MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"31134895","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"31134895","configName":"ads.vgWort"}

Adrian Newey bestätigt neues Team
Diese fünf Gründe sprachen für Aston Martin

Aston Martin hat die Verpflichtung von Adrian Newey offiziell bestätigt. In einer feierlichen Pressekonferenz in Silverstone sprach der Stardesigner über seine Gründe für den Wechsel.

Lawrence Stroll &  Adrian Newey - Aston Martin - 2024
Foto: Aston Martin

Trotz seines fortgeschrittenen Alters von 65 Jahren konnte sich Adrian Newey seinen neuen Arbeitgeber aussuchen. Mit Ferrari, Williams, Alpine und Aston Martin hatten sich gleich vier Rennställe intensiv bemüht. Auch Mercedes, Audi und McLaren sollen zumindest zaghaft angefragt haben, fielen aber schon relativ früh durch den Rost.

Am Ende hat Aston Martin das Rennen gemacht. In einer feierlichen Pressekonferenz in der frisch errichteten Teamzentrale in Silverstone wurde die prominente Neuverpflichtung am Dienstag (10.9.) der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Rolle von Newey wurde offiziell als "Managing Technical Partner" bezeichnet. Teambesitzer Lawrence Stroll hat damit seine Königsfigur für das Unternehmen WM-Titel gefunden.

Unsere Highlights

Newey ist nach Enrico Cardile und Andy Cowell schon der dritte hochkarätige Ingenieur, den Aston Martin in diesem Jahr verpflichten konnte. Bis das Trio die Arbeit aufnehmen wird, dauert es aber noch eine Weile. Nach Absitzen seiner Arbeitssperre steht Newey erst Anfang März 2025 zur Verfügung. Von seinen neuen Kollegen wurde Newey bei der Vorstellung in der Fabrik in Silverstone mit frenetischem Applaus empfangen. In der Pressekonferenz erklärte das "Superhirn" anschließend, warum die Entscheidung auf Aston Martin fiel.

Adrian Newey - Aston Martin - 2024
Aston Martin

Ein Newey kommt nicht zum Nulltarif. Nicht jedes Team kann sich das Millionengehalt leisten.

Punkt 1: Der Vertrag und das Gehalt

Natürlich hat Adrian Newey in den letzten vier Jahrzehnten in der Formel 1 genügen Geld verdient. Aber zum Nulltarif bekommt man den besten Designer der aktuellen Generation natürlich nicht. Für die Gehaltsverhandlungen war niemand Geringeres als Eddie Jordan verantwortlich. Der ehemalige Teamchef gilt in der Szene immer noch als harter Hund. Wie die BBC erfahren hat, muss Aston Martin mit Bonuszahlungen im Erfolgsfall bis zu 35 Millionen Euro pro Jahr überweisen. Bei diesen Summen stieg selbst Ferrari irgendwann aus dem Wettbieten aus. "Für das, was er hier einbringt, ist er ein Schnäppchen", ist sich Stroll sicher.

Newey wird zudem Anteilseigner und Partner in der Unternehmensführung von Aston Martin, was ihm die Konkurrenz nicht so einfach bieten konnte. Das Geld selbst war aber nicht der einzige wichtige Punkt im Vertrag. Newey wollte einen Deal, der ihm alle Freiheiten lässt und langfristig läuft. Man hört von einer Laufzeit von mindestens fünf Jahren. Erst dann lassen sich die Früchte seiner Arbeit auch ernten. Der Erfolg kommt in der Formel 1 bekanntlich nicht über Nacht.

Auch sein neuer Chef, hatte offenbar einen großen Anteil daran, dass sich Newey am Ende für Aston Martin entschieden hat: "Ich kenne Lawrence schon seit einigen Jahren. Teambesitzer sind in der heutigen Zeit so wichtig wie früher die Teamchefs. Ich bin beeindruckt von der Leidenschaft und dem Engagement, das er hier zeigt. Er will ein Team aufbauen, das die ganze Welt schlägt. Er geht immer gradlinig seinen Weg und wenn es nötig ist, setzt er alle seine Chips auf Schwarz. Das beweist er auch hier."

Aston Martin - Fabrik - 2023
Aston Martin

Auf der grünen Wiese ließ Aston-Martin-Besitzer Lawrence Stroll eine State-of-the-Art F1-Fabrik mit neuen Prüfständen, Simulatoren und Windkanal bauen.

Punkt 2: Die moderne Infrastruktur

In der Woche vor dem Kanada-Grand-Prix entließ Lawrence Stroll sämtliche Mitarbeiter in einen frühen Feierabend, um Adrian Newey die neue Fabrik in Silverstone persönlich zu zeigen. Der Besuch des prominenten Gastes sollte eigentlich geheim bleiben, was aber nicht funktionierte. "Ich denke, dieser Besuch war extrem wichtig", erklärte Stroll nicht ohne Stolz. "Es ist immer schwer, diese drei spektakulären Gebäude mit Worten zu erklären, wenn man sie nicht selbst gesehen hat. Es zeigt unsere Absicht zu gewinnen."

Mit der neuen Infrastruktur kann Newey alle seine Wünsche verwirklichen. Bei Williams oder Audi wäre das nicht auf Anhieb möglich gewesen. Spätestens zur Saison 2025 sollen alle Prüfstände, der neue Simulator und der neue Windkanal ans Netz gehen. Wie wichtig ein moderner Windkanal ist, wurde zuletzt durch den raketenhaften Aufstieg von McLaren deutlich. Seit das Papaya-Team die neue Anlage in Woking betreibt, geht es aufwärts.

Bei Aston Martin wird Newey auch mitentscheiden dürfen, wie man die neuen Werkzeuge am besten nutzt. "Diese Infrastruktur ist einfach nur atemberaubend. Es ist nicht einfach, so etwas auf der grünen Wiese zu erschaffen und dann so eine gute Arbeitsatmosphäre herzustellen, in der sich alle wohlfühlen und in der eine gute Kommunikation der Abteilungen möglich ist. Ich habe schon andere neue Einrichtungen gesehen, wo das nicht der Fall ist", lobte Newey die neue Fabrik.

Im Gegensatz zur Teilzeitarbeit bei Red Bull will Newey bei Aston wieder die ganze Woche arbeiten und sich mit seinem Zeichenbrett im Büro vor Ort voll einbringen. "Bei Red Bull habe ich zuletzt einen Schritt zurück gemacht. Mit dem Wechsel des Technikreglements gibt es eine neue Stimulation und eine frische Herausforderung. Ich mache immer das, wovon ich das Gefühl habe, dass es das Beste für das ist, was das Team braucht."

Masashi Yamamoto - Adrian Newey - Formel 1 - 2019
xpb

Aus seiner Zeit bei Red Bull hat Newey die Arbeit von Honda schätzen gelernt.

Punkt 3: Der Honda-Motor

Mit dem Wechsel in eine neue Technik-Ära 2026 wird die Formel 1 wieder zu einer Serie, bei der vor allem der Motor zählt. Die komplexen Antriebseinheiten, die ihre Leistung zur Hälfte in Form von elektrischer Energie auf die Hinterachse wuchten, stellen alle Hersteller vor große Herausforderungen.

Mit dem neuen Motorenpartner Honda hat Newey eine bekannte Größe an der Seite, die er bei Red Bull schätzen gelernt hat. "Ich habe in den letzten sechs Jahren immer sehr gerne mit Honda gearbeitet und freue mich, dass die Kooperation nun weitergeht. Die Zusammenarbeit war immer sehr einfach", lobte der Ingenieur die Japaner. "Die Regeln stellen einen kompletten Neustart dar, der Chancen und Risiken bringt. In Zukunft wird es wohl mehr als je zuvor auf ein gutes Zusammenspiel zwischen Motor und Chassis ankommen."

Sein altes Team Red Bull muss dagegen zum ersten Mal in seiner Geschichte in Eigenregie den Antrieb entwickeln. Das sorgt für viele Fragezeichen und Unwägbarkeiten. Ein zweiter Punkt, der für Aston Martin sprach, ist das Benzin. Der neue Rennsprit muss CO2-neutral hergestellt sein und auch in normalen Straßenautos laufen. Der neue Spritpartner Aramco hat sich auf dem Gebiet der Racing-E-Fuels in den letzten Jahren viel Kompetenz aufgebaut und könnte zu einem wichtigen Faktor werden.

Adrian Newey & Fernano Alonso
xpb

Adrian Newey hat schon mit vielen Weltmeistern zusammengearbeitet. Fernando Alonso stand immer auf der Wunschliste.

Punkt 4: Die Zusammenarbeit mit Alonso

Adrian Newey hat schon häufiger angedeutet, dass er zum Abschluss seiner Karriere gerne noch einmal mit einem großen Fahrer wie Fernando Alonso oder Lewis Hamilton arbeiten würde. Mit beiden Fahrern gleichzeitig ging leider nicht. Am Ende entschied das Gesamtpaket für Aston Martin und gegen Ferrari. Andere Kandidaten hatten gar keine F1-Legende zu bieten, um den Stardesigner anzulocken.

Alonso gilt in Fachkreisen als Ingenieur im Cockpit. Der Rekordstarter in der Formel 1 kann auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen. Er ist der verlängerte Arm der Techniker hinter dem Steuer, der sofort identifizieren kann, wo die Schwachstellen des Autos liegen. Außerdem weiß Newey, dass Alonso immer noch den nötigen Ehrgeiz besitzt, um die jungen Konkurrenten auszustechen und seinen dritten WM-Titel zu feiern.

"Wir haben über die Jahre viele Jahre Schlachten geschlagen. Er war in manchen Zeiten fast so etwas wie ein Erzfeind für uns. Nach der Saison 2008 waren wir bei Red Bull nahe dran, ihn zu verpflichten. Das hat damals leider nicht ganz geklappt. Er ist eine Legende in unserem Sport. Ich freue mich schon sehr darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten", lobte Newey den Doppel-Champion.

Der Spanier gab das Lob direkt zurück: "Wir fahren schon viele Jahre gegeneinander. Ich würde ihn als Inspiration bezeichnen. Dank Adrian und seiner Autos wurden wir als Fahrer, als Ingenieure und als Teams besser. Wegen ihm mussten sich alle steigern, um mithalten zu können. Für mich ist es eine tolle Gelegenheit, jetzt mit Adrian zu arbeiten. Da kann man viel lernen. Es ist auch ein unglaublicher Tag für das Team. Die Vision von Lawrence nimmt immer mehr Form an. Das ist das Team der Zukunft."

Adrian Newey - Aston Martin Valkyrie - Goodwood 2021
xpb

Der Name Aston Martin hat auf Newey schon früher Anziehungskraft ausgeübt.

Punkt 5: Der Name Aston Martin

Adrian Newey ist ein Traditionalist. Es war klar, dass er nach seiner Zeit bei Red Bull noch einmal zu einer großen Marke wechseln würde. "Nach Ferrari ist Aston Martin wohl die legendärste Marke in der Automobilwelt. Ich habe mit dem Valkyrie ja schon eine Verbindung. Und ich besitze auch ein paar klassische Astons. Ich kenne die Marke und ihren Zauber also schon", freute sich der Konstrukteur. Bei Aston Martin kann er nicht nur das Formel-1-Auto bauen, sondern falls gewünscht auch Straßenprojekte realisieren, wie er es mit dem Valkyrie bereits getan hat.

Neben der großen Historie dürfte auch die aktuelle sportliche Situation eine Rolle gespielt haben. Führt Newey einen Mittelfeld-Rennstall wie Aston Martin zum Titel, dann würde man ihm das persönlich mehr anrechnen, als es bei Ferrari, Mercedes oder McLaren der Fall gewesen wäre. "Ich wollte einen frischen Neustart und eine neue Herausforderung", erklärte Newey auf die Frage, warum er sich nicht einfach in die Rente verabschiedet hat.

Wichtig ist auch der Standort der Fabrik, der am Ende für Aston Martin und gegen Ferrari oder Audi sprach. Newey ist auf der britischen Insel fest verwurzelt. Im Alter von 65 Jahren beginnt man den Komfort kurzer Anfahrtswege besonders zu schätzen, vor allem wenn Newey, wie bereits erwähnt, wieder verstärkt im Büro arbeiten will als zuletzt bei Red Bull. Bei Ferrari hätte er sich an eine ganz neue Kultur gewöhnen müssen. Ob das mit der speziellen Arbeitsweise von Newey kombinierbar gewesen wäre, werden wir leider nicht mehr herausfinden können.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 20 / 2024

Erscheinungsdatum 12.09.2024

148 Seiten