Bei Alpine ist der zweite Umbruch innerhalb von zwölf Monaten in vollem Gange. Vor einem Jahr wurden Firmenboss Laurent Rossi und Teamchef Otmar Szafnauer rausgeworfen. In Spa-Francorchamps, also an gleicher Stelle wie sein Vorgänger, gab nun auch Bruno Famin seinen Abschied bekannt. Er wurde auf einen Posten in der Motorenfabrik in Viry abgeschoben, die schon bald gar keine Formel-1-Antriebe mehr bauen wird.
Kommunikativ lief der Wechsel nicht ganz reibungslos. Anstatt den Personalwechsel in einer offiziellen Pressemitteilung zu verkünden, nutzte Famin die offizielle FIA-Pressekonferenz am Freitag, um die Gerüchte um seine Person zu beenden. Erst als der Franzose bestätigte, dass er nach der Sommerpause nicht mehr auf dem Chefsessel sitzt, schob die Presseabteilung ein kurzes Statement nach.
Gerne hätten die Verantwortlichen wohl den Abschied vom alten Teamchef und die Neubesetzung in einem Schwung kommuniziert. Doch am Belgien-Wochenende war der Vertrag mit Oliver Oakes noch nicht in trockenen Tüchern. Auch wenn das halbe Fahrerlager schon über die Pläne Bescheid wusste, gab es keine offizielle Bestätigung. Die wurde am Mittwoch (31.7.) endlich nachgeschickt.
Kann Oakes den Alpine-Rennstall wieder in die Erfolgsspur bringen?
Briatore holt Oakes zu Alpine
Demnach wird der Brite schon in Zandvoort am Kommandostand des französischen Werksteams sitzen. Mit 36 Jahren ist Oakes der zweitjüngste Teamchef der Formel-1-Geschichte nach Christian Horner, der seinen Job bei Red Bull 2005 im Alter von 31 Jahren angetreten hatte. Oakes, der auf Empfehlung von F1-Berater Flavio Briatore kam, soll direkt an Renault-Geschäftsführer Luca de Meo berichten.
"Er wird einer der jüngsten Teamchefs, den dieser Sport jemals gesehen hat", freute sich De Meo bei der Verkündung. "Dieses Team ist aufgebaut, um zukünftig Erfolge zu feiern. Das wird durch die Verpflichtung von Oli in eine Führungsposition noch einmal unterstrichen. Wir freuen uns darauf, von seinem Enthusiasmus, seiner Energie und seiner Leidenschaft zu profitieren und seine Einstellung auf das ganze Team zu übertragen."
Oakes hat sich als Mitgründer des Nachwuchsrennstalls Hitech Grand Prix schon einen Namen in der Motorsportwelt gemacht. Das Team hatte zuletzt auch selbst mit einer Bewerbung als elftes Formel-1-Team Schlagzeilen geschrieben. Das Vorhaben scheiterte aber nach der Prüfung der FIA. Es wird gemunkelt, dass HitechGP und seine kasachischen Geldgeber nun über den Umweg Alpine in die Königsklasse aufsteigen wollen.
Manch einer sagt, dass der Wechsel auf dem Posten des Teamchefs schon der erste Schritt zur Übernahme des Teams ist.
Vorbereitung für Team-Verkauf?
Bisher hat Alpine immer dementiert, dass der Rennstall zum Verkauf steht. Die Schließung der Motorenfabrik in Viry und der geplante Start mit Mercedes-Motoren in der Saison 2026 deuten aber darauf hin, dass Alpine sein Formel-1-Team schon für eine Übernahme vorbereitet. Im Fahrerlager halten sich zudem hartnäckige Gerüchte, dass auch die Mazepin-Familie zu den Investoren bei HitechGP gehört, was von den Beteiligten stets bestritten wird. Seit dem Ukraine-Krieg war es zuletzt erzwungenermaßen ruhig geworden um die Russen.
Natürlich war ein mögliches Verkaufsszenario bei der Verkündung des Personalwechsels noch kein Thema. "Ich bin Luca de Meo und Flavio Briatore extrem dankbar, dass ich die Möglichkeit bekomme, Alpine wieder konkurrenzfähig zu machen. Das Team kann im Kern auf talentierten Leute und exzellente Ressourcen zurückgreifen. Ich bin überzeugt, dass wir bis zum Ende dieser Saison und auch langfristig ein gutes Stück weiterkommen", erklärte Oakes.
Der neue Mann an der Spitze muss nun so schnell wie möglich die Technik-Abteilung auf Vordermann bringen. Mit der Verpflichtung von David Sanchez als Ersatz für den im März abgewanderten Technik-Chef Matt Harman wurde der Umbruch bereits eingeleitet. Kleine Hoffnungsschimmer waren auf der Strecke auch schon zu erkennen. Alpine konnte immerhin sechs Mal in den letzten zehn Rennen punkten.
Paul Aron könnte Jack Doohan und Mick Schumacher in die Suppe spucken. Für welchen Youngster entscheidet sich Oakes?
Wer fährt 2025 für Alpine?
Eine weitere Baustelle ist das Fahrerpersonal für 2025. Mit Pierre Gasly wurde bisher erst ein Stammpilot für die kommende Saison fix gemacht. Nachdem Carlos Sainz dem Team eine Absage erteilt hat, stehen jetzt nur noch Junior-Piloten auf der Wunschliste. Jack Doohan schien nach guten Tests im 2022er Auto die Nase vorne zu haben. Auch Mick Schumacher darf sich noch Hoffnungen machen.
Mit der Verpflichtung von Oakes kommt aber noch ein dritter Youngster in die Verlosung: Paul Aron geht in der aktuellen Saison für das Formel-2-Team von HitechGP an den Start und konnte in der Nachwuchsserie schon einige Erfolge feiern. Nach einem Motorschaden in Spa rutschte der Este zuletzt aber auf Rang drei der Fahrerwertung ab.
Gut möglich, dass Alpine Aron nach der Sommerpause noch einmal Testfahrten in einem alten F1-Renner abspulen lässt, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu bekommen. Für Mick Schumacher ist der Wechsel in der Teamführung wohl keine gute Nachricht.
