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Alpine lässt Punkte liegen
So gutmütig wie ein Ferrari

GP Australien 2022

Alpine hat das drittschnellste Auto im Feld. Doch die Franzosen lassen zu viele Punkte liegen. Fernando Alonso scheiterte am Samstag beim GP Australien an einem Öldruckproblem und am Sonntag an einer Risiko-Strategie.

Fernando Alonso - Alpine - GP Australien 2022 - Melbourne
Foto: Wilhelm

Da war mehr drin. Viel mehr. Fernando Alonso hatte den Speed für die ersten beiden Startreihen. Er selbst hielt sogar den zweiten Startplatz für möglich. Auf seiner ersten Q3-Runde lag der Spanier nach zwei Sektoren auf Bestzeitkurs, als er in Kurve 11 in den Reifenstapel rutschte. Alonso vermutete einen Hydraulikschaden, weil sein Getriebe im vierten Gang steckengeblieben war.

Tatsächlich führte ein defekter Dichtring im Ölkreislauf des Motors zu dem Ausrutscher. Bei Schwankungen im Öldruck geht der Motor sofort in einen Notlauf und wird vom Getriebe getrennt. Damit konnte der Fahrer runterschalten wie er wollte. Ohne Last bremste der Motor nicht mehr mit.

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Die Quittung war der zehnte Startplatz. Und die Entscheidung mit einer alternativen Strategie nach vorne zu fahren. Der Plan war auf den harten Reifen zu starten, Tempo zu machen, wenn die Konkurrenz ihre Medium-Reifen abgibt, um dann im Finale mit der weicheren Mischung eine Trumpfkarte in der Hand zu haben.

Es durfte nur kein frühes Safety-Car dazwischen kommen. Es kam. 15 Runden früher als es für die vier verbliebenen Starter auf harten Reifen gut gewesen wäre. Es war ein Risiko, denn erfahrungsgemäß kommt das Safety-Car in Melbourne meistens in der ersten Rennhälfte.

Fernando Alonso - Alpine - GP Australien 2022 - Melbourne
Wilhelm
Alpine ist mit dem A522 offensichtlich ein guter Wurf gelungen.

Alpine mit zu vielen Defekten

Auf den Medium-Reifen kam Alonso nicht mehr nach vorne. Er steckte in einem DRS-Zug fest und fand heraus, dass Überholen im Albert Park immer noch ein Gewaltakt ist. Als weiter vorne endlich die Blockade Stroll gebrochen war, brach am Alpine der linke Vorderreifen ein. Es passierte, was allen bis auf Ferrari und Mercedes widerfahren ist. Links vorne zog es großflächig den Gummi von der Lauffläche.

Alonso wechselte ein zweites Mal auf Medium, um wenigstens noch Jagd auf die schnellste Runde zu machen. Er schaffte nur die zweitschnellste. Charles Leclerc unterbot sie um sechs Zehntel, was zeigt, wie stark dieser Ferrari ist. Es war aber auch die Bestätigung dafür, dass man die Alpine in Zukunft ernst nehmen muss. Der A522 ist derzeit das drittschnellste Auto im Feld. Dafür ist die Ausbeute von 22 Punkten zu gering. 20 davon gehen auf das Konto von Esteban Ocon.

Alpine-Chef Laurent Rossi fordert: "Wir haben ein Auto, das auf allen Streckentypen gut funktioniert. Unsere Gegner haben größere Schwankungen. Wir hätten in allen Rennen mit beiden Fahrern punkten können. Doch mit Fernando haben wir schon viele Punkte verloren. Unsere Zuverlässigkeit muss besser werden."

In Bahrain kam der zweifache Weltmeister mit einem blauen Auge davon. Eine Dichtung im Motor hatte sich gelöst, man fand Wasser im Öl. Der Motor wurde vorübergehend aus dem System genommen, hat aber überlebt. Nicht so das zweite Triebwerk in Jeddah. Da brach der Antrieb der Wasserpumpe. Das Triebwerk starb an einem Hitzekollaps.

Esteban Ocon - Alpine - GP Australien 2022 - Melbourne
Wilhelm
Esteban Ocon kam zum dritten Mal in die Punkte. Teamkollege Fernando Alonso verpasste sie zum zweiten Mal in Folge.

Gegen einen Inflationszuschlag

Der Alpine ist ein Auto, das unscheinbar daherkommt, aber mehrere Qualitäten auf sich vereint. Es ähnelt vom aerodynamischen Konzept dem Red Bull, hat aber die Seitenkästen so weit von den Vorderrädern entfernt wie der Mercedes. Die Aerodynamik funktioniert fast so wie bei Ferrari über ein breites Spektrum an Bodenfreiheiten, was den Fahrern Vertrauen gibt. Bouncing ist kein großes Thema. Die einzige Schwäche: Das Auto verschleißt seine Reifen schnell. Ocon kam als einer der ersten Fahrer zum Reifenservice, und Alonso machte die Graining-Erfahrung mit den heiklen Medium-Reifen am Ende.

Alpine nimmt wie Ferrari im Moment nur kleine Änderungen am Auto vor, weil man immer noch mehr Rundenzeit dadurch gewinnt, dass die Ingenieure ihr Paket besser verstehen und Gewicht abspecken. Der A522 soll noch sieben Kilogramm zu viel mit sich herumschleppen, womit er im Vergleich zu anderen auf der besseren Seite steht. Rossi notiert zufrieden: "Wir haben eine sehr gute Basis für die Weiterentwicklung."

Das mag auch ein Grund dafür sein, dass Alpine wie Alfa-Sauber und Haas gegen einen Inflationszuschlag auf den Budgetdeckel schon in diesem Jahr ist. Sieben Teams haben ihn gefordert, obwohl die Inflationsrate zum Stichtag im September 2021 unter drei Prozent lag. "Regeln sind Regeln", beharrt Rossi. "Es wäre falsch, das Konzept der Budgetdeckelung jetzt zu verwässern. Die Formel 1 ist im Moment so interessant, weil die großen Teams eben nicht mehr so viel Geld in ihre Autos stecken können wie früher."

Wohin mit Piastri?

Alpine befürchtet, dass einige Teams nur deshalb um eine Nachbesserung betteln, weil sie an ihren Autos größere Umbauarbeiten vornehmen müssen. "Wenn es wirklich nur um gestiegene Frachtkosten geht, dann müsste man sicherstellen, dass ein Zuschuss auch ausschließlich dafür verwendet wird", schlägt Rossi vor.

Mit den Fahrern hat Alpine ein Luxusproblem, das sich aber bald schon zu einem Pulverfass entwickeln könnte. Wohin mit Supertalent Oscar Piastri, wenn Alonso weiter so gut fährt? Ocon ist mit seinem Dreijahresvertrag gesetzt. Alonso ist aber im Moment um drei Zehntel schneller als sein junger Teamkollege, und er stellt zum Eigenschutz auch sicher, dass es jedem auffällt. Der 40-jährige Veteran lässt auch keinen Zweifel an seinen Plänen offen: "Ich will noch zwei, drei Jahre in der Formel 1 fahren. Das ist keine Frage des Alters, sondern der Leistungen auf der Rennstrecke."

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