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Alfa-Sauber stagniert
Große Upgrades, kleiner Fortschritt

Alfa Romeo brachte mit Alpha Tauri das größte Upgrade nach Melbourne. Dennoch rutschte der Schweizer Rennstall eher nach hinten, als nach vorne zu kommen. Der C43 hat keine brutale Schwäche – aber auch keine wirklich ausgemachte Stärke.

Alfa Romeo - Formel 1 - GP Australien 2023
Foto: Wilhelm

Bei den Wintertestfahrten in Bahrain zählte Alfa-Romeo-Sauber noch zu den Überraschungen im Feld. In den ersten drei Saisonrennen versteckten sich Valtteri Bottas und Guanyu Zhou allerdings überwiegend, statt positiv aufzufallen. In keiner Qualifikation drangen die Alfa-Fahrer bis in den dritten Teil vor. Eine solch negative Bilanz hat ansonsten nur Alpha Tauri vorzuweisen.

Im Rennen gehörten die Alfa-Sauber nur in Bahrain zu den schnelleren Autos im Mittelfeld. Zum Saisonauftakt sammelte Bottas als Achter immerhin vier Punkte ein. In Saudi-Arabien ging das Schweizer Team leer aus. Zhou habe Pech mit dem Timing des Safety Cars gehabt, entschuldigte Hinwil. Bottas sei durch ein technisches Problem eingebremst worden. Was genau? Bleibt geheim.

Unsere Highlights
Alfa Romeo - Technik - GP Australien 2023
xpb
Die neue Nase ist länger, die einzelnen Elemente des Frontflügels anders gebaut.

Mit Alpha Tauri Letzter

In Australien staubte Zhou zwei Punkte ab, die mehr dem Chaos als dem eigentlichen Rennspeed geschuldet waren. Dass Red Bull, Mercedes, Aston Martin und Ferrari außer Reichweite liegen, ist ohnehin klar. Mit Alpine sah sich Alfa-Sauber vor dem dritten Grand Prix der Saison noch auf Augenhöhe. Die französischen Werksrenner erhöhten in Melbourne aber das Tempo, und selbst McLaren und Williams fuhren davon. Alfa-Sauber stritt sich mit Alpha Tauri um die rote Laterne.

Dabei waren es gerade diese beiden Teams, die ihre Autos am stärksten modifizierten. Alfa-Einsatzleiter Xevi Pujolar berichtete: "Die Upgrades funktionieren, wie wir es erwartet hatten. Mit dem neuen Frontflügel wird die Balance des Fahrzeugs allgemein etwas besser." Die Neuheiten, die neben dem Frontflügel eine längere Nase und modifizierte Außenspiegel umfassen, waren von langer Hand geplant.

Den fälligen Crashtest hatte die Fahrzeugfront schon vor längerer Zeit bestanden. Die Techniker waren bewusst mit der alten Nase und dem dazugehörigen Flügel in die neue Saison gestartet. Aus zwei Gründen: Erstens gab es in diesem Bereich erst spät in der letzten Saison ein Upgrade (GP Japan). Davon wollte man so lange wie möglich zehren, damit sich die Entwicklung unter dem Budgetdeckel besser rechnet.

Zweitens konzentrierten sich die Ingenieure erstmal auf die Bereiche, die mehr Rundenzeit unter den aktuellen Regeln versprechen: den Unterboden und das Heck. "Im vorderen Bereich lag noch Rundenzeit verborgen. Daher haben wir jetzt in diesem Bereich Veränderungen vorgenommen", erklärt Pujolar.

Alfa Romeo - Formel 1 - GP Australien 2023
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Mit einem starken Start legte Alfa Romeo letztes Jahr die Basis für eine erfolgreiche Saison. Dieses Jahr kamen die Schweizer nicht so gut aus der Winterpause.

Alfa braucht gute Entwicklung

Nach drei Rennen belegt Alfa-Sauber den achten Platz im Konstrukteurs-Pokal. Die Ausbeute ist im Vergleich zum Vorjahr nach drei Grands Prix von 13 auf sechs Zähler geschrumpft. Noch ist nichts verloren. In Hinwil peilt man eine Wiederholung des sechsten WM-Rangs an. Der ist nur um zwei Punkte weg. Selbst McLaren als WM-Fünfter hat erst die doppelte Punktzahl gesammelt.

Um voranzukommen, muss das Auto besser werden – und Team wie Fahrer zulegen. Die Entwicklung unter der Saison gehörte 2022 nicht zu den Stärken der Schweizer Truppe. Andere produzierten schneller neue Teile. 2023 braucht es diesbezüglich eine Steigerung.

Denn McLaren hat angekündigt, drei große Pakete zu schnüren. Das erste davon soll in Baku debütieren. Vor der Sommerpause will McLaren mit einer Art B-Version nachsetzen. Da sind also größere Sprünge vorgesehen. Alpha Tauri hat sich eine aggressive Entwicklung zum Ziel gesetzt. Es soll allein fünf oder sechs verschiedene Versionen des Unterbodens geben.

Glatter Asphalt als Gift

Williams hat gerade auf schnellen Strecken ein gutes Auto, wie zuletzt gesehen in Melbourne. Da war der Traditionsrennstall mit Alexander Albon im Auto klar schneller als die Alfa. Haas ist gerade auf eine Runde besser aufgestellt. Die Qualifikation ist bis jetzt ein wunder Punkt für Alfa-Sauber. Das zeigen die Startplätze 12 und 13 in Bahrain, 12 und 14 in Saudi-Arabien und 17 und 19 in Australien. Wer sich weiter vorne qualifiziert, kann sich im Rennen besser freischwimmen. Die Alfa-Piloten stecken dagegen im Verkehr. Zhou hing in Australien erst hinter Yuki Tsunoda fest. Kaum hatte er den Japaner überholt, ließ er sich von Kevin Magnussen im Haas überrumpeln.

Die Strecke in Down Under legte eine Schwäche des C43 offen. Auf einem kühlen wie glatten Asphalt dauerte es zu lange, bis die Fahrer die Vorderreifen auf Temperatur hatten. In Jeddah gab es dasselbe Problem – mit Abstrichen. Die höheren Asphalttemperaturen halfen dort.

Kleinste Abweichungen bringen den Schweizer Rennwagen aus dem Tritt. "Im dritten Training sah es noch danach aus, dass wir mit beiden Fahrern Chancen auf das Q3 haben", referierte Pujolar in Melbourne. Vielleicht lag es am Regenschauer vor dem Qualifying, der einen Teil des Gummis von der Strecke spülte, und die Alfa verlangsamte.

Jedenfalls stellten die Ingenieure fest: "In der Quali spürten unserer Fahrer die Vorderachse nicht mehr richtig. Ihnen fiel es schwerer, die Runden zusammenzubekommen. Im Mittelfeld bewegen sich alle innerhalb weniger Zehntel. Wenn du da schwächelst, stehst du am hinteren Ende." Fazit: "Wir sahen in Melbourne schlechter aus als wir sind."

Guanyu Zhou - Alfa Romeo - GP Australien - Melbourne - 31. März 2023
Motorsport Images
Am Trainingsfreitag von Australien evaluierten die Alfa-Ingenieure die neuen Teile.

C43 braucht mehr Abtrieb

Wer die Abstimmung verwachst, die falschen Reifen wählt, die Taktik nicht trifft und Fahrfehler begeht, der kämpft in dieser Formel 1 nicht um Punkte, sondern in der zweiten Tabellenhälfte. Die Positionen vorne sind ohnehin durch zwei Red Bull, zwei Mercedes, zwei Aston Martin und zwei Ferrari bezogen. Es bleiben für den Rest – wenn alles normal läuft – nur die kleinen Punkte auf den Plätzen neun und zehn. Und nach Australien sieht es gar danach aus, dass Alpine die letzten Überbleibsel einsackt.

Alfa-Sauber läuft Gefahr, auf das Unvermögen anderer angewiesen zu sein, um selbst zu punkten. Alpine will sich durch neue Teile bis zur Sommerpause um sechs Zehntelsekunden steigern. Hinwil muss gegenhalten. "Die nächsten Updates stecken bereits in der Pipeline", erzählt Pujolar. Alfa-Sauber will dabei größere Pakete bündeln, statt ständig mit kleineren Neuheiten aufzutauchen.

Der Spanien hält fest. "Wir haben keine spezielle Schwachstelle. Mit dem neuen Frontflügel kommt unser Auto besser zusammen. Unsere Defizite im Vergleich zu den Schnellsten beschränken sich nicht auf langsame oder schnelle Kurven. Wir brauchen allgemein mehr Anpressdruck." Und vielleicht auch einfach mehr Zeit, um die Updates zu verstehen, und das restliche Paket über das Setup darauf abzustimmen. Die Trainings in Australien waren geprägt durch den Ausfall von GPS und Regen. Das verkürzte die Fahrzeit beträchtlich.

Einen offensichtlich wunden Punkt hat Alfa-Sauber dann aber doch ausgemacht. "Andere gewinnen bei aktiviertem DRS mehr Geschwindigkeit. Das hilft ihnen speziell in der Qualifikation." Und beim Überholen. Zum Problemfall könnte Bottas werden. Er wirkt auf Außenstehende wie ein Schatten besserer Tage.

Teamkollege Zhou sei auf dem richtigen Entwicklungspfad, heißt es aus dem Team. Der Chinese strahle allgemein mehr Selbstvertrauen aus als in seiner Debüt-Saison. Er komme mit dem Auto und den Reifen besser zurecht: "Ihm fehlt nur ein echtes Erfolgserlebnis."

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