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Zeichen stehen auf Verkauf des Formel-1-Teams
Alpines Zukunft steht in den Sternen

Hinter den Kulissen von Alpine ging es in den letzten zwölf Monaten drunter und drüber. Auch die Zukunft des französischen Werksteams dürfte turbulent werden.

Pierre Gasly - Alpine - GP Österreich 2024
Foto: Wilhelm

Kaum ein Team produzierte im vergangenen Jahr so viele Schlagzeilen wie Alpine. Alles begann damit, dass Renault-Konzernboss Luca de Meo vor der Sommerpause 2023 Markenchef Laurent Rossi und Teamchef Otmar Szafnauer von ihren Posten enthob. Ihr Fahrplan zum Aufstieg an die Formel-1-Spitze ging dem obersten Manager des französischen Autobauers nicht schnell genug. Also wurde Bruno Famin ins F1-Team geholt, der eine Abkürzung auf dem Weg nach oben versprach. Alpine lag damals auf dem sechsten Platz der Teamwertung.

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Doch statt des Angriffs auf die Top-Teams zeigte die sportliche Formkurve nach der Winterpause steil nach unten. Der A524 produzierte vom Start weg zu viel Luftwiderstand, die Fahrer kämpften mit der Traktion und dem hohen Übergewicht. Als Folge rutschte Alpine ans Ende des Feldes ab. Technikchef Matt Harman verließ schon kurz nach Saisonbeginn freiwillig das sinkende Schiff. Er unterschrieb einen neuen Vertrag bei Williams. Mit ihm ging auch Chef-Aerodynamiker Dirk de Beer.

Esteban Ocon - Alpine - GP Ungarn - Budapest - Formel 1 - 21. Juli 2024
xpb

Bei Alpine geht es 2024 drunter und drüber. Nach14 Saisonrennen hat man nur elf WM-Punkte gesammelt.

Leichter Aufwärtstrend

Immerhin konnte man mit David Sanchez Anfang Mai schnell einen kompetenten Ersatzmann präsentieren. Der Franzose war erst in der Winterpause von Ferrari zu McLaren gewechselt, verließ den Posten in Woking aber direkt wieder, als die Anfrage von Alpine reinflatterte. Sanchez soll ein begnadeter Ingenieur sein, ihm werden aber auch Defizite bei der Mitarbeiterführung nachgesagt. Immerhin gelang es dem Neuzugang, mit eigenen Set-up-Ideen die Performance zur Mitte des ersten Halbjahres zu stabilisieren und das Auto wieder in einen regelmäßigen Punktekandidaten zu verwandeln. So steht Alpine im Konstrukteurspokal aktuell auf Platz 8.

Ohne die Reibereien der beiden Piloten hätten es vielleicht sogar noch ein paar Zähler mehr werden können. Die alte Rivalität zwischen Pierre Gasly und Esteban Ocon fand ihren Höhepunkt im Crash von Monte Carlo. Direkt im Anschluss wurde die Trennung von Sündenbock Ocon bekannt gegeben. Er wird künftig für Haas ins Lenkrad greifen. Um einen Nachfolger für Ocon zu finden und die Probleme im Rennstall zu analysieren, holte De Meo im Juni Flavio Briatore als persönlichen F1-Berater an Bord. Es sollte nicht lange dauern, bis der alte Benetton-Manager seine Spuren hinterließ.

Flavio Briatore - Formel 1 - 2024
xpb

Flavio Briatore als Alpine-Berater in die Formel 1 zurückgekehrt.

Famin muss weichen

Weil Bruno Famin sein Versprechen des schnellen Erfolgs nicht einlösen konnte, wurde der Franzose nach nur zwölf Monaten im Amt kurzerhand auf einen Posten in der Motorenfabrik in Viry-Châtillon abgeschoben, von wo er sich dann irgendwann in den Ruhestand verabschieden darf. Eigentlich sollte der Personalwechsel direkt mit der Verpflichtung seines Nachfolgers verkündet werden. Doch Famin hielt sich nicht an das vorgegebene Protokoll und gab den Abschied selbst in der FIA-Pressekonferenz von Spa-Francorchamps bekannt.

Bei der Gelegenheit bestätigte der 62-Jährige dann auch noch die zweite Maßnahme, die Briatore hinter den Kulissen eingefädelt hatte. Alpine wird 2026 nicht mehr mit eigenen Motoren in der Formel 1 antreten. Die Fabrik in Viry-Châtillon soll künftig zur Entwicklung von Antriebstechnologien für Serienautos umfunktioniert werden. Damit verliert Alpine den Status des Werksteams. Mercedes hat schon seine Bereitschaft signalisiert, künftig Antriebseinheiten nach Enstone zu schicken.

Jack & Mick Doohan - Formel 1 - GP Australien - 23. März 2024
xpb

Jack Doohan (rechts) ist der Sohn von Motorrad-Legende Mick Doohan (links) und soll 2025 im Alpine sitzen.

Beförderung von Doohan

In der ersten Woche der Sommerpause war der Vertrag mit dem neuen Teamchef dann endlich unterschrieben. Oliver Oakes, der als Chef und Mitgründer des Nachwuchsteams Hitech Grand Prix in Juniorserien Erfahrung und Erfolge gesammelt hatte, soll den Alpine-Dampfer wieder auf Kurs bringen. Mit 36 Jahren wird der Brite zum zweitjüngsten Teamchef der Formel-1-Geschichte, nach Christian Horner, der seinen Job bei Red Bull 2005 im Alter von 31 Jahren angetreten hatte. Oakes kam auf direkte Empfehlung von Briatore und soll schon beim ersten Rennen nach der Sommerpause in Zandvoort am Alpine-Kommandostand sitzen.

Gut möglich, dass bis dahin auch der zweite Fahrer für die kommende Saison feststeht. Die Beförderung von Jack Doohan gilt eigentlich nur noch als Formsache. Der Australier war Ende Juni beim direkten Duell auf der Teststrecke von Paul Ricard auf Mick Schumacher getroffen. Offiziell wollte sich das Team nicht zur Leistung der beiden Kandidaten äußern. Hinter vorgehaltener Hand war dann aber doch zu hören, dass Doohan einen Tick schneller gewesen sein soll. Zur Verteidigung von Schumacher darf nicht unerwähnt bleiben, dass Doohan den zwei Jahre alten Alpine-Renner schon von früheren Testfahrten kannte, während sich sein deutscher Rivale erst einmal eingrooven musste. Dass die Wahl von Alpine am Ende auf den eigenen Junior fällt, in dessen Ausbildung schon viele Millionen geflossen sind, ist aber nachvollziehbar.

Oliver Oakes - Alpine - Formel 1 - 2024
Alpine

Oliver Oakes heißt Alpines neuer Teamchef. Der Engländer ist Mitgründer von Hitech GP und könnte mit seinem eigenen Team den Startplatz von Alpine übernehmen.

Wird Alpine verkauft?

Mit der personellen Neuaufstellung dürften die Schlagzeilen um Alpine aber nicht abreißen. Trotz zahlreicher Dementis von Konzernchef De Meo halten sich hartnäckige Gerüchte, dass der Rennstall schon bald einen neuen Besitzer bekomme. Die Abspaltung der Motorenfabrik sehen viele Experten als ersten Schritt, um den Preis für potenzielle Käufer nach oben zu treiben. Kein privater Interessent kann und will sich eine teure Antriebsentwicklung leisten.

Der Fahrerlagerfunk vermeldete, dass der schon halb entwickelte Motor für 2026 an General Motors verkauft werden könnte. Die US-Amerikaner wollten die Marke Cadillac eigentlich erst 2028 mit eigenem Antrieb und Andretti als Einsatzteam in der Königsklasse ins Rennen schicken. Dank Starthilfe von Renault könnte das ganze Projekt nun vielleicht etwas früher auf die Beine kommen.

Auch für die Alpine-Fabrik in Enstone sehen viele Experten den Weg schon vorgezeichnet. Neben Andretti hatte auch Hitech GP erfolglos versucht, bei der letzten Ausschreibungsrunde eine Formel-1-Lizenz zu erhalten. Nun könnte es zu einem sogenannten Management-Buy-out kommen, bei dem Teamchef Oakes den kompletten Rennstall selbst übernimmt. Erst im vergangenen Jahr hatte Hitech 25 Prozent seiner Anteile an den kasachischen Geschäftsmann Vladimir Kim verkauft. Wenn die Investoren genug Geld auf den Tisch legen, könnte das Team schon 2026 unter neuer Flagge segeln.

Im Fahrerlager hielten sich bis zuletzt hartnäckige Gerüchte, dass auch die Mazepin-Familie zu den Geldgebern bei Hitech GP gehöre, was von den Beteiligten aber stets bestritten wird. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs war es erzwungenermaßen ruhig geworden um die Russen. Nach dem plötzlichen Abschied von Haas haben die Mazepins aber noch eine Rechnung offen mit der Formel 1. Ein solches Comeback der Putin-Freunde würde natürlich öffentlich zu einem großen Aufschrei führen. Aber nach dem, was in den letzten zwölf Monaten in Enstone passiert ist, muss man wohl mit allem rechnen.

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