Eine der wichtigsten Säulen des Mercedes-Erfolgs der vergangenen Formel-1-Jahre geht von Bord. Wie das Silberpfeil-Team am Montag (15.6.) überraschend bekanntgegeben hat, wird Motorenchef Andy Cowell das Unternehmen auf eigenen Wunsch im kommenden Jahr verlassen. Der Brite hatte Teamchef Toto Wolff schon im Januar über seinen Abgang informiert.
Die Verantwortlichkeiten im Motorenwerk in Brixworth sollen ab dem 1. Juli auf mehrere Schultern verteilt werden. Die neue Führungsmannschaft besteht aus Hywel Thomas, der als Managing Director direkt für den F1 Antriebsstrang verantwortlich ist, Adam Allsopp, dem Project One Powertrain Director sowie Operations Director Richard Stevens und Finance & IT Director Ronald Ballhaus.
Des Weiteren wird Pierre Godof, der Chefingenieur für den Formel-E-Antriebsstrang, weiter die Entwicklung für die vollelektrische Rennserie leiten. Damit soll sichergestellt werden, dass die drei wichtigsten Projekte bei Mercedes High Performance Powertrains (HPP) – die Formel 1, die Formel E und das Project-One Serienauto – kompetent betreut werden.

Keine Schwächung für Mercedes?
Von Toto Wolff gab es zum Abschied ein dickes Lob für den scheidenden Angestellten: "Andys Führung des Teams bei HPP war einer der Schlüsselfaktoren bei unseren WM-Erfolgen in den vergangenen Jahren. Er hat einen herausragenden Beitrag zu unserer Motorsport-Geschichte geleistet und ich habe unsere Zusammenarbeit seit 2013 sehr geschätzt und genossen."
Trotz der Verdienste Cowells geht Wolff nicht davon aus, dass die Schlagkraft des Teams nachhaltig geschwächt wird: "Unsere Philosophie war schon immer, dass ein siegreiches Team eine dynamische Organisation ist und Veränderungen einen natürlichen Prozess der Weiterentwicklung darstellen. Ich bin besonders froh darüber, dass wir gemeinsam daran arbeiten konnten, eine neue Führungsstruktur aufzubauen, die auf der enormen Stärke des Teams in Brixworth beruht. Dadurch befinden wir uns in einer sehr starken Position für die kommenden Jahre, in denen wir in der Formel 1 und der Formel E neue Maßstäbe setzen möchten."
Wohin Cowell nach seinem Abgang am Saisonende wechseln wird, ist noch nicht bekannt. Der Ingenieur selbst hält sich bedeckt. Von einem neuen Job bei einem anderen Rennteam ist aber in den offiziellen Statements keine Rede: "Nach 16 angenehmen Jahren bei HPP habe ich mich entschlossen, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meinen Posten zu räumen und mir eine neue Herausforderung im Engineering-Business zu suchen", ließ Cowell zum Abschied verlauten.

Übergangsphase bis 2021
Bis zu seinem Abgang wird der 51-Jährige zunächst weiterhin an der Seite von Hywel Thomas arbeiten, um für einen reibungslosen Übergang zu sorgen. Darüber hinaus soll er Mercedes bis mindestens Anfang 2021 noch bei einem wichtigen Zukunftsprojekt beraten, gab das Team bekannt.
"Ich habe die Möglichkeit sehr geschätzt, gemeinsam mit Markus und Toto an der zukünftigen Führungsstruktur des Unternehmens zu arbeiten und ich habe vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten von Hywel und dem Team, um das Unternehmen voranzutreiben", so Cowell. "Es war mir eine absolute Ehre, für Mercedes zu arbeiten, ganz besonders meine sieben Jahre als Managing Director bei HPP."