Kimi Antonelli: Wunderkind schafft das Wunder

Antonelli überrascht Mercedes
Das Wunderkind schafft das Wunder

GP Miami 2025
Zuletzt aktualisiert am 03.05.2025

Die zweiten Sprint-Qualifikation des Jahres endete mit einer faustdicken Sensation. Ganz vorne steht ein Mercedes. Nein, es ist nicht George Russell. Andrea Kimi Antonelli überraschte Freund um Feind mit der Pole Position für den Sprint. Der 18-jährige Italiener fährt in Miami erst seinen sechsten Grand Prix.

Das 5,412 Kilometer lange Miami Autodrom kannte Antonelli nur aus der virtuellen Welt. "Ich bin in der Vorbereitung 70 Runden im Simulator gefahren", erzählte der Krauskopf aus Bologna, der mittlerweile in San Marino lebt. Der Start in seine erste Formel-1-Saison war vielversprechend. Nach fünf Grands Prix liegt Antonelli mit 38 Punkten auf dem sechsten Platz. Mehr durfte man von einem Rookie nicht erwarten.

Das Team hatte seinen Neuling gut auf das große Abenteuer vorbereitet. "Der Speed war immer da, egal ob im Kart oder den Nachwuchsserien. Wir haben ihm gesagt, dass er die Saison ruhig angehen lassen, Kilometer und Erfahrung sammeln soll. Kimi hat sich daran gehalten und das Risiko gut gemanagt", lobte Teamchef Toto Wolff im Rückblick.

Kimi Antonelli & Lando Norris - Formel 1 - GP Miami - 3. Mai 2025
xpb

Antonelli wartet bewusst bis zum Ende

Doch mit den stetig besser werdenden Ergebnissen wuchs auch das Selbstvertrauen. Das zahlte sich jetzt in Miami aus. Antonelli verliebte sich sofort in die Strecke. Dass er noch nie auf ihr gefahren war, dämpfte die Erwartungshaltung. Und er traute sich jetzt auch mehr Risiko zu gehen.

Im SQ1 und SQ2 qualifizierte sich das Wunderkind mit aufreizender Leichtigkeit jeweils in den Top 5. Das gab ihm das Selbstvertrauen, im Top-Ten-Finale auf einen Versuch ganz am Ende der Sitzung zu warten. Der viel erfahrenere Teamkollege George Russell dagegen bestand darauf, gleich am Anfang auf die Strecke zu gehen und damit garantiert freie Bahn zu haben.

Russell unterschätzte dabei, dass die Strecke innerhalb von fünf Minuten noch einmal schneller wurde. Mercedes verzichtete auch darauf, Russells Mercedes Sprit für vier Runden mit auf die Reise zu geben um sich so wie Max Verstappen zwei Versuche mit zwei Abkühlrunden dazwischen zu verschaffen. "Wir dachten, dass die Reifen nur in der ersten Runde den optimalen Grip geben", entschuldigte sich Chefingenieur Andrew Shovlin.

Kimi Antonelli - Mercedes - Formel 1 - GP Miami - 3. Mai 2025
Bryn Lennon via Getty Images

Reifentemperaturen im grünen Bereich

Falsch gedacht. Verstappen verbesserte sich im zweiten Anlauf noch einmal. Für Antonelli reichte es nicht. Der Mercedes-Pilot war zweieinhalb Zehntel schneller. Red Bull schob es auf die neuen Motoren, die alle Mercedes-Teams in Miami bekamen. "Max hat auf den Geraden vier Zehntel verloren. Er hatte einen alten Motor drin", bedauerte Sportchef Helmut Marko.

Antonelli war selbst überrascht, dass er am Ende die Rangliste anführte. "Es fühlte sich wie eine gute Runde an. In ein paar Bereichen hätte ich vielleicht noch etwas mehr rausholen können. Ich bin aber zufrieden, dass ich in allen drei Sektoren bei der Musik war."

Wolff glaubt, dass Antonelli die Führung behaupten kann, wenn ihm der Start gelingt. Auch wenn Verstappen, Norris und Piastri im ersten Training bessere Longruns auf die Bahn legten. Doch wenn Antonelli in Führung geht, dann müssen alle hinter ihm verwirbelte Luft schlucken.

Das Reifen-Drama von Jeddah wird sich nicht wiederholen. Mercedes schickte Russell und Antonelli im freien Training mit Bedacht auf längere Runs über 16 und 13 Runden, um sicherzugehen, dass die Reifentemperaturen nicht mehr durch die Decke gehen. Mit positivem Ergebnis.