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Mehr Windkanalzeit und CFD
Audi profitiert von Sauber-Krise

Schwache Teams bekommen in der Formel 1 mehr Entwicklungsressourcen zur Verfügung gestellt, damit sie schneller aufholen können. Das könnte Audi beim Einstieg helfen. Einen Haken hat die Sache allerdings.

F1-Auto 2021 - Windkanal - 2019
Foto: FOM

Es ist ein kleines Mittel, um mehr Chancengleichheit herzustellen. Je schlechter ein Team in der Konstrukteurswertung rangiert, desto mehr Durchläufe dürfen die Ingenieure im Windkanal und den CFD-Simulationsprogrammen absolvieren. In Fünf-Prozent-Schritten geht es von oben nach unten. Die besten Teams werden damit in der Entwicklung eingebremst.

Der Effekt ist nicht vergleichbar mit den großen US-Sportligen, wo die schlechtesten Mannschaften bei der Auswahl der besten Jugendspieler zuerst zuschlagen dürfen und sich dadurch das Kräfteverhältnis von Jahr zu Jahr auf den Kopf stellen kann. Aber in der Formel 1, wo künstliche Gleichmacherei jahrelang komplett verpönt war, muss man sich auch über kleine Maßnahmen freuen, wenn sie der Spannung dienen.

Unsere Highlights

Die sogenannten "Aerodynamic Testing Regulations" (ATR) geben strikt vor, wie viele Runs ein Team im Windkanal und mit der CFD-Software durchführen darf. Die Einhaltung der Regeln wird von der FIA regelmäßig überprüft. Die Kontrolleure melden sich wenige Tage vor ihrem Besuch an. Auf Nachfrage müssen die Ingenieure dann die Daten jedes einzelnen Durchlaufs im Windkanal oder in den CFD-Programmen vorlegen.

Aerodynamik-Ressourcen (1.7. - 31.12. 2024)

Team

Windkanal-Runs

CFD-Läufe

Prozent

1. Red Bull

224

1400

70%

2. Ferrari

240

1500

75%

3. McLaren

256

1600

80%

4. Mercedes

272

1700

85%

5. Aston Martin

288

1800

90%

6. Toro Rosso

304

1900

95%

7. Haas

320

2000

100%

8. Alpine

336

2100

105%

9. Williams

352

2200

110%

10. Sauber

368

2300

115%

Basis für 2025er-Auto entscheidend

Der erlaubte Umfang der Testläufe wird alle sechs Monate neu berechnet. Am letzten Stichtag, dem 30. Juni 2024, lag zum Beispiel McLaren noch auf Rang drei der Teamwertung (siehe Tabelle). Deshalb bekommt das Team aus Woking bis zum Ende des Jahres mehr Ressourcen für die Aero-Entwicklung zur Verfügung als Ferrari und Red Bull, obwohl sich McLaren mit einem starken Juli zuletzt immer weiter an die Spitze herangepirscht hat.

Laut Teamchef Andrea Stella wird der Großteil dieser Aero-Ressourcen aber schon für das 2025er-Auto verwendet. Die Upgrades für den Rest der aktuellen Saison befinden sich bereits in der Pipeline: "Red Bull hat in dieser Saison mehr neue Teile gebracht als wir. Bei uns gab es im Hintergrund aber zuletzt einige gute Entwicklungen, die nun ihren Weg ans Auto finden sollten. Wir planen, bei mehreren Rennen neue Teile zu bringen."

Der nominell größte Profiteur der Aerodynamik-Beschränkungen ist Sauber. Das Team rangiert seit Jahresbeginn auf dem letzten Platz. Nun erhält man bis zum nächsten Stichtag (1. Januar 2025) die meiste Windkanalzeit und die meisten CFD-Läufe. Auch hier wird der Großteil davon wohl schon in den Sauber C45 für die kommende Saison fließen.

McLaren - F1-Windkanal - 2023
McLaren

Während der kommenden Saison wird die Weiterentwicklung der 2025er-Modelle stark eingeschränkt.

Startschuss für 2026 erst an Neujahr

Ein guter Start ist nächstes Jahr besonders wichtig. Alle Ingenieure schielen mit einem Auge bereits auf den großen Reglement-Wechsel 2026. Schon jetzt wird in vielen Fabriken daran getüftelt, wie man die neuen Antriebseinheiten mit mehr Elektro-Power und größeren Batterien möglichst kompakt unter der Verkleidung einbauen kann.

Damit nicht einige Teams einen Frühstart hinlegen und die aktuelle Entwicklung komplett vernachlässigen, darf die Aerodynamik-Entwicklung für die nächste Auto-Generation aber frühestens am 1. Januar 2025 beginnen. Das heißt, dass die 2026er-Renner erst nach dem Jahreswechsel in den Windkanal gestellt werden. Dann beginnt für die Aerodynamiker die heiße Phase.

Es wird erwartet, dass bei vielen Teams während der Saison 2025 kaum noch Entwicklung an den Auslaufmodellen stattfinden wird. Die Basis muss also passen. Vor allem ein Neueinsteiger wie Audi, der in seiner ersten Saison als Werksteam direkt glänzen will, wird sofort alle Ressourcen auf das 2026er-Modell legen. Deshalb profitiert der Neuling natürlich davon, wenn Sauber dieses Jahr auf dem letzten Platz abschließt.

Guanyu Zhou - Sauber - GP Österreich 2024
Wilhelm

Entwicklung, Ressourcen, Strategie, Boxenstopps - bei Sauber muss man erst einmal lernen, wie ein Top-Team zu arbeiten.

Sauber braucht Lebenszeichen

Absichtlich wird das Schweizer Team die Saison aber sicher nicht abschenken. So hilfreich die zusätzlichen Aero-Runs auch sind, so schlecht ist die Dauerpleite für die Moral in der Truppe. Um die Mitarbeiter zu motivieren und zu beweisen, dass man mit den Veränderungen in der Entwicklungsabteilung auf dem richtigen Weg ist, braucht es zumindest kleine Erfolge.

Audi hat große Ziele formuliert. Man will mit den Großen der Branche auf Augenhöhe kämpfen. Um das zu erreichen, müssen die Mitarbeiter in jeder einzelnen Abteilung so denken wie bei einem Top-Team und so arbeiten wie bei einem Top-Team.

Das funktioniert aber nur, wenn man auf der Strecke abliefert und sich direkt mit der Konkurrenz auf höchstem Level messen kann. Krebst Sauber weiter am Ende des Feldes herum, fällt die erforderte Lernkurve in der 2026 umso steiler aus und der Aufstieg wird entsprechend schwerer.

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