunden geht, dann belauern sich die Teams gegenseitig immer ganz genau. Es werden eigene Fotografen extra damit beauftragt, die Autos der Konkurrenz von hinten bis vorne abzulichten. Das Analysieren der Gegner gehört in der Königsklasse zum guten Ton. Kopieren ist bekanntlich günstiger als selbst zu entwickeln.
Ein interessantes Detail am Aston Martin wäre aber auch den versiertesten Technik-Fotografen beinahe durchgerutscht. Am neuen Dienstwagen von Fernando Alonso befindet sich eine neuartige Öffnung, für die sich die Ingenieure einen besonders gut versteckten Platz gesucht haben. Die Hutze liegt tief verborgen zwischen dem Halo-Bügel und einer vertikalen Finne am Cockpitrand.
Dass die Carbonstruktur in dieser dunklen Ecke auch noch unlackiert blieb, erschwerte den Formel-1-Paparazzi das Entdecken des cleveren Tricks zusätzlich. Der Schlitz lässt sich nur erkennen, wenn man fast frontal auf das Auto schaut. Steht er AMR25 in der Box, versteckt sich das Cockpit und der erwähnte Bereich an den Rändern meist hinter den Datenmonitoren.
Aus der seitlichen Perspektive ist die Öffnung nicht zu sehen. Sie liegt versteckt hinter dem "Cobra-Winglet".
S-Schacht hinter dem Halo
Erst am Ende des ersten Testtags hatten aufmerksame Beobachter die Öffnung entdeckt. Mit zoomstarken Kameras konnte das Geheimnis gelüftet werden. Wenn man weiß, wo man schauen muss, lässt sich gut erkennen, wo die Luft unter die Verkleidung geleitet wird. Ein Matchwinner wird die Idee alleine sicher nicht. Bei den kleinen Abständen in der Formel 1 kann aber bekanntlich auch Kleinvieh Mist machen.
Es ist auch relativ klar, was Aston Martin mit der Lösung bezwecken will. Ähnlich wie bei einem S-Schacht wird verwirbelte Luft, die eng an der Oberfläche liegt, unter die Verkleidung geleitet, wo sie nicht mehr stört. Durch das vertikale Flügelelement, das von den Ingenieuren "Cobra-Winglet" genannt wird, und dem äußeren Rand des Halo-Bügels, wird die Strömung effizient in die Öffnung gezwungen und damit die Luftführung in Richtung Heck verbessert.
Im Zusammenspiel mit der innovativen Spiegelhalterung soll die Hutze dabei helfen, dass die Luft effizienter zum Heck strömt.
Wird der Aston-Trick kopiert?
An vielen anderen Autos sind ähnliche vertikale Schlitze in der Carbon-Oberfläche weiter unten am Cockpitrand zu erkennen. Sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Verlangsamte und verwirbelte Luft wird quasi abgesaugt, bevor sie weiter hinten Schaden anrichten kann.
Wir sind gespannt, ob die Aston-Martin-Lösung Nachahmer findet. Sie ist nicht ganz einfach zu kopieren, weil dafür die ganze Verkleidung rund um das Cockpit geändert werden muss. In Zeiten des Budget-Caps und mit dem großen Reglement-Wechsel 2026 vor der Brust werden sich die meisten Teams solche Umbauten mit begrenztem Nutzen sicher lieber sparen.
In der Galerie zeigen wir Ihnen genau, wie der Trick von Aston Martin aussieht.
