Einen besseren Saisonstart hätte sich die neue Liaison kaum vorstellen können. Aston Martin hat ein konkurrenzfähiges Auto gebaut, das nur den Red Bull nicht halten kann. Fernando Alonso setzt den Speed auch in Resultate um. Zum dritten Mal im dritten Rennen eroberte der älteste Pilot im Feld einen Podestrang. Der Spanier ist hungrig auf mehr: "Nach drei dritten Plätzen peilen wir eine Steigerung an. Mindestens den zweiten Platz", sagte der gut gelaunte Ex-Weltmeister nach dem GP Australien.
Es ist schon zehn Jahre her, dass Alonso drei Mal in Folge auf ein Formel-1-Podest stieg. Zuletzt hatte das der stolze Spanier in Belgien, Italien und Singapur 2013 geschafft. Seine neue Mannschaft hat in drei Rennen bereits mehr Punkte eingefahren als im kompletten letzten Jahr. Damals waren es 55 Zähler. Jetzt steht Aston Martin bei einer Ausbeute von 65 Punkten – und ist damit weiter WM-Zweiter. In Melbourne gab es die bisher größte Beute: Nach 23 Zählern in Bahrain und 15 in Jeddah sammelten Alonso und Lance Stroll 27 Punkte.

Aston-Updates in nächsten Rennen
Was eigentlich schon nach einem Rennen klar war, kann jetzt keiner mehr kleinreden oder gar abstreiten: Aston Martin hat sich in der Spitzengruppe der Formel 1 festgesetzt. "Wir waren auf drei verschiedenen Strecken wettbewerbsfähig. Das stimmt uns für die weiteren Aufgaben zuversichtlich", sagt Teamchef Mike Krack. Und für die wirft Aston Martin die Update-Maschine an.
Es geht los in Baku (30. April). Für den schnellen Stadtkurs am Kaspischen Meer will Team Silverstone einen Heckflügel maßschneidern – passend für die langen Geraden und überwiegend 90-Grad-Kurven. Es ist davon auszugehen, dass auch viele andere Teams einen Flügel für das entsprechende Abtriebslevel mitbringen. Aston Martin wird dazu noch ein paar kleinere Modifikationen am Auto vornehmen.
Den ersten richtig großen Aufschlag soll es für den GP Emilia-Romagna (21. Mai) in Imola geben. Teamchef Krack erläutert: "Wir werden noch neue Teile in Montreal und in Silverstone haben. Generell wollen wir jeden kleinen Zugewinn so schnell wie es geht ans Auto bringen, statt zu warten und Pakete zu bündeln. Das war unser Ansatz im letzten Jahr, und der hat gut für uns funktioniert.
Alonso: interessante Phase
2022 kam Aston Martin mit seinen neuen Teilen über die Saison hinweg ordentlich voran. Doch die Situation war eine andere als heute: "Wir kamen von einem viel niedrigeren Level. Jetzt haben wir eine viel bessere Basis. Von daher wird es nicht mehr so einfach, große Entwicklungsschritte zu machen. Wir sind mit unserem Programm aber zuversichtlich."
Chefpilot Alonso sieht seine neue Truppe vor einer großen Herausforderung. "Die Saison geht in eine interessante Phase über, in der sich die Frage stellt: Welches Team entwickelt das Auto schneller? Das Level der einzelnen Teams könnte sich von Rennen zu Rennen verschieben, je nachdem, wer Upgrades an den Start bringt, und ob sie funktionieren. Red Bull, Mercedes und Ferrari sind eine hohe Schlagzahl in der Entwicklung gewohnt. Wir sind in dieser Beziehung vielleicht noch in einem Lernprozess." Auf der anderen Seite hat Aston Martin mehr Spielraum bei der Nutzung des Windkanals: 37 Prozent mehr als Red Bull, 25 Prozent mehr als Mercedes und 20 Prozent mehr als Ferrari.
Das grüne Auto war vermutlich auch in Australien das zweitschnellste hinter dem Red Bull. Alonso schien bereits auf dem Weg in die erste Startreihe, war dann aber zu vorsichtig. Der Spanier verschenkte im letzten Abschnitt in den letzten Kurven kostbare Zeit, aus Sorge, vom Wind auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Zu Rennbeginn rutschte Alonso erst hinter Landsmann Carlos Sainz zurück, profitierte dann aber von der ersten Unterbrechung. Er durfte wie Lewis Hamilton und Max Verstappen in der Boxenstraße einen Gratis-Reifenwechsel abwickeln.

Katz-und-Maus mit Hamilton
Das brachte Alonso vor George Russell und Sainz. Ab Runde 12 jagte der Spanier als Dritter seinen alten Widersacher im Mercedes. Bis zur zweiten Unterbrechung im 54. Umlauf. Alonso hatte das Gefühl, in freier Luft zwei bis drei Zehntel schneller fahren zu können, doch Hamilton leistete sich keinen Fehler. An eine Attacke war nicht zu denken, weil er nie in den DRS-Bereich von unter einer Sekunde zum Mercedes eindrang.
Hamilton und Alonso spielten Katz-und-Maus. Wenn der Aston Martin näherkam, konterte der Mercedes-Pilot im nächsten Umlauf. Bei Aston Martin gibt man zu, dass Alonso nicht an Hamilton vorbeigekommen wäre. Reifenmanagement hatte oberste Priorität. "Ich glaube, dass wir den wahren Rennspeed gar nicht gesehen haben", meint Krack. "Jeder hat ab dem ersten Neustart die Reifen geschont, um mit dem C2-Reifen über die Distanz zu kommen."
Es ging gar nicht so sehr um die Abnutzung. Die Fahrer versuchten vielmehr, Körnen auf der Hinterachse zu vermeiden. Das war bei den kühlen Temperaturen eine Gefahr, jedoch deutlich stärker auf den Mischungen C3 und C4 ausgeprägt. Generell glaubt der Aston-Teamchef, dass man sich mit Mercedes und Ferrari innerhalb von drei Zehntelsekunden bewege.
Etwas Glück war auch dabei. Beim zweiten Neustart drehte Sainz den Aston Martin mit der Startnummer 14 um. Typisch Alonso: Geistesgegenwärtig kam ihm das Rennen in Silverstone 2022 in den Sinn, als nach dem Zhou-Unfall die alte Startreihenfolge für den Neustart hergestellt wurde. Noch aus dem Cockpit kam der Hinweis an den Kommandostand.
"Wir waren zuversichtlich, dass die Rennleitung es wieder so handhabt. Für uns war wichtig, dass die Autos fahrtüchtig waren. So konnten wir unsere alten Positionen beziehen. Ein Schuss Glück war sicher dabei. Aber wir haben nichts gestohlen. Wir haben uns dieses gute Ergebnis verdient", meint Krack.