Fernando Alonso brachte es auf den Punkt. Sein Konto ist zwar noch leer, und die spanische Rennfahrer-Seele schmerzt es, ganz unten in der Tabelle zu stehen, doch wenn man ihm nach seinem größten Wunsch fragt, dann sind es nicht die ersten Saison-Punkte beim nächsten Rennen, sondern: "Ich will 2026 in Australien gewinnen."
Die Saison 2025 ist für Aston Martin schon verloren. Der neue AMR25 war mit diversen Defiziten geboren worden, die eine Rundumerneuerung verlangen würden, um sie alle abzustellen. Das Auto ist ein bisschen berechenbarer, dafür aber relativ zur Konkurrenz langsamer geworden.
Das erste große Upgrade verfolgte zwei Ziele. Es sollte das Auto verbessern, um der Mannschaft wieder Glauben an sich selbst zu geben. Und es sollte Daten liefern, um die Realität besser mit den neuen Simulations-Werkzeugen zu korrelieren. Ganz offensichtlich sprachen Wirklichkeit und Labor zwei unterschiedliche Sprachen. Deshalb sind auch fast alle Upgrades seit dem grandiosen Saisonstart 2023 verpufft.

Fernando Alonso hofft, dass Adrian Newey Aston Martin wieder an die Spitze führt.
Rennstrecke und Labor sprechen zwei Sprachen
Der neue Technik-Guru Adrian Newey nahm gleich einmal den Stolz des Teams unter Beschuss. "Der Fahrsimulator gibt unseren Fahrern nicht das gleiche Gefühl wie das echte Rennauto." Newey sprach hier bereits über den neuen Super-Simulator, der gerade erst im November 2024 in Betrieb gegangen ist.
In der Kritik steht nicht die Hardware. Die ist über jeden Zweifel erhaben. Aber offenbar steckt der Teufel in der Software, die nicht das 1:1 darstellt, was auf der Rennstrecke passiert. Damit sind viele Rückschlüsse in Bezug auf die Entwicklungsarbeit und das Abstimmen das Auto falsch. "Das ist eine unserer Einschränkungen", bedauert Newey.
Das Superhirn fürchtet, dass es lange dauern kann, bis das Problem gelöst ist. Schlimmstenfalls zwei Jahre. Teamchef Andy Cowell glaubt, dass es schneller geht. "Das sollte eher eine Angelegenheit von Wochen sein." Er räumt aber ein, dass die Fahrer auf der Strecke ihr Auto im Vergleich zur virtuellen Welt manchmal nicht wiedererkennen, kann aber Neweys Pessimismus nicht ganz teilen: "So ein Korrelationsprozess nimmt Zeit in Anspruch. Deshalb machen wir im Augenblick viele Experimente, um das anzugleichen."

In Imola packte Aston Martin ein großes Upgrade-Paket aus.
Fortschritt kleiner als erhofft
Cowells Ziel ist es, den Ingenieuren die bestmögliche Entwicklungsmaschine zu geben, die es gibt. An der Mannschaft hat er keinen Zweifel. "Ich spüre einen unheimlich Enthusiasmus im ganzen Team. Jeder hat das gleiche Ziel, jeder will unbedingt vorwärtskommen." Newey stimmt in Bezug auf die Qualitäten der einzelnen Mitarbeiter zu, fordert aber, dass diese sich noch besser vernetzen müssen.
Das Imola-Upgrade des AMR25 ist deshalb auch ein Test-Tool. Es ist der erste Aston Martin, der seine Endabnahme im neuen Windkanal und im neuen Simulator absolviert hat. In Imola und Monte Carlo wurden die Daten von der Strecke mit den Prognosen abgeglichen, die man von den Simulationswerkzeugen bekommen hatte.
Cowell räumt ein: "Das Auto ist ein Schritt vorwärts, aber nicht in dem Maße, wie wir es uns erhofft hatten. Es hat zwar mehr Abtrieb, hat aber trotzdem einige Charakterzüge behalten, die nicht gut sind." Auf diesen Baustellen will Aston Martin auf jeden Fall noch aufräumen, um sich selbst den Beweis zu erbringen, dass man sich für nächstes Jahr auf die Einrichtungen in der neuen Fabrik verlassen kann.

Alonso wartet auch nach dem Monaco-GP noch immer auf die ersten Punkte.
Motor-Drama ab Runde 21
Seit dem Upgrade schaffte es Alonso zwei Mal ins Q3. In Imola bremste ihn eine VSC-Phase zur falschen Zeit aus, in Monte Carlo ein Motorschaden. Das Drama kündigte sich ab der 21. Runde an, erzählte Cowell. "Fernando hat signifikant Leistung verloren. Das zeigen die Speed-Messpunkte im Vergleich zu vorher. Überall anders hätten wir das Auto sofort abgestellt, doch in Monte Carlo kann man damit durchkommen. Wir haben Mercedes gefragt, ob wir bei den Symptomen weiterfahren dürfen, und die haben grünes Licht gegeben. Hätte der Motor gehalten, wäre Fernando Sechster oder Siebter geworden."
Entscheidend aber ist, dass die grünen Autos ihren Fahrern wieder die Chance geben, um Punkte mitzufahren. Alonso wunderte sich in Imola. "Da habe ich die Spitzengruppe bis zur zehnten Runde noch irgendwie sehen können. Vorher waren sie nach sieben Kurven weg." Ob Aston Martin von der neuen Frontflügel-Regel in Barcelona profitiert, wollte Cowell nicht sagen: "Wir haben unseren Flügel modifiziert und werden sehen, welche Konsequenzen das hat."