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Alpine pokert beim Bahrain-Test
„Vielleicht reicht es für Platz drei“

Alpine hat seine wahre Stärke bei den Testfahrten geschickt verschleiert. Technik-Chef Matt Harman erklärt, worauf sich sein Team in den drei Bahrain-Tagen konzentriert hat und wo man hofft, beim ersten Rennen zu landen.

Alpine - Formel-1-Test - Bahrain - 25. Februar 2023
Foto: ams

Bei Alpine wusste man nicht ganz, ob man mit der Saison 2022 zufrieden sein soll. Der französische Rennstall hat zwar das Mittelfeld angeführt, aber die drei Top-Teams lagen doch meist klar außer Reichweite. Das soll dieses Jahr anders aussehen. Rennstall-Boss Laurent Rossi fordert, die Lücke nach vorne zu verkleinern, um das "Projekt 100" auf Kurs zu halten. Vor der vergangenen Saison hatte man das Ziel formuliert, innerhalb von 100 Rennen um Siege zu kämpfen.

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Damit bleiben noch vier Jahre, bis man den Großen der Branche auf Augenhöhe begegnen will. "Dafür müssen wir uns auch bei der Infrastruktur und beim Personal weiterentwickeln. Wir brauchen ähnliche Voraussetzungen wie die Teams, mit denen wir mithalten wollen. Außerdem müssen wir mutig sein. Wir kommen nicht ans Ziel, wenn wir uns ständig Sorgen machen, was schieflaufen könnte", erklärte Technik-Direktor Matt Harman bei den Testfahrten in Bahrain.

Diesen Mut habe man auch schon bei der Entwicklung des neuen A523 bewiesen. Alpine war das einzige Team im Feld, das bei seinem Aufhängungskonzept fundamentale Änderungen vorgenommen hat. Die Dämpfer auf der Hinterachse werden nun über Schubstreben und nicht mehr über Zugstreben aktiviert. Das gibt den Ingenieuren mehr Freiheiten beim Setup und es spart Gewicht.

Matt Harman - Alpine - F1 - Bahrain-Test - 2023
Alpine
Technik-Direktor Matt Harman erklärt, worauf sich Alpine während der Testfahrten konzentriert hat.

A523 verhält sich wie erwartet

"Das Ziel lautete, im Heck so tief wie möglich zu fahren und dadurch mehr Abtrieb zu generieren. Wir haben einige neue Ideen entwickelt, um das zu erreichen. Wir können jetzt tiefer fahren als im letzten Jahr", stellte Harman zufrieden fest. Die ersten Testdaten stimmten den Ingenieur zufrieden. Sowohl aerodynamisch als auch mechanisch verhalte sich der Neuwagen wie erwartet. Böse Überraschungen seien ausgeblieben.

Mit 353 Runden belegte Alpine aber am Ende nur den vorletzten Platz in der Distanzwertung. Die Kilometerdiät habe aber nicht an einem fundamentalen Problem gelegen, betonte Harman: "Wir hatten ein paar Verzögerungen im Programm. Die lagen vor allem an den neuen Systemen, die ins Auto integriert sind. Wir haben Setup-Änderungen durchgeführt, wie sie auch an einem Rennwochenende auf uns warten. Aber alles ist noch so neu. Das braucht etwas mehr Zeit. Da müssen wir uns in Zukunft vielleicht noch etwas besser vorbereiten, damit das schneller geht."

Der Techniker nahm die Verzögerungen am Ende locker. Die guten Ergebnisse rechtfertigten den Zeitaufwand: "Wir haben die komplette Bandbreite an Einstellmöglichkeiten ausgelotet. Es ist wichtig, dass wir alle Werkzeuge nutzen können, die uns das Auto bietet. Wir müssen wissen, wie wir auf bestimmte Herausforderungen reagieren können, die sich auf den verschiedenen Strecken bieten. Bei den Testfahrten kann ein Umbau auch mal eine Stunde kosten. Da muss man mutig sein und sich die Zeit nehmen, auch wenn dadurch die Kilometerleistung schrumpft."

Alpine - F1 - Bahrain-Test - 2023
Alpine
Die Kilometerdiät bei den Testfahrten lag nicht an mangelnder Zuverlässigkeit

Defekt-Problem behoben

Ein wichtiger Punkt im Lastenheft war die Gewichtsreduzierung. Dafür wurden alle Komponenten auf den Prüfstand gestellt. Überall wurde ein bisschen eingespart, so dass man am Ende ein gutes Stück unter dem Limit von 798 Kilogramm herauskam. "Wir können nun mit etwas Ballast spielen, was letztes Jahr noch nicht der Fall war. Da haben wir einige Sachen ausprobiert und positive Ergebnisse erzielt. Wir können also mit dem Test zufrieden sein", so das positive Fazit des Entwicklungschefs.

Auch die Zuverlässigkeit habe gepasst. Die vielen Defekte in der Vorsaison waren die große Achillesferse des alten Modells. Vor allem im Motorenumfeld und bei der Wasserpumpe ging viel kaputt. "Wir haben letztes Jahr sehr früh bemerkt, dass wir hier ein Problem haben. Das konnten wir aber während der Saison nicht lösen", blickt Harman zurück. "Zusammen mit den Motoren-Kollegen in Viry haben wir das Ganze bei der Wurzel angepackt. Wir konnten das neue System schon in der Fabrik ausgiebig testen. Wir trauen uns jetzt zu sagen, dass die Probleme komplett beseitigt sind."

Ein Fragezeichen schwebt nur noch über der Pace des neuen A523. Die schnellste Runde lag am Ende bei 1:32.762 Min. – da waren alle anderen neun Teams schneller. Im Vergleich zum Bahrain-Test vor zwölf Monaten hat sich der Alpine als einziges Team sogar verschlechtert. Doch diese Zeiten verlangen nach einer genaueren Analyse. Pierre Gasly und Esteban Ocon rückten nie mit weichen Reifen und offenbar auch nie mit weniger Sprit aus.

Esteban Ocon - Alpine - Formel 1 - Bahrain F1-Test - 24. Februar 2023
xpb
Wenn alles normal läuft, sollte McLaren in diesem Jahr kein Gegner mehr für Alpine sein.

Alpine verzichtet auf Zeitenjagd

Harman erklärt, warum man dieses Jahr auf die Zeitenjagd verzichtet hat: "Es geht nicht um die Rundenzeit, sondern darum, das Auto zu verstehen. Wir mussten wissen, was Pierre und Esteban von unserem Paket verlangen. Wir haben jetzt mehr Möglichkeiten, während der Fahrt Daten aufzuzeichnen und zu analysieren, wie sich das Auto verhält. Und natürlich ging es darum, sicherzustellen, dass die Zuverlässigkeit passt. Wir wollten einfach nichts dem Zufall überlassen."

Der oberste Ingenieur gibt aber zu, dass es nicht leichtgefallen sei, die ganze Zeit mit angezogener Handbremse zu fahren: "Natürlich bin auch ich gespannt, was in einer Woche rauskommt, wenn alle ans Limit gehen. Aber da muss man geduldig sein. Wir wollten nicht zu früh zu viel von unserer wahren Pace zeigen. Gleichzeitig brauchen wir aber natürlich verwertbare Resultate. Die Art, wie wir das Tempo zurückgehalten haben, erlaubt es uns, mit guter Sicherheit hochzurechnen, wie schnell wir sein könnten. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir am Ende auch dort hinkommen, wo wir es erwarten."

Die Zeiten der Konkurrenz habe man zwar im Blick, bei einem dreitägigen Test ließen sich aber keine großen Schlüsse ziehen, so Harman. "Am Ende ist es auch egal. Ihre Leistung können wir ja sowieso nicht beeinflussen. Es geht für uns mehr darum zu verstehen, was sie machen und warum sie es machen. Ansonsten dreht sich alles um unsere eigene Performance und darum, das geplante Programm durchzubekommen."

Pierre Gasly - Alpine - Bahrain F1-Test - 23. Februar 2023
xpb
Der Alpine wird zum Rennwochenende noch einmal umgebaut.

Erstes Upgrade zum Auftakt-Rennen

Trotz schwacher Rundenzeiten konnte man im Alpine-Lager in viele zufriedene Gesichter schauen. Vielleicht rührte die Entspanntheit auch aus dem Wissen, dass beim ersten Rennen direkt noch einmal nachgelegt wird: "Wir haben für das kommende Wochenende ein schönes Paket vorbereitet, mit dem wir uns noch einmal verbessern sollten. Dabei wird man auch ein paar Veränderungen von außen erkennen können. Das sollte uns hoffentlich helfen, näher am dritten Platz dran zu sein – oder ihn schon einzunehmen", gibt sich Harman optimistisch.

Was die Weiterentwicklung über die Saison angeht, wolle man bei Alpine genauso aggressiv vorgehen wie im letzten Jahr. Die Strategie der kleinen Schritte mit Upgrades in jedem Rennen sei aber nicht so einfach zu wiederholen: "An den Autos ist mittlerweile alles aufeinander abgestimmt. Alles hängt zusammen. Da muss man bei den Upgrades etwas weiter ausholen. Wir werden aber trotzdem versuchen, jedes Rennen etwas zu bringen. Man wird es wohl nicht jedes Mal von außen sehen können, aber es wird uns hoffentlich jedes Mal Rundenzeit bringen", so Harman.

Einen großen Schwenker beim Konzept wird es aber nicht geben: "Wir haben uns letztes Jahr relativ früh auf ein Konzept festgelegt und sind dabei geblieben. Wir sehen, dass andere Teams sich mit dem Design in die gleiche Richtung entwickelt haben. Das gibt einem ein gutes Gefühl und das Vertrauen, dass man in Zukunft noch mehr Performance herausholen kann. Wir haben diese Basis sehr gut verstanden und werden nichts Fundamentales ändern."

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