Selten war der Hype um einen Rookie in der Formel 1 so groß wie um Andrea Kimi Antonelli. Der Italiener ist der neue Mann im Mercedes-Werksteam. An der Seite von George Russell wird der erst 18-Jährige in Melbourne sein Debüt in der Königsklasse geben. Auch wenn den Namen jeder Formel-1-Fan schon vor seinem ersten Grand Prix gehört hat, weiß man noch nicht allzu viel über den Neuling. Das wollen Antonelli und sein Team ändern.
Deshalb veröffentlichte Mercedes ein Interview mit dem Youngster, in dem der Formel-1-Fahrer einige bisher noch unbekannte Details verriet. So möchte man der Motorsport-Welt sein Juwel näherbringen. Bis jetzt sind der Öffentlichkeit nur Fakten seiner kurzen Karriere bis zum Aufstieg in die berühmteste Rennserie bekannt. Persönliches konnten Fans und Journalisten kaum erfahren.
Das Supertalent erzählt, dass er in seiner bisherigen Laufbahn auf der Rennstrecke den Trubel immer gut ausblenden konnte. "Wenn ich auf der Rennstrecke bin, kann ich mich einfach voll konzentrieren." Der Teenager erklärt, dass er im Cockpit seine Aktionen nicht mit Gedanken überfrachten würde. "Ich bin absolut entschlossen und brenne für diesen Sport und für das, was ich tue. Beim Fahren versuche ich, instinktiv zu handeln."

Andrea Kimi Antonelli (links) ist 2025 der neue Mercedes-Teamkollege von George Russell (rechts).
Ehrgeizig in jedem Wettbewerb
Andrea Kimi Antonelli gibt auch zu, nicht nur im Rennauto seine Gegner bezwingen zu wollen. Der Ehrgeiz spiegelt sich in allen Bereichen seines Lebens wider. "Wenn ich mit meinen Freunden etwas unternehme – Paintball oder Bowling – will ich gewinnen. Ich spreche dann in diesem Moment kaum noch mit meinen Freunden!"
Zu Hause versucht Antonelli schnell abzuschalten, um neue Energie zu tanken. "Wenn ich daheim bin, vielleicht sogar nach einem anstrengenden Rennwochenende, kann ich einfach entspannen. Ich weiß, wie ich ruhig bleibe und einfach mein eigenes Ding mache. Der Versuch, nicht zu viel nachzudenken und sich nicht zu sehr auf alles zu konzentrieren, hebt die Laune und hilft, sich wieder zu konzentrieren."
Antonelli versteckt sich im Fahrerlager
Der Formel 1 stattete er schon früh Besuche ab. Dabeui hat er eine witzige Geschichte parat, als er sich 2014 in Hockenheim ins Paddock schmuggelte. "Ich kam nicht ins Fahrerlager, weil ich noch zu klein war." Sein Vater Marco trat damals im Porsche Supercup an und wollte seinen Sohn Zugang zum Paddock geschaffen, was auch gelang. "Mein Vater beschloss, mich in einem Reifenstapel zu verstecken und mich auf einem Rollwagen hindurchzuschieben. Wir legten einen Regenschirm obendrauf, damit man mich nicht so leicht sehen konnte."
Antonelli amüsiert sich heute noch über die Anekdote vor mehr als zehn Jahren. "Ich kam durch und später sogar in die Boxengasse, und der Freund meines Vaters besorgte mir einen Pass. Ich sah mich eine Stunde lang um, und es war eine so coole Erfahrung – aber über die Geschichte lachen wir immer."

Formel-1-Legende Ayrton Senna ist das Idol von Andrea Kimi Antonelli.
Senna als Idol
Der Nachfolger von Lewis Hamilton hat etwas mit dem Rekordsieger gemein – und damit ist nicht die Mercedes-Förderung seiner Karriere gemeint. Es geht um das Idol der beiden: "Ich war immer ganz begeistert, wenn ich Videos von Ayrton Senna sah. Als Kind habe ich mir alle DVDs der 1980er bis 2000er Jahre angeschaut und ich erinnere mich, dass ich Ayrton gesehen habe. Er ist mir sofort aufgefallen."
Im Gegensatz zu Hamilton, der im Januar 40 Jahre alt wurde, hatte Antonelli den dreimaligen Weltmeister nie live fahren sehen. Senna starb am 1. Mai 1994 beim Grand Prix von San Marino in Imola – zwölf Jahre vor der Geburt des Youngsters. Dennoch färbte die Aura auf den Mercedes-Rookie ab. "Ich weiß, dass ich nicht das Glück hatte, ihm bei einem Rennen zuzusehen, aber als ich mir all diese Videos ansah, wurde mir klar, was für unglaubliche Rennen er abgeliefert hat."
Antonelli hat sich auch schon den Senna-Film und die Netflix-Serie über den Brasilianer angeschaut. "Er ist mein Idol, weil er sowohl auf als auch abseits der Strecke ein großartiger Fahrer war. Ein unglaublicher Fahrer, aber auch ein großartiger Mensch." Der Legende möchte Antonelli nun selbst nacheifern und seine eigene Geschichte in der Formel 1 schreiben. "Es wäre so cool, in meiner Karriere auch nur einen kleinen Teil von dem zu erreichen, was er geschafft hat."

Antonelli entschied sich wegen Senna für die Startnummer 12.
Startnummer wegen Ayrton Senna
Der Rookie wählte für seine Karriere in der Königsklasse die Startnummer 12 und erklärt auch, wieso er das gemacht hat. "Es liegt an Ayrton." Von 1985 bis 1988 fuhr der Mann aus São Paulo mit derselben Nummer auf seinen Lotus-Rennern und dem McLaren MP4-4, mit dem Senna 1988 seinen ersten Formel-1-Titel holte.
Antonellis Einstieg in die Formel 4 startete schon mit der 12 auf seinem Auto. "Ab der Formel 4 habe ich sofort mit der Nummer 12 begonnen und mit dieser Zahl hat es ziemlich gut geklappt. Hoffentlich kann ich das in Formel 1 weiterführen." Das Talent gewann 2022 die italienische und die deutsche F4-Meisterschaft. Ein Jahr später triumphierte er in der Formula Regional. Vergangene Saison startete er mit der Nummer 4 in der Formel 2.
Ein weiterer Grund für die jetzt gewählte Startnummer in der Königsklasse gab Antonelli ebenfalls an. "Ich war auch zwölf Jahre alt, als ich dem Mercedes-Junior-Programm beitrat, das kommt noch dazu."
Klassiker als Lieblingsstrecken Antonellis
Seinem Vorbild Ayrton Senna will er auch auf den historischen Strecken der Formel 1 nacheifern. "Ich mag Imola. Es liegt etwa 30 Minuten von meinem zu Hause entfernt." Dem Youngster hat es aber auch Silverstone angetan, wie er verrät. "Ich habe mich in Silverstone verliebt, als ich das erste Mal dort gefahren bin. Die Fahrt durch Maggotts, Becketts, Chapel und Stowe in einem Formel-1-Auto war unglaublich – ich war sprachlos."
Auf einen weiteren Dino im Kalender der Königsklasse freut sich Antonelli bereits. "Monaco ist ein weiteres Rennen, das mir letztes Jahr in der Formel 2 großen Spaß gemacht hat. Die Konzentration, die man braucht, insbesondere bei diesem Tempo auf einer einzigen Runde, ist unglaublich." Sein Idol Ayrton Senna gewann sechs Mal den Klassiker im Fürstentum und ist der Rekordhalter auf dem Stadtkurs.