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Alpine-Plan für die Titeljagd
Neues Personal, neuer Simulator

Bei Alpine stimmen die Ergebnisse dieses Jahr noch nicht. Firmenboss Laurent Rossi machte seinem Ärger darüber in Miami ordentlich Luft. Teamchef Otmar Szafnauer hat auch schon einen Plan, wie die langfristigen Ziele doch noch eingehalten werden können. Es soll groß investiert werden.

Esteban Ocon - Alpine - GP Miami 2023
Foto: Wilhelm

Eigentlich war Alpine mit dem Ziel in die Saison gestartet, den Rückstand auf die drei Top-Teams des Vorjahres zu reduzieren. Stattdessen ist man jetzt nur noch die fünfte Kraft, weil auch noch Aston Martin vorbeigezogen ist. Siege scheinen weiter entfernt als jemals zuvor. Red Bull zieht an der Spitze einsam seine Kreise.

14 WM-Punkte sind die magere Ausbeute aus den ersten fünf Rennen. Das veranlasste Firmenboss Laurent Rossi in Miami zu einer kleinen Wutrede im französischen Fernsehen. Der CEO nannte die Leistung seines Rennstalls "amateurhaft" und "inakzeptabel". Vor allem die herbe Pleite in Baku, wo Alpine nach Problemen mit der Zuverlässigkeit und einer schwachen Pace einen Nuller einfuhr, schlug Rossi gewaltig auf den Magen.

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Otmar Szafnauer kann den Frust seines Vorgesetzten nachvollziehen. Zusätzlichen Druck auf seine Mitarbeiter sieht der Teamchef dadurch aber nicht: "Jeder hier im Team will, dass wir gute Ergebnisse abliefern. Wir setzen uns selbst schon genug unter Druck. Wir müssen einfach die Probleme lösen, die wir haben."

Otmar Szafnauer - Alpine - GP Miami 2023
Wilhelm
Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer will sein Team wieder in die Erfolgsspur bringen.

Pace-Rückstand im Rahmen

Außerdem müsse man laut Szafnauer die Schwierigkeiten in den ersten Rennen getrennt betrachten: "In Baku haben wir nicht unsere normale Leistung abgerufen, in Australien sind unsere beiden Fahrer kollidiert, in Bahrain hatten wir jede Menge Strafen, als Folge einer falschen Startposition von Esteban – das war also nicht gerade ein runder Saisonstart."

Alles schwarz sehen will der in Rumänien geborene Ingenieur nicht. Der Pace-Rückstand sei kleiner als es die Ergebnisse erscheinen lassen: "In Miami haben uns vielleicht zwei, drei Zehntel gefehlt. In Imola kommt ein Upgrade. Das sollte ungefähr anderthalb Zehntel bringen. Danach kommt noch mehr. Das Problem liegt darin, dass auch die anderen neue Teile bringen. Es kommt also nicht darauf an, wie man sich selbst verbessert, sondern wie man im Vergleich zur Konkurrenz dasteht."

Mit der schwachen Punkteausbeute in den ersten Rennen sind Aston Martin, Ferrari und Mercedes in der WM-Wertung kaum noch einzuholen. Szafnauer hofft, am Ende der Saison wenigstens noch ein paar Achtungserfolge gegen die Konkurrenz einzufahren. "Wenn wir besser als sie entwickeln, haben wir eine Chance, sie irgendwann auf der Strecke zu schlagen. Das Gute daran ist: Wir können sehen, was sie gemacht haben. Und das beschleunigt unsere eigene Entwicklung."

Neben den schlechten Ergebnissen und dem Pace-Rückstand liegt ein Problem von Alpine in den schwankenden Leistungen. Mal liegt das Auto fast auf Augenhöhe mit den Teams im Vorderfeld, wie zum Beispiel in Melbourne, dann rutschen Pierre Gasly und Esteban Ocon wieder ins hintere Mittelfeld ab und müssen hart um jeden Punkt kämpfen. Laut Szafnauer liegt der Schlüssel zu mehr Konstanz in einem guten Start in ein Rennwochenende.

Pierre Gasly - Alpine - GP Miami 2023
Wilhelm
Alpine will in die Infrastruktur und in neues Personal investieren.

Mehr Konstanz durch neuen Simulator

Andere Teams kommen demnach besser vorbereitet an die Strecke: "Jedes Team versucht schon in der Fabrik die wichtigsten Setup-Parameter festzulegen. Da haben die anderen bessere Simulationswerkzeuge als wir. Manchmal sind wir nah dran, manchmal etwas weiter weg. Wir brauchen aber in der Regel etwas mehr Zeit auf der Strecke, bis wir die perfekte Abstimmung gefunden haben."

Bis das Problem behoben ist, dauert es aber noch etwas. Szafnauer bittet die Fans um Geduld: "Unser aktueller Simulator hat 15 bis 20 Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich um ein altes McLaren-Modell. Wir haben vor einem Monat einen neuen, modernen Simulator bestellt. Der ist aber erst in anderthalb bis zwei Jahren einsatzbereit. So lange dauert es einfach, bis die Dinger gebaut werden."

Um sich die geplante Modernisierung der Infrastruktur leisten zu können, will der Werksrennstall Anteile an externe Investoren verkaufen. Konkretes konnte Szafnauer diesbezüglich in Miami noch nicht verkünden. Interesse von außen sei aber vorhanden. Geld ist also nicht das Problem. Ein größeres Hindernis sind da schon die Finanz-Regeln der Formel 1, die Ausgaben stark begrenzen.

"Wir müssen mit der FIA reden, dass notwendige Investitionen nicht unter das Budget-Cap fallen. Sonst ist man mit seiner bestehenden Infrastruktur gefangen", erklärt Szafnauer. "Wir müssen für 2026 schon einen neuen Getriebe-Prüfstand bauen. Da bleibt kein Spielraum für andere Maßnahmen. Bestimmte Projekte sollten außerhalb des Budget-Deckels liegen, wie der Windkanal von Aston Martin, für den eine Ausnahme gemacht wurde. Wäre der unter den Budget-Deckel gefallen, wäre das niemals gegangen."

Laurent Rossi - Alpine - GP Bahrain 2023
xpb
Firmenchef Laurent Rossi sonderte mit seiner Kritik in Miami einen Weckruf an sein Team ab.

Abkürzung durch neues Personal

Szafnauer will aber nicht nur in die Hardware investieren, sondern auch in das Knowhow der Belegschaft. Der einfachste Weg dazu ist, neues Personal von der Konkurrenz zu verpflichten. "Das braucht aber Zeit. Leute, die dem Team weiterhelfen und einen Unterschied machen können, haben meistens langfristige Verträge", bedauert der Teamchef.

Das Beispiel von Aston Martin zeigt, welcher Fortschritt in kurzer Zeit möglich ist, wenn man die richtigen Ingenieure findet. Der Rekrutierungsprozess beim Alonso-Team hatte schon zu einer Zeit begonnen, als Szafnauer dort noch selbst auf dem Chefsessel saß: "Aston hat viele Leute von Red Bull und Mercedes geholt, nicht nur Dan Fallows und Eric Blandin, über die jetzt jeder spricht. Ratet mal, wer die damals ausgewählt hat."

Es sei aber nicht damit getan, der Konkurrenz die Führungsriege in der Entwicklungsabteilung abzuwerben: "Wenn man einen Aerodynamik-Chef verpflichtet, dem vorher viele Mitarbeiter unterstellt waren, dann hat er die Ideen dieser Mitarbeiter immer noch im Kopf, wenn er kommt. Das hilft aber nur für einen kurzen Zeitraum. Man muss selbst auch gute Mitarbeiter haben, die ihm danach zuarbeiten."

Laut Szafnauer hat sich Alpine schon auf die Jagd nach Verstärkungen gemacht. Es sei Platz für sieben oder acht erfahrene Aerodynamiker in der zweiten Reihe. Szafnauer hat in der Vergangenheit schon häufiger gute Leute an Land ziehen können, die in anderen Teams im Schatten prominenter Ingenieure arbeiteten. Der 58-Jährige weiß, wie man sie identifiziert und anlockt.

"Man muss verstehen, was die Leute, die man verpflichten will, im Leben wollen. Dann stellt sich die Frage, ob man den Leuten mehr davon bieten kann, als das Team, bei dem sie gerade arbeiten. Wenn die Antwort ja lautet, dann kommen sie. Manche stecken vielleicht in einer Position fest, ohne Aussicht auf eine Beförderung. Dann sind die Chancen gut. Sollte das alleine nicht reichen, hilft nur noch mein gutes Aussehen", scherzt der US-Amerikaner.

Unter Zeitdruck will sich die Teamführung nicht setzen lassen. Der langristige Plan, der vor der vergangenen Saison aufgesetzt wurde, spricht von 100 Rennen, bis man reif für die Titeljagd sein will. "Da haben wir also noch 75 Rennen Zeit. Das sind ungefähr dreieinhalb Jahre. In dieser Spanne sollte unsere neue Infrastruktur aufgebaut sein. Und dann werden wir auch die nächsten Schritte machen."

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