Es gibt da diesen Spruch, der sehr daran erinnert, wie Alpine in diesem Jahr agiert hat. Er lautet: Gibt dir das Leben Zitronen, mach Limonade draus. Klingt simpel, aber es ist genau das, was die Mannschaft rund um Alpine-CEO Laurent Rossi zu Platz fünf in der Teamwertung vor Alpha Tauri mit 13 Punkten Vorsprung verholfen hat. Dabei durften die Italiener das schnellere Auto ihr Eigen nennen.
Auto litt mit Regeländerungen
"Das Auto ist, was es ist", sagt Rossi. "Es hat mit der Änderung der Regeln jedes Jahr gelitten. Wir wussten schon in Bahrain, dass wir ein relativ langsames Auto haben und nach Baku die Entwicklung gestoppt wird. Aber Performance ist die Summe aller Details. Wenn du ein schnelles Auto hast, ist das natürlich besser. Wenn nicht, hast du eine schwierige Saison. Wir mussten also alles maximieren."
Sprich: Die Zitronen so richtig auspressen, um Limonade draus zu machen. Dabei konzentrierte man sich auf die Dinge, die man in der Hand hatte. Und dazu gehörte auch viel Psychologie. "Die größte Verbesserung ist dadurch entstanden, wie wir arbeiten", sagt der Alpine-Chef. "Erstens rund um die Fahrer, um das Beste rauszuholen. Und zweitens die Grenzen der Fahrer weiter zu verschieben. Das hat vier bis fünf Monate gedauert. Es ging darum, Esteban nach der letzten Saison wieder aufzubauen und zur gleichen Zeit Fernando wieder in der Formel 1 ankommen zu lassen."
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Kleinigkeiten machen Unterschied
Zusätzlich modifizierte man beispielsweise Kleinigkeiten wie das Timing, wann man im Qualifying auf die Strecke geht, weil das je nach Verkehr schon einen großen Unterschied zwischen Platz 12 oder 13 machen kann. Denn wenn ein Auto gleich schnell ist, wird man im Rennen sofort gecovert und hat so weniger Chancen zu überholen. So ist schon eine Startposition für den Kampf um die Punkteränge entscheidend.
Dass der Plan voll aufging, zeigte sich an der Statistik, dass man in 20 von 22 Rennen mindestens ein Auto in den Punkten hatte. "Das Team hat Muskeln entwickelt", fasst es Rossi zusammen. "Wir waren am Anfang der Saison verloren. In Monaco hatten wir keine Ahnung. Wir haben Punkte geholt, aber wussten nicht wie. Wir haben das Auto nicht so gut verstanden. Später wussten wir, was uns erwartet."
Traktion entscheidend
So hat man auch den zweiten Tiefpunkt in Austin, wo weder Ocon noch Alonso Punkte holen konnten, schon kommen sehen. Weil man die Stärken und Schwächen des Autos genau kannte. Der Franzose wurde freiwillig aus dem Rennen genommen, weil es keine Aussicht auf Erfolg gab und die Motorensituation angespannt war. Fernando Alonso parkte den A521 mit einer gebrochenen Heckflügelendplatte.
"Auf Asphalt, wo die Traktion problematisch ist, finden wir keine Balance", verrät Rossi. "Auf Asphalt, wo das kein Problem ist, können wir uns auf den Rest konzentrieren. Das erklärt auch Austin. Mit den Bodenwellen mussten wir an der Traktion arbeiten, konnten uns aber nicht dem Rest widmen."
Der Höhepunkt der Saison war natürlich der Sieg von Ocon in Ungarn – auch wenn Rossi dem nicht ganz so viel Bedeutung wie der restlichen Saison beimisst. "Das war ein großer Moment und ein Beleg für die gute Arbeit. Aber verstehen Sie mich nicht falsch – die Erfolge unter normalen Bedingungen sorgen für noch mehr Stolz."
Für 2022 optimistisch
Die Frage ist, ob Alpine den Positivtrend auch in das kommende Jahr mitnehmen kann. Schließlich beginnt mit den neuen Regularien wieder alles von Null. Doch Rossi ist optimistisch: "Wir haben eine gute Entwicklung in Sachen Motor und eine gute Entwicklung des Autos. Vielleicht sind wir nicht auf dem Level der Top-Teams, aber wer weiß? Unser Ziel ist es jedenfalls, bis am Ende dieser Regel-Ära zu gewinnen."