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So wurde Alpha Tauri gerettet
Feilschen um Laurent Mekies

Alpha Tauri stellt sich 2024 neu auf. Für Red Bull war der Erhalt des B-Teams wichtig. Ein Verkauf hätte die eigenen Interessen beschädigt. Doch noch ist nicht alles geklärt. Es geht um die Ablöse des künftigen Teamchefs Laurent Mekies.

Frederic Vasseur & Laurent Mekies - Ferrari - 2023
Foto: Ferrari

Zwei der zehn Formel 1-Teams haben einen gemeinsamen Besitzer. Während Red Bull an der Spitze fährt, ist Alpha Tauri zuletzt ans andere Ende der Tabelle abgerutscht. Das soll sich nun ändern. Red Bull hat einen Neuanfang eingeleitet. Bis zu dieser Entscheidung war es ein steiniger Weg. Die neuen Chefs des Energy-Drink-Imperiums spielten alle Möglichkeiten durch, die Baustelle Alpha Tauri aufzuräumen. Verkauf, Umzug, Renovierung.

Unsere Highlights

Die Story von Toro Rosso – alias Alpha Tauri – ist eine Geschichte von Mittelmaß mit gelegentlichen Höhepunkten. In 17 Jahren Formel 1 feierte Red Bulls Schwesterteam zwei GP-Siege und drei weitere Podestplätze, kam aber nie über den sechsten Platz in der Konstrukteurs-Wertung hinaus, den man drei Mal in den Jahren 2008, 2019 und 2021 belegte.

Zuletzt zeigte die Formkurve des Rennstalls aus Faenza steil nach unten, auch wenn die letzten beiden Upgrades mit zwei Punkten belohnt wurden und Licht am Ende des Tunnels signalisieren. Selbst Red-Bull-Sportchef Helmut Marko bezeichnete den neunten Platz in der abgelaufenen Saison als "inakzeptabel." Und in den ersten Rennen dieser Saison setzte sich die Serie nahtlos fort.

Nyck de Vries - Alpha Tauri - Formel 1 - GP Aserbaidschan - 30. April 2023
Motorsport Images
Die sportliche Talfahrt bei Alpha Tauri hatte zuletzt auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation des Rennstalls.

System mit Schwächen

Toro Rosso war ein Steckenpferd des im letzten Jahr verstorbenen Firmengründers Dietrich Mateschitz. Er wollte sich seine eigenen Stars heranzüchten, statt sie teuer irgendwo anders einzukaufen. Und dafür brauchte er ein Ausbildungszentrum. Insgesamt 15 Piloten wurden seit 2006 durchgeschleust.

Wer gut war, durfte zu Red Bull aufsteigen. Wer den hohen Anforderungen nicht entsprach, wurde aussortiert, manchmal allzu schnell. Mit Sebastian Vettel und Max Verstappen hat das Juniorteam zwei Weltmeister hervorgebracht, mit Daniel Ricciardo, Carlos Sainz und Pierre Gasly drei weitere GP-Sieger. Bis auf Scott Speed holten alle WM-Punkte.

Doch das System hatte auch Schwächen. Das ständige Kommen und Gehen der Fahrer verhinderte eine kontinuierliche Entwicklung des Teams. Es gab nie eine Konstante, auf der man aufbauen konnte. Teamchef Franz Tost musste immer wieder Löcher stopfen und von vorne anfangen.

Synergien mit Red Bull wurden schlecht genutzt. Das Technikbüro in Faenza hatte seinen Stolz. Man wollte nicht blind vom großen Bruder kopieren. Der Alpha Tauri AT04 übernimmt zwar das Heck des Red Bull RB19, nicht aber dessen Vorderachse. Und auch das Aerodynamikkonzept geht eigene Wege.

Alpha Tauri - Bahrain F1-Test - 2023
Red Bull
Ein Verkauf des Alpha-Tauri-Rennstalls scheiterte an zu hohen Forderungen und zu wenigen Interessenten.

Verkauf scheitert an zu hohem Preis

Das soll sich 2024 ändern. Seit der deutsche Sportmanager Oliver Mintzlaff bei Red Bull das Zepter schwingt, ticken die Uhren anders. Wie alle Alphatiere will auch Mintzlaff seine Visitenkarte abgeben. Ein "weiter so" konnte und darf es nicht geben.

Alpha Tauri stand nicht nur wegen der Ergebniskrise der letzten 16 Monate auf dem Prüfstand. Red Bulls B-Team verbrennt zu viel Geld. Als Neunter der WM 2022 wird Alpha Tauri in diesem Jahr rund 75 Millionen Dollar aus der Formel-1-Kasse erhalten. Um am Kostenlimit zu operieren, braucht das Team aber den doppelten Betrag.

Die Sponsoren decken die Differenz bei weitem nicht, und die Modemarke Alpha Tauri funktioniert trotz der Werbeplattform Formel 1 nicht wie gewünscht. "Wenn etwas nicht läuft, muss man alle Lösungen in Betracht ziehen", hört man aus dem Red Bull-Lager.

Zunächst stand ein Verkauf zur Debatte, wenn der Preis stimmt. Aufgerufen waren 850 Millionen Dollar. Es soll sogar einen Interessenten aus Kasachstan gegeben haben, doch die Nummer war Red Bull zu heiß. Es bestand der Verdacht, dass hinter dem Geld Dmitry Mazepin steckt. Von russischen Investoren lassen im Moment alle die Finger.

Als sich herausstellte, dass kein anderer bereit war die Summe zu bezahlen, wurden Verkaufsabsichten offiziell dementiert. Nichts drückt den Preis mehr, als wenn man sich selbst auf dem Markt anbietet.

Franz Tost - Alpha Tauri - F1 - 2020
Red Bull
Seit 2006 arbeitet Franz Tost als Teamchef des Red-Bull-B-Teams. Bald wird die Ära zu Ende gehen.

Red Bull braucht Alpha Tauri

Ein zweites Szenario war der Komplettumzug nach England, was aber wegen der italienischen Arbeitsgesetze nicht ganz so einfach ist. Trotzdem ist es beschlossene Sache, dass die Technik Schritt für Schritt nach England übersiedelt, um näher bei Red Bull zu sein. Eine Hundertschaft ist ohnehin bereits auf der Insel. Alpha Tauri nutzt Simulator und Windkanal des A-Teams.

Somit mussten Mintzlaff neue Überlebensmodelle für die Weiterführung von zwei Teams präsentiert werden. Für Red Bull ist es eminent wichtig, eine Außenstelle zu haben. Auch der Rentabilität wegen, die bei der neuen Führung eine hohe Priorität genießt. Bei einem Verkauf hätte man nur noch bedingt Zugriff.

Alpha Tauri ist Kunde im Red-Bull-Windkanal, ein Abnehmer für den eigenen Motor ab 2026 und eine Ausweichstelle für Ingenieure, die man unbedingt im eigenen Lager halten will, sich aber alleine im Rahmen des Budgetdeckels nicht leisten könnte. Und man braucht die Filiale in Faenza als Karriereleiter für Talente aus dem eigenen Stall.

Die Lösung, die von oberster Stelle akzeptiert wird, konnte demnach nur ein neues Management mit einer stärkeren Anbindung an Milton Keynes sein. Teamchef Franz Tost wird am Ende des Jahres zurücktreten und dem Rennstall als Berater weiter zur Verfügung stehen.

Seine Rolle teilen sich in Zukunft zwei Neuverpflichtungen. Geschäftsführer wird der frühere FIA-Generalsekretär Peter Bayer, der die strategische Ausrichtung des Rennstalls bestimmt. Bayer war bereits bei Audi unter Vertrag, wurde dort aber nicht glücklich, weil es zu wenig Aufgaben für ihn gab. Audi hat mit Andreas Seidl und Adam Baker bereits zwei Generäle an Bord.

Laurent Mekies & Frederic Vasseur - GP Aserbaidschan 2023
In Baku war Laurent Mekies noch in Ferrari-Teamkleidung unterwegs.

Mekies gegen Red-Bull-Ingenieure

Als neuer Teamchef ist Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies vorgesehen. Mekies arbeitete bereits von 2004 bis 2014 bei Toro Rosso, unter anderem als Chefingenieur, wechselte dann zur FIA und von dort 2018 zu Ferrari. Jetzt streiten sich beide Parteien, wann Mekies freigestellt wird. Der 46-jährige Franzose hat noch einen Vertrag mit Ferrari bis Ende 2025 und danach angeblich eine Arbeitssperre über ein Jahr.

Ein Leck im System spielte der "Gazetta dello Sport" die Nachricht zu, dass Mekies auf dem Absprung zu seinem alten Team sei. Red Bull kam die Indiskretion gelegen. Damit wurden Fakten geschaffen. Zwei Tage später verschickte Alpha Tauri eine Pressemitteilung, in der das Personalkarussell an der Spitze angekündigt wird – mit der Einschränkung, dass man nicht weiß wann der neue Teamchef anfangen kann. So schiebt man Ferrari den schwarzen Peter zu, wenn Mekies jetzt zu lange festgehalten wird. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Ferrari hat seinerseits bereits einige Ingenieure von Red Bull an der Angel. Berichte in Italien, dass auch Aero-Chef Enrico Balbo darunter sein soll, sind offenbar Dichtung statt Wahrheit. Wenn die von Ferrari ins Auge gefassten Techniker schnell nach Maranello kommen dürfen, wäre auch Mekies frei. Ansonsten muss Alpha Tauri warten. Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur machte in Bezug auf die Personalie Mekies klar, dass hier Ferraris Interessen Vorrang haben.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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