GP Monaco: Adrian Newey lobt und kritisiert Aston Martin

Aston Martin im 2026er-Modus
Newey kritisiert Simulator

GP Monaco 2025
Veröffentlicht am 24.05.2025

Der Guru war da. Zum ersten Mal in Grün. Adrian Newey schließt mit seinem ersten Auftritt als Aston-Martin-Cheftechniker sein Kennenlernprogramm beim Formel-1-Grand-Prix in Monaco mit seinem neuen Arbeitgeber ab. Teamchef Andy Cowell bestätigt: "Adrian will mit seinem Besuch in Monte Carlo aus erster Hand beobachten, wie wir unsere Rennwochenenden planen, wie die Mannschaft und die Fahrer arbeiten und wie wir die Strategie angehen. Seine Erfahrung und seine Kreativität können auch dem Rennteam helfen."

Seit Adrian Newey am 3. März seine Arbeit aufnahm, hat er sich nur ein freies Wochenende gegönnt. Zunächst ging es darum, sich mit seinen Kollegen, der Arbeitsweise, den Werkzeugen vertraut zu machen, Stärken und Schwächen zu erkennen. Erstes Urteil: "Wir haben Leute von hoher Qualität. Vielleicht müssen sie noch etwas besser zusammenarbeiten. Es gibt Bereiche, die wir noch ausbauen müssen und auch solche, bei denen wir die Werkzeuge verbessern müssen."

Und dann nimmt Newey den neuen Simulator ins Visier, der erst Ende letzten Jahres ans Netz ging. "Er liefert uns keine gute Korrelation im Moment. Da müssen wir viel Arbeit reinstecken, weil er erstens ein wichtiges Entwicklungswerkzeug ist und uns zweites bei der Abstimmungsarbeit unterstützen soll. Das kann schlimmstenfalls eine Aufgabe von zwei Jahren sein."

Adrian Newey - Büro - Aston Martin - Fabrik - Silverstone 2025
Aston Martin

Die beste Fabrik der Welt

Erklären die offensichtlich nicht repräsentativen Daten aus dem Fahrsimulator die aktuelle Aston-Martin-Misere? Wahrscheinlich zum Teil. Wenn schon die neue, hochmoderne Anlage keine verlässlichen Daten liefert, wie weit weg von der Wirklichkeit muss dann erst das alte Modell gewesen sein? So könnten die Ingenieure bei ihrer Entwicklungsarbeit und der Abstimmung der Autos über einen langen Zeitraum in die Irre geführt worden sein.

Newey hat bei seiner Kritik natürlich die Standards von Red Bull als Referenz im Kopf. In Bezug auf die Mannschaft bittet er um Verständnis: "Dieses Team ist aus Jordan entstanden und war bis zu der Racing-Point-Zeit ein kleiner Rennstall. Jetzt ist er in kurzer Zeit stark gewachsen. Das ganze Gefüge muss sich erst einmal stabilisieren."

Newey verteilt aber auch Lob: "Die Fabrik ist die beste der Welt, und das Gleiche trifft wohl auch auf den neuen Windkanal zu. Aber beim Windkanal ist es wie bei einem Motorenprüfstand. Es kommt auf die Ideen der Menschen an, die ihn füttern."

Adrian Newey - Aston Martin - GP Monaco 2025 - Monte Carlo - Formel 1
xpb

Zu 99 Prozent am 2026er-Auto

Der Star-Designer hat sich voll in die Arbeit mit dem 2026er-Auto gestürzt. Er befindet sich nach eigenen Worten in einer Art Design-Trance. "Das nimmt 99 Prozent meiner Arbeit in Anspruch." Das aktuelle Modell ist nur beim Mittagessen mit seinen Kollegen ein Thema. "Ich sitze öfter mit der Gruppe zusammen, die sich noch um das 2025er-Auto kümmert. Wir diskutieren die Stärken und Schwächen, und vielleicht können meine Kollegen da etwas mitnehmen."

Für mehr fehlt die Zeit. Da hätte sich Newey wochenlang ausklinken müssen. Die Aufgabe, den Aston Martin für die nächste Saison zu bauen, ist groß genug, wie das Superhirn bestätigt. "Als ich die neuen Regeln zum ersten Mal gelesen habe, dachte ich: Da gibt es kaum Freiheiten. Nach genauerem Studium habe ich meine Meinung geändert. Wir werden nächstes Jahr so wie 2022 viele unterschiedliche Ansätze sehen, die sich dann mit den Jahren wieder angleichen werden."

Adrian Newey - Aston Martin - 2024
Aston Martin

Der Faktor Newey

Als Newey im März seine Arbeit aufnahm, war noch nicht viel Vorarbeit am AMR26 geleistet worden. Damit steht das Projekt unter Druck. "Andere haben früher angefangen. Die Fristen fliegen gerade so auf uns zu. 1997 habe ich erst im August bei McLaren angefangen. Damals standen wir auch vor einem neuen Reglement. Es war damals wie heute knapp, obwohl ich jetzt fünf Monate mehr Zeit habe. Aber die Autos sind in der Zwischenzeit viel komplexer geworden."

Die grobe Architektur steht bereits: Radstand, Tankposition, Fahrwerk. Und genau da ist Newey gefragt. Er ist einer wenigen in diesem Geschäft, der das ganze Auto im Blick hat. Für den 66-jährigen Engländer ist das 2026er-Reglement die größte Herausforderung seiner Karriere. Nie wurden Chassis, Motor und Reifen gleichzeitig neu reglementiert.

Ein Matchwinner könnte nächstes Jahr das Mindestgewicht sein, das von 800 auf rund 770 Kilogramm sinkt. "Die Autos werden leichter, das Mindestgewicht geht runter. Wenn ein Team das neue Mindestgewicht im ersten Anlauf schafft, dann ist es sehr, sehr gut", prophezeit Newey. Gewicht ist im Gegensatz zu Aerodynamikentwicklungen ein garantierter Zeitgewinn.

Adrian Newey - Aston Martin - 2025
Aston Martin

Für Verstappen erst beweisen

Das beste Auto ist nur so gut, wie seine Fahrer. Mit Fernando Alonso und Lance Stroll hat Aston Martin den Mann mit der meisten Erfahrung und den Sohn des Besitzers an Bord, der im Zirkus nicht den besten Ruf besitzt. Newey verteidigt Stroll: "Er ist gegen Leute wie Perez, Hülkenberg, Vettel und Alonso gefahren und hat sich dabei immer ordentlich geschlagen."

Alonso ist so was wie Neweys Wunschpilot. "All die Jahre, in der ich in der Formel 1 bin, war er mein Gegner. So wie Lewis Hamilton. Jetzt arbeite ich wenigstens mit einem der beiden zusammen." Und was ist seine Meinung zu Max Verstappen, der immer mal wieder mit Aston Martin in Verbindung gebracht wird? "Max ist ein Fahrer, der jedes Team schmücken würde. Er kann sich das beste Auto aussuchen. Es liegt an uns, ihm das zu beweisen."