Diese Nachricht war keine große Überraschung. Schon in den vergangenen Monaten hatte es große Diskussionen darüber gegeben, dass Renault seine Formel-1-Motorenfabrik in Viry-Chatillon schließen wird und der Alpine-Rennstall seine Aggregate künftig bei der Konkurrenz einkauft. Nun wurde der Deal mit dem neuen Partner endlich offiziell gemacht.
Wie erwartet, wird Mercedes die Franzosen ab der Saison 2026 mit Power Units versorgen. Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt. 2026 startet die Formel 1 in eine neue Ära. Ab dieser Saison muss der Elektromotor 50 Prozent der Antriebsenergie beitragen. Rekuperiert wird nur noch über die MGU-K. Der Generator, der auf der Turbowelle sitzt (MGU-H), fällt weg. Dazu müssen die Verbrennungsmotoren mit nachhaltigem Sprit laufen.

Dass man auch mit Kundenmotoren von Mercedes erfolgreich sein kann, beweist gerade McLaren.
Lieferung von Motor und Getriebe
Wie man hört, war Renault mit der Entwicklung eines eigenen 2026er-Triebwerks schon weit fortgeschritten. Am Ende wollte sich Konzernchef Luca de Meo die Kosten einer eigenen Motorenfabrik aber lieber sparen. Dass der traditionsreiche Renault-Konzern nun darauf angewiesen ist, mit einem Technik-Partner zusammenzuarbeiten, bei dem das Mitspracherecht beim Design nur sehr eingeschränkt möglich ist, werten einige Experten als Zeichen gesunkener Ambitionen.
Alpine teilte mit, dass mit Mercedes ein mehrjähriger Vertrag abgeschlossen wurde, der bis zum Ende der kommenden Antriebsära gilt. Neben den Antriebseinheiten beinhaltet der Deal auch die Lieferung von Getrieben. Hier ist aber noch nicht klar, wie lange die Franzosen diesen Service in Anspruch nehmen. Nach unseren Informationen wird beim Rennstall aus Enstone bereits die Möglichkeit diskutiert, das Getriebe schon ab 2027 wieder in Eigenregie herzustellen.
Inwieweit Mercedes der Wunschpartner von Alpine war, lässt sich von außen nur schwer beurteilen. Nach Absagen der anderen Hersteller war schnell klar, dass AMG High-Performance-Powertrains (HPP) in Brixworth die einzige Option darstellte. Mercedes verliert mit Aston Martin zur Saison 2026 einen Kunden und hat dadurch noch Kapazitäten frei. Aston wird auf Honda-Motoren umsteigen.

Noch dementiert die Renault-Führung, dass der Rennstall in Enstone zum Verkauf steht.
Erster Schritt zum Verkauf?
Einige befürchten, dass die Umwandlung von Alpine in ein Kundenteam schon ein erstes Zeichen für den bevorstehenden Verkauf des Rennstalls ist. Die Kombination mit einer eigenen, kostspieligen Motorenentwicklung hätte sicher einige potenzielle Käufer abgeschreckt. Von den Renault-Verantwortlichen wurden aber alle Verkaufsgerüchte bislang stets dementiert.
Bevor das neue Concorde-Agreement nicht unterschrieben ist, macht das Abstoßen des Teams auch nur wenig Sinn. Der neue Formel-1-Vertrag, der ab 2026 gelten wird, soll die Hürden für potenzielle Neueinsteiger noch einmal deutlich erhöhen, was den Wert der bestehenden zehn Teams steigert. Man darf also gespannt sein, wie und wie lange es mit Alpine in der nächsten Formel-1-Ära weitergeht.