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Saisonbilanz der Alpine-Piloten
Alonso hadert mit Technik

Alpine feiert Platz vier in der WM-Wertung. Esteban Ocon und Fernando Alonso blicken mit gemischten Gefühlen auf ihre Saison zurück. Während Ocon rundum zufrieden ist, mahnte Alonso zu viel Ausfälle an.

Alpine - Formel 1 - GP Brasilien 2022
Foto: Motorsport Images

Das ist Fernando Alonso nur ein einziges Mal in seiner Karriere passiert. Der Teamkollege schließt die Saison mit mehr WM-Punkten ab als er. Im ersten Jahr des McLaren-Honda Dramas 2015 schloss Jenson Button das Teamduell mit 16:11 Punkten zu seinen Gunsten ab. Kleine Genugtuung für Alonso: Er gewann den Trainingsvergleich gegen den englischen Teamkollegen mit 10:9.

Schon damals hatte Alonso eine gute Erklärung parat. Er verlor mehr Punkte durch Defekte als Button. Alonso verzeichnete acht Ausfälle und spulte nur 4.026 Rennkilometer ab. Button sah fünf Mal die Zielflagge nicht und kam folgerichtig auch auf die höhere Kilometerleistung. Sein Tacho stand am Ende auf 4.646 Kilometern.

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Die Geschichte der Saison 2022 liest sich ähnlich. Ocon schlug Alonso mit 92:81 Punkten. In der Qualifikation hatte Alonso mit 12:10 knapp die Nase vorn. Auch diesmal war Alonsos größter Gegner die Technik. Ocon fiel zwei Mal aus, Alonso sechs Mal. Der Franzose legte 6.244 Rennkilometer zurück, sein spanischer Kollege nur 5.599 Kilometer. "Ich hätte 60 Punkte mehr machen können", erklärt Alonso den Punktestand.

Fernando Alonso - Formel 1 - GP Abu Dhabi 2022
Wilhelm
Fernando Alonso verlor das Duell nach WM-Punkten gegen Teamkollege Esteban Ocon.

Alonso-Saison so gut wie 2012

Man merkte an Alonsos Reaktionen, wie wichtig es ihm war, die interne Wertung zu gewinnen. Der zweifache Ex-Weltmeister reagierte auf Ausfälle und Aktionen des Teamkollegen auf der Strecke zunehmend gereizter. War er doch der Meinung, eine seiner besten Saisons gefahren zu sein. "So gut wie 2012 oder 2018." Alonsos Maßstab sind nicht die WM-Position, sondern wie gut er mit einem Auto, das nicht siegfähig ist, abschneidet. "Eine gute Saison ist für mich eine, in der ich alles unter Kontrolle habe. 2022 war so eine."

Auch Esteban Ocon feierte sein drittes Jahr mit dem Team. "Es war eine starke Saison für mich und für Alpine. Wir lagen am Anfang hinter Alfa-Sauber und Haas und wurden am Ende Vierter. Das Team hat unser Auto immer besser gemacht, und wir haben mit gutem Feedback mitgeholfen. Wir haben meistens das Maximum aus unserem Auto herausgeholt." Der Ungarn-Sieger von 2021 hat nur eine Kritik: "Wir wurden nicht mit einem Podium belohnt."

Ocons Highlight war Brasilien

Ocons persönlichen Highlights sind die Qualifikation in Österreich und das Rennen in Brasilien, in dem er den 16. Startplatz mit einer konservativen Zweistopp-Strategie in Rang 8 im Rennen verwandelte. Alonso kam zwar drei Plätze vor ihm ins Ziel, doch der Veteran hatte den Vorteil von drei Stopps, einem Safety Car zur rechten Zeit und den besten Reifen im Finale. Die Verteidigungsschlacht gegen Lewis Hamilton in Suzuka erwähnt Ocon erst auf Nachfrage: "Das Rennen ging nicht über die volle Distanz. Ich weiß, dass ich mich gut verteidigen kann, aber früher oder später hätte mich Lewis gekriegt."

Alonso erinnert sich am liebsten an die Rennen in Austin, Mexiko und Brasilien. Da wurde er seinen hohen Ansprüchen gerecht. Das Ergebnis spielte dabei keine Rolle. "Mexiko war trotz des Ausfalls vielleicht mein bestes Rennen in diesem Jahr. Weil wir es von A bis Z perfekt exekutiert haben."

Dass er in Brasilien im Finale das Tempo von Charles Leclerc halten konnte und Max Verstappen abgewehrt hat, gibt ihm nicht viel. "Ich gehe davon aus, dass ich so schnell bin wie die anderen, wenn ich das richtige Auto habe. Und das hatte ich zu dem Zeitpunkt. Meine Befriedigung sind Rennen, wo ich vom Kopf her den Unterschied machen kann."

Ocon und sein Risikomanagement

Die neuen Autos bewerten beide Alpine-Piloten im Gleichklang: "Zu schwer, zu hart gefedert. In den welligen Passagen spürst du den Grip nicht richtig, weil die Räder ständig in der Luft sind", erzählt Ocon. Nach sechs bis sieben Rennen hatte der 26-jährige Franzose eine gute Ahnung, was das Auto von ihm verlangt hat. "Wir haben das Fenster, in dem das Auto arbeitet, immer mehr vergrößert und es gleichzeitig auch besser kennengelernt. Es gab nicht mehr so viele Fragezeichen wie zu Saisonbeginn."

Ocon näherte sich seiner Bestform immer nur langsam an. Während Alonso schon im ersten Training loslegte wie die Feuerwehr kam Ocon immer erst im Q3 auf das Niveau des Stallrivalen. Während es Alonso darauf zurückführt, dass sich der Teamkollege mit Datenstudium dem näherte, was er vorgelegt hatte, hat Ocon eine andere Erklärung parat: "Für mich war es Risikomanagement. Für Bestzeiten in den freien Trainings, im Q1 und Q2 gibt es keinen Preis. Ich baue langsam Vertrauen in mein Auto auf und schlage zu, wann es zählt. Das habe ich immer schon so gemacht."

Alpine - GP Niederlande - Zandvoort - F1 2022
xpb
Mehr als nur Brasilien? Alonso und Ocon waren sich offenbar nicht immer grün.

Ein gutes Team mit Spannungen

Trotz aller Gegensätze waren Alonso und Ocon ein gutes Team. Alonsos Konstanz war der perfekte Maßstab für die Ingenieure und Ocon ein extrem zuverlässiger Punktelieferant. Der Franzose beendete 16 der 22 Pennen in den Top Ten und legte von allen Fahrern die drittgrößte Distanz zurück. Alonso wird Alpine vor allem im Rennen fehlen. Sein Reifenmanagement und sein Überblick, unterschiedliche Strategien zu lesen, sind unerreicht.

Die Teamleitung hat deshalb Alonsos Nachfolger Pierre Gasly und Ocon bereits im Dezember zu mehreren Fabrikbesuchen verdonnert. Auch im Hinblick auf eine reibungslose Zusammenarbeit. Die nicht ganz unproblematische Vergangenheit der beiden Franzosen schreckt Sportdirektor Alan Permane nicht: "Wir werden keinerlei Blödheiten auf diesem Niveau akzeptieren. Beide wissen, dass sie nur zusammen mit uns das beste Ergebnis aus dem Auto herausholen können."

Wie schnell etwas aus dem Ruder laufen kann, zeigte der Sprint in Brasilien. Da warfen Alonso und Ocon Punkte weg, weil sie sich im internen Duell ins Auto gefahren waren. Alpine-Chef Laurent Rossi erinnerte beide an ihre vertraglichen Pflichten, verbunden mit der Warnung, dass sie bei Wiederholung jederzeit ausgetauscht werden könnten. Das wirkte. Im Hauptrennen lieferten Alonso und Ocon 14 Punkte ab.

Die Kollisionen im Sprint waren offenbar nur die Spitze des Eisbergs einer belasteten Beziehung. Sie sah über lange Strecken harmonischer aus als sie war. Als Alonso gefragt wurde, an was er sich in den zwei Jahren mit Ocon erinnern könne, antwortete er spöttisch: "An viele Dinge". Sprach‘s und verschwand.

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